Herzen Zitate (Seite 31)
Ermahnung
Ach was wollt ihr trüben Sinnen
Doch beginnen!
Traurig sein hebt keine Not.
Es verzehret nur die Herzen,
Nicht die Schmerzen,
Und ist ärger als der Tod.
Auf, o Seele! du mußt lernen
Ohne Sternen,
Wenn das Wetter tobt und bricht,
Wenn der Nächte schwarze Decken
Uns erschrecken,
Dir zu sein dein eigen Licht.
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Künstlerweihe
Wir wandern stumm, verschüchtert, bang gebückt
Und bergen scheu, was wir im Herzen hegen,
Und reden Worte, die uns nicht bewegen,
Und tote Dinge preisen wir entzückt.
Die Seele ist vergraben und erstickt ...
Verfaultes leuchtet fahl auf nächt'gen Wegen ...
Und sind wir müde, soll uns Kunst erregen,
Bis wir im Rausch der leeren Qual entrückt.
Jüngst fiel mein Aug auf Meister Wolframs Buch
Vom Parcival, und vor mir stand der Fluch,
Der vom verlornen Gral...
Hugo von Hofmannsthal
Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen,
Alle Lust und alle Qual,
Alles kann ein Herz ertragen,
Einmal um das andere Mal.
Aber weder Lust noch Schmerzen,
Abgestorben auch der Pein,
Das ist tödlich deinem Herzen
Und so darfst du mir nicht sein.
Mußt dich aus dem Dunkeln heben,
Wär es auch um neue Qual,
Leben mußt du, liebes Leben,
Leben noch dies eine Mal!
Hugo von Hofmannsthal
Dichter im Lorbeerkranz,
Betrogner Betrüger,
Wärmt dich dein Ruhmesglanz,
Macht er dich klüger?!
Deuten willst du das dämmernde Leben,
Im Herzen erlösen das träumende Streben?
Kannst du denn noch verstehen,
Was du selber gestern gedacht,
Kannst du noch einmal fühlen
Den Traum der letzten Nacht?
Wenn deine Seele weinet,
Weißt du denn auch warum?
Dir ahnt und dünkt und scheinet, -
Oh, bleibe lieber stumm.
Denn was dein Geist, von Glut durchzuckt, gebar,
Eh du's gestaltet, ist's schon nicht mehr...
Hugo von Hofmannsthal
Siehst du die Stadt?
Siehst du die Stadt, wie sie da drüben ruht,
Sich flüsternd schmieget in das Kleid der Nacht?
Es gießt der Mond der Silberseide Flut
Auf sie herab in zauberischer Pracht.
Der laue Nachtwind weht ihr Atmen her,
So geisterhaft, verlöschend leisen Klang:
Sie weint im Traum, sie atmet tief und schwer,
Sie lispelt, rätselvoll, verlockend bang ...
Die dunkle Stadt, sie schläft im Herzen mein
Mit Glanz und Glut, mit qualvoll bunter Pracht:
Doch schmeichelnd schwebt um dich ihr...
Hugo von Hofmannsthal
Zu deinen Augen der Weg wie weit,
Zu deinem Herzen der Pfad verschneit,
Nur seltne Gedanken zu dir gehn,
Ihre Spuren im stäubenden Schnee verwehn,
Und die Glut ward kalt,
Wie ein Hirtenfeuer im Wald,
Die einst so hoch zu lodern sich erkühnt.
Und wenn's dem Schnee zu Füßen grünt,
Wenn neuer Frühling mich umwittert,
Ein weicher Tau an meiner Wimper zittert,
Es grünt nicht dir, es taut nicht dir,
Weit, weit entfremdet wardst du mir.
Nur nächtens manch ein traurig Mal
Lawinen sendest du zu...
Paul von Heyse
Antwort an einen Freund
"Warum bist du so traurig nun
Und schaust immer in schweigender Nacht
Zu den einsamen Sternen herauf?
Warum stützt du so oft grübelnd
Das Haupt in die Hand,
Das nun lange schon tatenlos?"
"Siehe, mein Freund, ich sinne den Tagen nur
Nach in der freundlichen Jugendzeit,
Wo dem gläubigen Herzen schienen die
Nächte von Liebe erfüllt.
Und das Lied ist verstummt, weil
Das Herz mir erfror
Und die Laute nicht Trost mehr gibt."
Georg Heym
Freundschaft
Ich mach dir Platz in meinem Herzen,
die Tür steht auf, komm doch herein.
Ich teile mit dir Freud und Schmerzen,
nie mehr wirst du alleine sein.
Ganz leise schlichst du in mein Leben,
so unverhofft und über Nacht.
Uns gegenseitig woll’n wir geben,
was uns das Leben leichter macht.
Regina Hesse
Am Strome
Ich kann oft stundenlang am Strome stehen,
Wenn ich entflohen aus der Menschen Bann;
Er plaudert hier wie ein erfahrner Mann,
Der in der Welt sich tüchtig umgesehen.
Da schildert er mir seiner Jugend Wehen,
Wie er den Weg durch Klippen erst gewann,
Ermattet darauf im Sande schier verrann,
Und jedes Wort fühl' ich zum Herzen gehen.
Wie wallt er doch so sicher seine Bahn!
Bei allem Plänkeln, Hin- und Widerstreifen
Vergißt er nie: "Ich muß zum Ozean!"
Du, Seele, nur willst in der Irre...
Georg Herwegh
Blühende Gräber
Leis verglüht der Tag in den Pappelzweigen,
Glockentöne wiegen den Wald in Schlummer,
durch des Friedhofs träumende Stille weht's wie ewige Sehnsucht.
Sehnsucht eines lange erloschnen Lebens,
Sehnsucht alter, lange vergessner Liebe,
ausgelittene Schmerzen, verblühtes Glück aus früheren Tagen.
Drang des Lebens, bildender Schöpferodem,
deines Waltens heilige Nähe fühl ich,
fühle dich im Säuseln entschlafner Sehnsucht über den Gräbern!
Nicht, Natur, Allmutter, vergißt du...
Wilhelm Hertz
Der ewige Zweifel, keinem ganz vertrauen,
Nicht sprechen können, wie's zum Herzen drängt,
In jedem Blicke Hohn, Verdammniß schauen,
Macht, daß man fremd sich unter Fremden denkt!
Ein, zweimal wird das Herz zurückgewiesen,
Dann kommt es nicht mehr, klopft nicht wieder an;
Zeigt's keinem mehr, daß seine Thränen fließen,
Nicht lieben mehr es so wie früher kann!
Die Welt nicht weiß, was in ihm vorgegangen,
Denn ton- und klangslos ist der wahre Schmerz –
Und so manch schöne Kraft ist...
Eugenius Hermann
Amor und Psyche
Ein Seufzer, der von Mund zu Munde fliegt,
Wenn Seele sich zur Seele innig schmiegt;
Des Herzens Übergang, da leis' und still
Der süße Wort zum Wort nicht werden will,
Das süße Wort zum Wort nicht werden kann:
Verloren schauen sich zwei Seelen an
Und schöpfen in der Gottheit reinstem Quell
Gedanken, Wünsche, Blicke zart und hell;
Der Hauch, der dann das Leben süß verlängt,
Der Atem, der den Busen aus sich drängt,
Der Augenblick, der Ewigkeit Genuß,
Der Engel reinste Wollust...
Johann Gottfried von Herder
Müde bin ich, geh' zur Ruh',
Schließe beide Äuglein zu.
Vater laß die Augen dein
Über meinem Bette sein.
Hab ich Unrecht heut getan!
Sieh' es lieber Gott, nicht an!
Deine Gnad' und Jesu Blut
Macht ja allen Schaden gut.
Alle, die mir sind verwandt,
Gott laß ruhn in deiner Hand.
Alle Menschen groß und klein,
Sollen dir befohlen sein.
Kranken Herzen sende Ruh,
Nasse Augen schließe zu,
Laß den Mond am Himmel steh'n
Und die stille Welt beseh'n.
Louise Hensel