Heute Leben Zitate (Seite 7)
An die Damen
Es segne euch der Himmel,
Ihr würdige Schönen!
Seid ewig die Wonne
Der Jungen und Alten!
Seid ewig, wie heute,
Das Labsal der Männer!
Ihr laßt euch nur sehen,
So hüpfen schon Herzen.
Ihr zwinget die Alten
Zu Jünglingsgeberden.
Ihr labet die Jungen.
Was ist doch ein Leben,
Das ihr nicht versüßet?
Befragt nur die Männer.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Das ist der Bildung Fluch, darin wir leben,
Daß ihr das Beste untergeht im Vielen;
Mit jedem Elemente will sie spielen
Und wagt sich keinem voll dahinzugeben.
Kaum winkt ihr rechts ein Kranz, darnach zu streben,
So reizt ein neuer sie, nach links zu schielen;
Von Zweck zu Zweck gelockt, von Ziel zu Zielen,
Als Falter schwärmt sie, statt als Aar zu schweben.
Getaucht in alles und von nichts durchdrungen,
Preist sie sich reich, wenn folgsam jedem Stoße
Ein Maß buntscheckigen Wissens sie...
Emanuel Geibel
Rasch welkt das Leben dahin,
gestern noch blühend und stark,
heute schon kraftlos und matt,
morgen tief drunten im Grab
Staub zum Staub sich gesellt.
Nur ein Erinnern noch bleibt
droben für kurze Zeit,
in den Herzen der Freunde ein Licht,
von der modernden Hand vielleicht
auf gilbendem Blatt ein kleines Gedicht.
Carl Peter Fröhling
Nicht lächelt mehr der Strand
mit holdem Angesicht dir zu.
Verloren streifst du grau durch grauen Sand,
tauchst schweigend ein in geisterhafte Winterruh.
Lido-Einsamkeit … ein wehes Wort.
Wo ehedem das Leben hohe Wellen schlug,
da find'st du heut nur traurig-öden Ort.
War alles denn nur Traum, armseliger Betrug?
Die hölzern' Hütten knarren noch wie immer,
des Meeres Wogenflut bespült den Sand
in ruheloser Gier.
Und auch der Möven kreischendes Gewimmer
erfüllt die Luft noch über dir.
Carl Peter Fröhling
Bekenntnis
Ich bin ein unglückselig Rohr:
Gefühle und Gedanken
Seh' rechts und links, zurück und vor,
In jedem Wind, ich schwanken.
Da liegt nichts zwischen Sein und Tod,
Was ich nicht schon erflehte:
Heut bitt' ich um des Glaubens Brot,
Daß morgen ich's zertrete.
Bald ist's im Herzen kirchenstill,
Bald schäumt's wie Saft der Reben,
Ich weiß nicht, was ich soll und will, –
Es ist ein kläglich Leben!
Dich ruf' ich, der das Kleinste du
In deinen Schutz genommen,
Gönn meinem Herzen Halt und...
Theodor Fontane
Das Bilderbuch
Von der Poesie sucht Kunde
Mancher im gelehrten Buch,
Nur des Lebens schöne Runde
Lehret dich den Zauberspruch;
Doch in stillgeweihter Stunde
Will das Buch erschlossen sein,
Und so blick ich heut hinein,
Wie ein Kind im Frühlingswetter
Fröhlich Bilderbücher blättert,
Und es schweift der Sonnenschein
Auf den buntgemalten Lettern,
Und gelinde weht der Wind
Durch die Blumen, durch das Herz
Alte Freuden, alten Schmerz -
Weinen möcht ich, wie ein Kind!
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Allein [An meinen Hund]
Seit du mir fehlst, ward's in den Arbeitsnächten
so lautlos still......
Sonst fühlt' ich, treu gesellt,
dein Leben doch in all der Totenruhe,
in der die Nacht nur mit sich selber sprach.
Wie fragend hob dein mächt'ger Kopf sich oft
und sah mich an. Und lässig fiel die Hand,
bog sich vertraut um deines Ohres Muschel
und schrieb, noch warm von ihrer Wärme, fort…
Heut griff sie tastend durch den leeren Raum.
Carl Hermann Busse
Die Frau am Nebentisch
Zwei Stühle stehen schon seit Jahren
An deinem Tisch und ein Glas Wein.
Wortlos ißt du die selben Speisen.
Ringsum Gelächter - du allein.
Dein Blick geht oftmals in die Ferne.
Ist keiner da, der mit dir spricht.
Du träumst von längst vergessnen Zeiten,
Von Nähe, die das Schweigen bricht.
Manchmal schleicht sich ein wehes Lächeln,
Auf dein Gesicht, das Falten ziert.
Hältst Zwiesprach' mit vergangnen Leben.
Ein Herz voll Wärme, das doch friert.
Ich wagte niemals dich zu...
Margot S. Baumann
Kannst du das Schönste nicht erringen,
so mag das Gute dir gelingen.
Ist nicht der große Garten dein,
wird doch ein Blümchen für dich sein.
Nach Großem drängt's dich in der Seele?
Daß sie im Kleinen nur nicht fehle!
Tu heute recht – so ziemt es dir;
der Tag kommt, der dich lohnt dafür!
So geht es Tag für Tag; doch eben
aus Tagen, Freund, besteht das Leben.
Gar viele sind, die das vergessen:
Man muß es nicht nach Jahren messen.
Eduard von Bauernfeld
Das Glück, das glatt und schlüpfrig rollt,
tauscht in Sekunden seine Pfade,
ist heute mir, dir morgen hold
und treibt die Narren rund im Rade.
Laß fliehn, was sich nicht halten läßt,
den leichten Schmetterling laß schweben,
und halte dich nur selber fest;
Du hältst das Schicksal und das Leben.
Ernst Moritz Arndt
Frühlingsmorgen
Leuchtend brach der Strahl der Sonne,
Aus den weißen Nebelfluthen,
Als ich heut' am frühen Morgen
Durch die thaubenetzte Wiese
Kummervollen Herzens hinschlich;
Und die morgenfrische Erde
Streckte alle ihre Glieder,
Blätter, Blüthen, Halme, Gräser –
Alle durstend ihm entgegen.
Ach, wenn also Deiner Liebe
Seligsüßer Strahl doch endlich
Segnend auf mich niederthaute,
Jene Nebel hell durchbrechend,
Die von allen Seiten trübe
Meines Lebens Pfad umfließen –
Wenn ich endlich, gleich...
Wilhelm Arent