Ich Kann Zitate (Seite 30)
Drei alte Damen sitzen beisammen und unterhalten sich. Sagt die eine: "Ich bin jetzt achtzig und sehe noch genauso gut wie in meiner Jugend." - "Wirklich erstaunlich", meint die zweite, "aber ich kann auch nicht klagen. Ich werde fünfundachtzig, und mein Gehör ist noch so fabelhaft, als wäre ich zwanzig. - "Jaja", fällt die dritte ein, "vorgestern bin ich neunzig geworden, und noch Jungfrau, toi, toi, toi!"
Max "Maxi" Böhm
Zu spät
Sie haben dich fortgetragen,
Ich kann es dir nicht mehr sagen,
Wie oft ich bei Tag und Nacht
Dein gedacht,
Dein und was ich dir angetan
Auf dunkler Jugendbahn.
Ich habe gezaudert, versäumet,
Hab' immer von Frist geträumet;
Über den Hügel der Wind nun weht:
Es ist zu spät.
Friedrich Theodor von Vischer
Resignation
Ich bin ein alter Narre,
Ich hab meine Zeit verpaßt,
Ich hab meine goldene Jugend
Vergeudet und verpraßt.
Ich kann sie nicht mehr finden
Die überschäumende Kraft:
Zu Asche stob in Sünden
Die lodernde Leidenschaft.
Nun heißt es: sich bescheiden
Mit dem traurigen Funkenrest
Und aus Erinnerungs-Scheiten
Noch feiern ein Abschiedsfest.
Ludwig Scharf
Natur
Wenn immer sie mich fragen,
Ob ich ein Freund sei der Natur,
Was soll ich ihnen nur
Dann sagen?
Ich kann eine Bohrmaschine,
Einen Hosenträger oder ein Kind
So lieben wie Blumen oder Wind.
Ein Sofa ist entstanden,
So wie ein Flußbett entstand,
Wo immer Schiffer landen,
Finden sie immer nur Land.
Es mag ein holder Schauer
Nach einem Erlebnis in mir sein.
Ich streichle eine Mauer
Des Postamts. Glatte Mauer aus Stein.
Und keiner von den Steinen
Nickt mir zurück.
Und manche Leute weinen
Vor...
Joachim Ringelnatz
Am Strome
Ich kann oft stundenlang am Strome stehen,
Wenn ich entflohen aus der Menschen Bann;
Er plaudert hier wie ein erfahrner Mann,
Der in der Welt sich tüchtig umgesehen.
Da schildert er mir seiner Jugend Wehen,
Wie er den Weg durch Klippen erst gewann,
Ermattet darauf im Sande schier verrann,
Und jedes Wort fühl' ich zum Herzen gehen.
Wie wallt er doch so sicher seine Bahn!
Bei allem Plänkeln, Hin- und Widerstreifen
Vergißt er nie: "Ich muß zum Ozean!"
Du, Seele, nur willst in der Irre...
Georg Herwegh
Gekommen ist der Maie,
Die Blumen und Bäume blühn,
Und durch die Himmelsbläue
Die rosigen Wolken ziehn.
Die Nachtigallen singen
Herab aus der laubigen Höh,
Die weißen Lämmer springen
Im weichen grünen Klee.
Ich kann nicht singen und springen,
Ich liege krank im Gras;
Ich höre fernes Klingen,
Mir träumt, ich weiß nicht was.
Heinrich Heine
Ambitionen
Die Unzufriedenheit trügt ich kann das Blatt
wenden sagt der Dichter eigentlich liebe ich meine
Pappnasen der Spiegel steht mir zu Gesicht mit
dem Finger an der Stirn lehne ich mich an meine
Schulter und überdies sagt der Dichter liegen mir
die Berge zu Füssen man wird von mir hören ich
spiele die erste Geige die zweite und die dritte
Brigitte Fuchs
Wölfe
Blutige Schnauzen im Wind
Das Dunkel zum Jagen gemacht
Wißt ihr noch, gestern, das Kind?
Es heulte wie wir in der Nacht.
Der Neuschnee verwischt uns’re Spuren
Legt sich sacht auf gefrorenes Blut
Und der Wind übertönt unser Knurr’n
Das ist gut! Das ist gut!
Am Tag kamen Menschen hierher
Haben Hunde bei sich geführt
Kamen mit Stock und Gewehr
Doch ich hab ihre Angst gespürt.
Ihre Angst, uns wirklich zu seh’n
Ihre Angst, daran zu verbrennen
Ihre Angst, vor Scham zu vergeh’n
daß...
Götz vor dem Gentschenfelde