Herzen Zitate (Seite 26)
Blasierte Noblesse
Des Herzens Armuth und des Geistes Leere
Sind heimisch meist in höh'ren Regionen,
Wo Stolz und Dünkel, Rang und Reichthum wohnen,
Und diese trachten, daß ihr Glanz sich mehre.
Daß Langeweile sie nicht ganz verzehre,
So wählen sie zur Kurzweil stets Personen,
In deren Kreis sie dann, wie Götzen thronen –
Und fordern keck, daß man sie hoch verehre.
Wie sehr sind diese Armen zu beklagen,
Die unaufhörlich nach Zerstreuung jagen;
Denn, Leerheit ist die größte aller Plagen.
Doch...
Heinrich Martin
Silentium
Sie ist noch nicht, ist unentstanden,
Musik ist sie und Wort:
so lebt, verknüpft durch ihre Bande,
was west und atmet, fort.
Im Meer das Atmen, ruhig, immer,
das Licht durchwächst den Raum;
aus dem Gefäß, das bläulich schimmert,
steigt fliederblasser Schaum.
O könnt ich doch, mit meinem Munde,
solch erstes Schweigen sein,
ein Ton, kristallen, aus dem Grunde,
und so geboren: rein.
Bleib, Aphrodite, dieses Schäumen,
du Wort, geh, bleib Musik.
Des Herzens schäm dich, Herz, das...
Ossip Mandelstam
So wird es kommen …
So wird es kommen, so kommt es gewiß:
Es naht die Nacht und die Finsternis,
Wir stehen beide am Scheidewege.
Stumm gehen des Herzens schmerzliche Schläge:
"Noch bist du mein! – noch bist du mein!: –
Viel will ich noch sagen und kann es nicht.
Ich streichle nur immer dein liebes Gesicht.
Von meinem Nacken löst du die Hände,
Und ich begreife: das ist das Ende! –
Und rings erblaßt der erste Schein …
Dann küssest du mich zum letztenmal
Und schreitest zurück in dein...
John Henry Mackay
Es scheint die Sonne nicht an allen Tagen,
Wohl mancher ist in Nebel tief gehüllt;
Nicht alle Blüten sieht man Früchte tragen,
Viel heiße Wünsche bleiben unerfüllt;
Es kann das arme Leben
Ein dauernd Glück nicht geben:
Doch wo zwei Herzen füreinander schlagen,
Da werden leichter sie das Leid der Erde tragen.
Johann Dietrich Lüttringhaus
Hast du etwas auf dem Herzen
Wider deinen Mann,
Laß es zwischen euch nicht werden,
Gattin, einen Bann!
Willst du grollen?
Willst du schmollen?
O du wagst unendlich viel,
Du verfehlst gewiß dein Ziel,
Setzest Lieb' aufs Spiel!
Sag's ihm freundlich, sag's ihm offen,
Und du darfst auf sich're Lösung hoffen! –
Johann Dietrich Lüttringhaus
Die Folgen der Ignoranz
Nur gehaßt und stets verleumdet.
Bescheid gewußt, doch ignoriert.
Jetzt zerschlagen und verlassen.
Schicksals Wut zu tief gespürt.
Haupt und Seele kahlgeschoren.
Todgeweiht! Der Wahnsinn spricht.
Untergang heraufbeschworen.
War dir einst so nah, mein Licht!
Gäbe es den Weg zurück, Herr,
würd mein Leben andern weihen.
Niemals wieder aufbegehren
und von Herzen mir verzeihn!
Thomas S. Lutter
Einsamkeit
Einsamkeit, in deiner Blüte
duftet nicht der Erde Glück,
Nimmer gibst du dem Gemüte,
Was verloren ist, zurück.
Aber unbekannte Schauer
Lockst du aus verborgner Trauer
Durch des Geistes Macht hervor,
Und sie ziehn nach fremden Sternen,
Nach dem Licht der erdenfernen
Ewigkeit das Herz empor.
Einsam spricht des Herzens Pochen,
Was die Lippe nie gesprochen.
Hieronymus Lorm