Himmel Zitate (Seite 28)
Des Kindes Seligkeit
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
o welche Wonne, welche selge Lust!
Die Mutter ist so fromm; sie ist so rein,
und ich will so wie sie auch immer sein.
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
o welche Wonne, welche selge Lust!
Sie ist so lieb; sie ist so mild, so gut;
ich sag ihr Alles, was mir wehe tut.
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
o welche Wonne, welche selge Lust!
Geht sie dereinst in Gottes Himmel ein,
wird sie mein Engel, o mein Engel sein!
Karl May
Tagesscheiden
Nun gehst du hin in Frieden,
du schöner, goldner Tag.
Bist du von uns geschieden,
ich doch nicht trauern mag.
Du kehrst doch morgen wieder;
nicht ewig währt die Nacht;
dann steigst du vom Himmel hernieder
in neuer uns segnender Pracht.
So werd auch ich in Frieden
von hinnen scheiden gehn;
es gibt doch schon hinieden
ein geistig Auferstehn.
Am Firmament geschrieben
steht mein und euer Glück:
Als segnender Engel, ihr Lieben,
kehr täglich zu euch ich zurück.
Karl May
Ergib dich drein
Ergib dich drein, du liebes Menschenkind,
daß deine Wege nicht die meinen sind.
Es kann nicht Alles so, wie du willst, sein;
du bist nicht Herr; ergib dich ruhig drein!
Ergib dich drein, und forsch und hadre nicht;
tu, was die heilge Stimme in dir spricht.
Sie flüstert dir das einzig Richtge ein;
sie täuscht dich nicht; ergib dich ruhig drein!
Ergib dich drein. Beschwerlich ist der Steg,
der deiner harrt, fernab vom breiten Weg.
Schlägst du ihn ein, schlägst du ihn...
Karl May
Nur einer?
Es leuchtete in trüber Nacht
vom Himmel einsam mir ein Stern,
und ich, auch trüb, ich hab gedacht,
die andern seien mir so fern.
Da lächelte mit hellem Strahl
er mir die ganze Wahrheit zu
und brachte meines Zweifels Qual
mit seinem Himmelsgruß zur Ruh:
"Es glänzen Millionen hier
ganz in demselben Himmelslicht
und in derselben Liebe dir,
dein Auge aber sieht es nicht!"
Karl May
Sternschnuppe
Es fiel ein Stern, habt ihr gedacht,
aus weiten, unbekannten Fernen.
Ging unter er in dunkle Nacht?
Blieb er am Himmel bei den Sternen?
Ist's eine Welt, die im Entstehn
sich Kraft und Stoff zu holen strebte?
War's eine Welt, die im Vergehn
durchs Leuchten sich zu Ende lebte?
Das werdet ihr vielleicht,
vielleicht eure Rohre noch ergründen,
jedoch wer ihren Weg ihr zeigt,
kann nur der Glaube euch verkünden.
Karl May
An die Mutter
Ich hab gefehlt, und du hast es getragen,
so manches Mal und, ach, so lang, so schwer.
Wie das mich nun bedrückt, kann ich nicht sagen;
o komm noch einmal, einmal zu mir her!
Du starbst ja nicht; du bist hinaufgestiegen
zu reinen Geistern, meiner Mutter Geist.
Ich weiß, du siehst jetzt betend mich hier liegen;
o komm, o komm, und sag, daß du verzeihst!
Komm mir im Traum; komm in der Dämmerstunde,
wenn, Stern um Stern, der Himmel uns umarmt.
Bring mir Verzeihung, und bring...
Karl May
Heilesbotschaft
Es ging ein Heil von oben aus,
vom Paradies, vom Vaterhaus.
Die Engel trugen es zur Erde,
damit es uns zu eigen werde.
Doch bleibt dem menschlichen Verstand
die Gottesbotschaft unbekannt,
weil er das, was er denkt und dichtet,
nach außen, nicht nach innen richtet.
Er faßt in seiner Prosa nicht
des Himmels herrlichstes Gedicht.
Zum Herzen nur ist es gekommen
und wird von ihm allein vernommen.
Karl May
Mit aller Kunst
Erhasch' die Gunst,
Die heute lacht;
Doch sei bedacht,
Daß alle Kunst
Nicht hält die Gunst,
Die über Nacht
Verliert die Pracht.
Drum üb' die Kunst
Wenn einst die Gunst
Eh' Du's gedacht,
Auf's Neu' erwacht;
Hält dann die Kunst
Dir fest die Gunst,
Die Ruhm und Macht
Dir hat gebracht, –
Dann ist die Kunst
Des Himmels Gunst,
Die, wohl bewacht,
Uns glücklich macht.
Heinrich Martin
Schneesturm
Droben schwarze Wolken jagen
Pfeilgeschwind,
Seine schaurig wilden Klagen
Stöhnt der Wind.
Durch verfall'ner Mauer Spalten
Wirbelt Schnee,
Wie von finst'rer Macht gehalten
Starrt der See.
Und kein goldnes Sterngewimmel
Leuchtet mild,
Wie verschlossen dräut der Himmel
Schwarz und wild...
Da zerreißt der Sturm die mächt'ge
Wolkenschicht
Und ein lichter Stern das nächt'ge
Graus durchbricht!
Strahl ins Herz mir, gold'ner Schimmer,
Lind und sacht. –
Seine Sterne...
Eugenie Marlitt
Ein losgerissener Baum.
Weithin vom rasenden Sturm getragen
Aus trautem Waldgeheg
Liegt er verscheidend am Weg.
Durch den Wipfel, der einst so kühn
Gen Himmel getragen sein Grün,
Rauschen jetzt einsam Todesklagen.
Schmerzlich zucken die Blätter, durchzittert
Vom leisen Windeshauch,
Aus niedrem Strauch
Kriecht der Wurm
Preisend den Sturm,
Der dies stolze Leben zersplittert.
Wenn dein Mut von den Stürmen und Wettern
Des Schicksals besiegt
...
Eugenie Marlitt
Grauer Himmel
Die Sonne will nicht kommen,
Die Blumen so traurig sind.
»Sie hat Euch alle vergessen«,
Spricht höhnisch der kalte Wind.
Ein Schlüssel von blankem Golde
Ist heller Sonnenschein,
Der öffnet die Blumenherzen
Und stiehlt sich leise hinein.
Nun hat er sie treulos verlassen,
Die Blumen weinen allein.
Muß immer Lieben und Täuschen
So eng denn verbunden sein?
Eugenie Marlitt
Von denen, die dazu ersehen,
Des Himmels Segen zu erflehen,
War selten einer ernstgelehrt,
Viel öfter hitzig und verkehrt.
Doch glückt's den meisten zu verhüllen,
Wie Stolz und Habgier sie erfüllen.
Wenn nur das Mindeste geschah,
Worin man eine Schädigung sah,
Sogleich erhob man ein Gezeter:
"Wo ist die Tugend hin, ihr Götter!"
Merkur ergötzte dieser Streit,
Die andern nannten's Albernheit.
Bernard de Mandeville
Ein Morgen im Juli
Die Sonne ist aufgegangen.
Prächtig, herrschend
und übernatürlich schön
steht sie am Himmel.
Die Luft ist noch kühl,
und das Gras vom Tau bedeckt.
In meinen Augen besteht er
aus Millionen von winzigen
Kristallen.
Und weit hinten,
wo der schwarze Wald steht wie
ein dunkles Flammenmeer,
kriecht der Nebel die Wiesen entlang.
Claudia Malzahn