Herzen Zitate (Seite 18)
In Lüften hängt ein Lerchenton
Mein Ohr hat staunend ihn vernommen
ist's eine die noch nicht entflohn?
Ist's eine die zurückgekommen,
Gelockt von Frühling schon
Da rings die Schöpfung noch von Winter ist?
Durch meine Seele zieht ein Schwung,
denn jeder Ton hat angeschlagen.
Ist's Ahnung, ist's Erinnerung
Von künftigen, von vor'gen Tagen?
Ich fühle nur mich jung
Ob wie ich's war, ob wie ich sein werd'? Ist zu fragen.
Verklungen ist die Melodie
Verklungen von Schneewolkenherden
Und Winter ist's...
Friedrich Rückert
Zwölf Freier
Zwölf Freier möcht' ich haben, dann hätt' ich genug,
Wenn alle schön wären und alle nicht klug.
Einen, um vor mir herzulaufen,
Einen, um hinter mir drein zu schnaufen;
Einen, um mir Spaß zu machen,
Und einen, um darüber zu lachen;
Einen traurigen, den wollt' ich schon fröhlich herzen,
Einen lustigen, ich wollt' ihm vertreiben das Scherzen.
Einem, dem reicht' ich die rechte Hand,
Einem, dem gäb' ich die linke zum Pfand;
Einem, dem schenkt' ich ein freundlich Nicken,
Einem, dem...
Friedrich Rückert
Gestörter Friede
Was mich still und traurig macht,
Darf ich Keinem sagen,
Einsam denk' ich's Tag und Nacht,
Einsam muß ich's tragen.
Was mir sonst am Herzen lag
Ist dahin genommen,
Seit von drüben Tag für Tag
Schreck und Groll mir kommen.
Ach, wie schlimm die Welt gewußt
Seinen Sinn zu thören!
Ihn zu treiben, mir mit Lust
Glück und Ruh zu stören!
Soll sich Alles, was einst gut,
Uns so schnell verleiden?
Freie Red' und Uebermuth
Will nicht jeden kleiden.
Was mir ganz und gar mißfällt,
Dient...
Otto Roquette
Wie wir die Menschen sehn, nicht wie sie sind,
So lieben wir sie. Unser tiefstes Sehen
Ist, wo wir lieben, kinderselig blind,
Und mag nur mit dem Herzen sich verstehen.
Erkenntniß selbst wird eingehüllt geschwind,
In schönem Trug mit uns einher zu gehen.
Wie reich die Armuth, die das Herz verschwendet!
Wie arm der Reichthum, wenn der Trug sich wendet!
Otto Roquette
Zu deinen Füßen will ich ruhn
Und dir ins Auge schaun,
Die blaue Nacht mag leise nun
Auf uns herniedertaun.
Schon tauchet aus dem stillen See
Des Mondes Bild empor,
Und kühner schweift das scheue Reh
Durch Wald und Wiesenmoor.
Mein Haupt laß ruhn auf deinem Schoß,
Da ruht es sanft und weich.
Wie ist der Himmel weit und groß,
Wie ist die Erde reich!
Der schönste Stern in blauer Nacht,
Der schönste Stern bist du,
In deines Lichtes sanfter Pracht,
O gönne mir die Ruh!
An deinem Herzen laß mich...
Otto Roquette
Für Rilke
Dans l'école, Hamburg
Verwunden mein Geist in eintöniger Mattigkeit
So müd' geworden, daß zu enfalten er zu schwach.
Mir ist, als wüßt' ich all das Wahre vor begebener Zeit
Und das Geschehene erst küßt seine Schönheit wach.
Des reinen Geistes ehrbares Gedankengut,
das in allerkleinste Bahnen gezwungen.
Ist's ausgesprochen, des Intellektes Heldenmut
Und jedes dürft'ge Wort dem Herzen abgerungen.
Laßt meine Stäbe nur die Kleinigkeit eines Spaltes trennen
Und hinter jedem...
Christian Röhrs
Venedig
(Für Helen)
Beseelt seist Du mein Herz, das mir genommen von anmut'ger Schönheit
und einzig'artgem Charme, dem Gefühl beraubt,
wie in einem Gemälde des Tizian verlebt, dieser große Moment, gebannt in die Fugen der Ewigkeit.
In einem Stücke meines Herzens, wollt' ich könnt' ihn in mir tragen, dem Vergangenen entstaubt;
Gleich einem Tryptychone, von dessen vollkommener Pracht immer nur ein Teil der meine zu seien scheint,
während der anderen Stücke auf den Kämmen der Wellen...
Christian Röhrs
Um Mitternacht
Nun ruht und schlummert alles,
Die Menschen, der Wald und Wind,
Das Wasser leisen Falles
Nur durch die Blumen rinnt.
Der Mond mit vollem Scheine
Ruht breit auf jedem Dach;
In weitem Wald alleine
Bin ich zur Stund' noch wach.
Und alles, Lust und Schmerzen,
Bracht' ich in mir zur Ruh'.
Nur eins noch wacht im Herzen,
Nur eins: und das bist du!
Und deines Bildes Friede
Folgt mir in Zeit und Raum:
Bei Tage wird er zum Liede,
Und nachts wird er zum Traum.
Julius Rodenberg
Die Heimat
Was ist die Heimat? Ist's die Scholle?
Drauf deines Vaters Haus gebaut?
Ist's jener Ort, wo du die Sonne,
Das Licht der Welt zuerst geschaut?
O nein, o nein, das ist sie nimmer!
Nicht ist's die Heimat, heißgeliebt.
Du wirst nur da die Heimat finden,
Wo's gleichgestimmte Herzen gibt!
Die Heimat ist, wo man dich gerne
Erscheinen, ungern wandern sieht.
Sie ist's, ob auch in weiter Ferne
Die Mutter sang dein Wiegenlied.
Emil Rittershaus
Ich reiße dich aus meinem Herzen,
Aus meinem Leben reiß ich dich,
Denn wie ein heimlich schleichend Fieber
Zehrst du an mir und tötest mich.
In jedem Tag, in jede Stunde
Schleicht dein geliebtes Bild sich ein,
Und ob ich zitternd dir entfliehe
In Lust und Lärm – du holst mich ein.
Mein eigen Blut hat sich verschworen,
Mit dir im Bunde gegen mich –
Es braust und tobt mir in den Adern:
– Ich liebe dich… ich liebe dich. –
Anna Ritter
Sieghafte Lust
In deinem Arm, an deinem Herzen –
O sag', was hat die Erde noch?
Und brächte sie mir tausend Schmerzen
Nach diesem Tag, ich jauchzte doch!
Und gilt es, durch die Dunkelheiten
Der letzten, großen Nacht zu gehn:
Der Schimmer dieser Seligkeiten
Wird leuchtend überm Wege stehn!
Anna Ritter
Einsamer Abend
Im Nachtwind blähn sich leise die Gardinen,
Ein Falter wagt den Todesflug ins Licht
Und büßt den Fürwitz. Mit gelassnen Mienen
Schau ich ihm zu – es ist der Erste nicht,
Den dumpfe Sehnsucht in die Gluth getragen,
Und der im Sturz den kecken Nacken bricht!
Vom Rathhausthurm hör' ich die Uhren schlagen.
Die Töne dringen wuchtig zu mir her,
Als wollte jeder einzelne mir sagen:
"Thu deine Pflicht – du hast nichts Andres mehr.
Ich neige meine Stirn der harten Kunde...
Anna Ritter
Sternschnuppe
Manchmal, in schwülen Sommernächten,
Wenn um die Rosen buhlt der Wind,
Löst schwindelnd sich vom Himmel droben
In jähem Fall ein irrend Kind.
Dann stehen wohl die Menschen drunten
Und starren still und bang empor,
Bis sich des Sternleins leuchtend Sinken
in der Unendlichkeit verlor,
Und greifen mit der Hand zum Herzen
Und sinnen einer Sehnsucht nach,
Die zuckend, leuchtend und verglühend,
In dunkle Tiefen niederbrach.
Anna Ritter