Herzen Zitate (Seite 2)
Meine Grabschrift
Ich hab' die Sonne des Tages gesehn,
Nun ist es Zeit zum Schlafengehn.
Nun ist es Zeit, nach Sorgen und Wachen
Die Augen in Frieden zuzumachen.
Und wem mein Schatten im Herzen lag,
Der soll mich vergessen am dritten Tag.
Doch wem ich ein wenig Licht gegeben,
Der laß' im Herzen mich weiterleben.
Rudolf Presber
Reichtum
Im Banne deiner Augen
verweilte ich manche Stunde,
doch hast du nie geschauet
in meiner Seele Grund.
Nie hast du dich gebeuget
über meines Herzens Weh,
Dein Bild darin zu sehen
wie in tiefer dunkler See.
Nie hat an meinem Busen
Dein liebes Haupt gelauscht,
wie heimlich in der Tiefe
die Liebe klingt und rauscht.
Die Perle ruht im Meere,
der Edelstein im Schacht -
kehr ein, du heißgeliebte,
in meines Busens Nacht!
Ihm ist von allen tiefen
an Reichtum keine gleich -
in meinem Herzen,...
Ludwig Pfau
Sonett
Vom Schloß die Legende, kennt ihr sie?
Der sich umsonst mit gläubigem Gemüte
Den Gruß der Engel zu erlernen mühte –
›Ave Maria‹ – weiter kam er nie.
Und als er starb mit dieser Melodie –
Aus seinem Herzen eine Rose blühte,
Durchdrang das Grab und auf den Blättern glühte
In goldner Schrift: Gegrüßt seist du, Marie!"
So muß mein Lied alleinig dir erklingen,
Von andern Frauen weiß ich nichts zu singen,
Nur du lebst klar in meiner Dichtung Rahmen;
Und noch bevor mein Auge sich...
Heinrich Moritz Penn
Erkenntnis
Daß ich dich liebe tief und heiß,
Das hab ich oft empfunden,
Wenn deiner Nähe Zauberkreis
Glückatmend mich umwunden;
Wenn mich dein Arm so fest umschlang,
Dein Wort in seiner Süße
Zu meinem tiefsten Herzen drang,
Wie tausend Jenseitsgrüße.
Doch daß du selbst mein innerst Sein
Und Herz von meinem Herzen,
Daß du nur in der Seele mein
Wach rufest Lust und Schmerzen,
Daß du ein heil’ger Engel bist,
Für mich als Mensch geboren,
Das weiß ich erst seit kurzer Frist:
Erst seit ich dich...
Betty Paoli
Zauber der Erinnerungen,
Heil'ger Wehmut süße Schauer
Haben innig uns durchklungen,
Kühlen unsre Glut.
Wunden gibt's, die ewig schmerzen,
Eine göttlich tiefe Trauer
Wohnt in unser aller Herzen,
Löst uns auf in eine Flut.
Und in dieser Flut ergießen
Wir uns auf geheime Weise
In den Ozean des Lebens
Tief in Gott hinein;
Und aus seinem Herzen fließen
Wir zurück zu unserm Kreise,
Und der Geist des höchsten Strebens
Taucht in unsre Wirbel ein.
Novalis
Ich wollt das Lied des Herzens nicht verschweigen
Ich wollt das Lied des Herzens nicht verschweigen.
Ich wollt es jubelnd zu den Menschen schmettern,
die bleich am Baume der Erkenntnis klettern,
das Glück vermutend in den kahlen Zweigen.
Ich wollt sie rufen zu den breiten Küsten,
an die des Meeres Wellen silbern schlagen.
Ich wollt sie lehren leichte Schultern tragen
und freien Sinn in übermüt'gen Brüsten.
Ich stoß ins Horn. Noch einmal. – Doch ich staune:
die Menschen lachen, die ich wecken...
Erich Mühsam
Ich will alleine ...
Ich will alleine über die Berge gehn,
und keiner soll von meinen Wegen wissen;
denn wer den Pfad zu meinen Höhn gesehn,
hat mich von meinen Höhn herabgerissen.
Ich will alleine über die Berge gehn,
mein Lied soll ungehört am Fels verklingen,
und meine Klage soll im Wind verwehn; –
nur wer dem eignen Herzen singt, kann singen; –
nur wer dem eigenen Herzen klagt, kann klagen;
nur wer das eigne Herz erkennt, kann sehn. –
Hinauf zu mir! Ich will der Welt entsagen,
und...
Erich Mühsam
Aus der ach so karg gefüllten Schale unseres Herzens
laßt uns Liebe schöpfen, wo nur immer einer Seele
Schale leer steht und nach Liebe dürstet.
Nicht versiegen drum wird unsere Schale,
steigen wird die so geschöpfte Flut, nicht fallen,
Fülle wird das Los des so verschwenderischen Herzens.
Christian Morgenstern
O Liebe, kehre meinem Herzen
O Liebe, kehre meinem Herzen,
das so verwaist zu brechen droht!
Kehr ihm mit allen deinen Schmerzen,
all deiner Qual, all deiner Not!
Nach deinen heißen Tränengüssen
sehnt mein zu trocknes Auge sich.
Denn besser ist's, die Ruhe missen,
als Ruhe fühlen ohne dich.
Nikolaus Lenau
Blick in den Strom
Sahst du ein Glück vorübergehn,
das nie sich wiederfindet,
Ist's gut in einen Strom zu sehn,
wo alles wogt und schwindet.
O, starre nur hinein, hinein;
Du wirst es leichter missen,
Was dir, und soll’s dein Liebstes sein,
Vom Herzen ward gerissen.
Blick unverwand hinab zum Fluß,
Bis deine Tränen fallen,
Und sieh durch ihren warmen Guß
Die Flut hinunterwallen.
Hinträumend wird Vergessenheit
Des Herzens Wunde schließen;
Die Seele sieht mit ihrem Leid
Sich selbst...
Nikolaus Lenau
Das verlassene Mädchen
Ich sitze manchen langen Tag
Mit meinem Kind am grünen Hag,
Wo ich an seinem Herzen lag,
Am Herzen lag!
Da nahm er mich in seinen Arm
Und küßte mich so warm, so warm –
Davon mir wurde bittrer Harm,
Ja bittrer Harm.
Sie stießen aus dem Elternhaus
In Nacht und Elend mich hinaus –
Da ging mir wohl das Lachen aus,
Das Lachen aus.
Ich wäre tot schon sicherlich,
Du armes Kind erbarmest mich,
Möcht' fluchen dir und küsse dich,
Und küsse dich!
Otto von Leixner