Himmel Zitate (Seite 19)
Du willst, daß ich in Worte füge,
was flüchtig ist wie Windeswehn,
und meiner Seele Atemzüge,
die leisen, kannst du nicht verstehn?
Die stille Wonne wie die Klage,
die nur in Geistertönen lallt,
bleibt eine unverstandne Sage,
wenn nicht das Herz ihr widerhallt.
Ihr Sinn ist hin, ihr Laut verklungen,
sobald die Lippe sie erst nennt;
nicht eignet sich für Menschenzungen,
was nur der Himmel weiß und kennt.
Adolf Friedrich Graf von Schack
Sei nicht dumm
Kurzen Sommer blüht die Blume,
Denn das Schöne währt nicht lang,
Schwach Gedächtnis bleibt vom Ruhme,
Jubel schwindet und Gesang.
Blumen welken, Mädchen altern,
Folgsam ewigem Gesetz,
Jugend bannt man nicht mit Psaltern,
Und die Dauer bleibt Geschwätz.
Deshalb wollen wir zur Neige
Schlürfen jeden Augenblick;
Blau der Himmel, grün die Zweige,
Sei nicht dumm und preis das Glück!
Ferdinand Sauter
Im Herbst
Durch die Wälder streif' ich munter,
Wenn der Wind die Stämme rüttelt
Und im Rascheln bunt und bunter
Blatt auf Blatt herunterschüttelt.
Denn es träumt bei solchem Klange
Sich gar schön vom Frühlingshauche,
Von der Nachtigall Gesange,
Und vom jungen Grün am Strauche.
Lustig schreit' ich durchs Gefilde,
Wo verdorrte Disteln nicken,
Denk' an Maienröslein milde
Mit den morgenfrischen Blicken.
Nach dem Himmel schau' ich gerne,
Wenn ihn Wolken schwarz bedecken;
Denk' an tausend liebe...
Friedrich von Sallet
Die Sterne
Wenn sich die Nacht zaghaft mit euch besteckt,
wie eine dunkle Tänzerin den seide-
weichen Leib mit spärlichem Geschmeide,
wenn ihr gleich brennendem Staub den Himmel deckt
und leuchtend in das Nichts hinüberleckt,
fliegt wohl von dieser dürren Lämmerheide
und abgegrasten Trübsalsrinderweide
die Seele lechzend zu euch hoch und reckt
der Sehnsucht Fackel hoch in euch empor,
bis sie vom Weine der Unendlichkeiten
trunken taumelt und ein wirrer Flor
sich um die Sinne legt –: aus euren...
Gustav Sack
Die Pappeln
Wie lieb' ich euch,
Leise schwankende Pappeln,
Die ihr gesammelten Wuchses
Zum Himmel aufstrebt!
Freilich wohl
Erreicht ihr ihn nicht –
Aber hoch empor ragt ihr
über niedres Gestrüpp nicht bloß
Und den verkrüppelten Fruchtbaum:
Auch die mächtige Eiche,
Die schattenspendende Linde
Laßt ihr unter euch.
Und mit ihnen
Die dumpfen Wohnungen der Menschen,
Deren kurzer Blick, dem Nützlichen zugewandt,
Nur selten an euch, den Nutzlosen,
Empor sich hebt,
Indes ihr,
Weithin überschauend die...
Ferdinand von Saar
Salomon und der Sämann
Im Feld der König Salomon
Schlägt unterm Himmel auf den Thron;
Da sieht er einen Sämann schreiten,
Der Körner wirft nach allen Seiten.
"Was machst du da?" der König spricht;
"Der Boden hier trägt Ernte nicht.
Laß ab vom thörichten Beginnen;
Du wirst die Aussaat nicht gewinnen."
Der Sämann, seinen Arm gesenkt,
Unschlüssig steht er still und denkt;
Dann fährt er fort, ihn rüstig hebend,
Dem weisen König Antwort gebend:
"Ich habe nichts als dieses Feld,
Geackert hab ich's...
Friedrich Rückert
Ists besser, nicht besessen haben
Ists besser, nicht besessen haben,
Als zu verlieren das Besessne?
Im Grunde gleich sind alle Gaben,
Vom Himmel Menschen zugemessne.
Es fehlt uns doch, was wir nicht wissen;
Wir haben noch, was wir vermissen.
Und endlich ruht in Finsternissen,
Ob nie gehabt und ob entrissen,
Gleich Ungekanntem das Vergessne.
Friedrich Rückert
Das ist meine Klage
Das ist meine Klage,
Daß vor dieser Plage
Selbst verstummt die Klage.
Wie ich mich am Tage
Mit den Sorgen schlage,
Wie ich nächtlich zage,
Was ich stündlich trage,
Läßt nicht Raum der Klage.
Wann, o Himmel sage,
Lösest du die Frage
Der Entscheidungswage,
Daß ich nicht mehr zage,
Sondern überschlage,
Mit Geduld ertrage,
und in Ruh beklage!
Sonnenschein, o schlage,
In die Flucht, verjage
Diese Nacht der Plage!
Sommer, komm, ich trage
Lust nach längstem Tage,
Wann ich nicht...
Friedrich Rückert
Wiedersehen
Leb' wohl und sehen wir uns wieder,
So schlage du die Augen nieder,
Und gehn will ich an dir vorbei.
Als ob ichs nicht gewesen sei;
Als ob ich nicht es sei gewesen,
Der dir im Aug' einst durfte lesen.
Was würd' ich lesen jetzt darin?
Daß ich dir fremd geworden bin.
Ich wills nicht in dem Auge lesen,
Das einst mein Himmel ist gewesen,
Daß ich daraus verstoßen bin,
Und nie ein Rückweg ist dahin.
Friedrich Rückert
Schneeglöckchen
Der Schnee, der gestern noch in Flöckchen
Vom Himmel fiel,
Hängt nun geronnen heut' als Glöckchen
Am zarten Stiel.
Schneeglöckchen läutet; was bedeutet's
Im stillen Hain?
O komm geschwind! Im Haine läutet's
Den Frühling ein.
O kommt, ihr Blätter, Blüt' und Blume,
Die ihr noch träumt,
All' zu des Frühlings Heiligtume!
Kommt ungesäumt!
Friedrich Rückert
Um Mitternacht
Um Mitternacht
Hab' ich gewacht
Und aufgeblickt zum Himmel;
Kein Stern vom Sterngewimmel
Hat mir gelacht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Hab' ich gedacht,
Hinaus in dunkle Schranken;
Es hat kein Lichtgedanken
Mir Trost gebracht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Nahm ich in Acht
Die Schläge meines Herzens;
Ein einz'ger Puls des Schmerzens
War angefacht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Kämpft' ich die Schlacht,
O Menschheit, deiner Leiden;
Nicht könnt' ich sie entscheiden
Mit meiner...
Friedrich Rückert
Was in der Schule du gelernt, ist's wohl vergebens,
Weil du gebrauchen es nicht kannst im Lauf des Lebens?
O nein, den Acker hat zum Anbau es entwildert,
Zum Wesentlichen hat's dich förmlich vorgebildet.
So, was im Leben selbst der großen Schule, du
Gelernt hast, bringst du nicht umsonst dem Himmel zu.
Du mußt die irdischen Aufgaben recht nur treiben,
Und ewig wird davon die Segenswirkung bleiben.
Friedrich Rückert