Herz Zitate (Seite 12)
Auferstehung
Wenn einer starb, den du geliebt hienieden,
So trag' hinaus zur Einsamkeit dein Wehe,
Daß ernst und still es sich mit dir ergehe
Im Wald, am Meer, auf Steigen längst gemieden.
Da fühlst du bald, daß jener, der geschieden,
Lebendig dir im Herze auferstehe,
In Luft und Schatten spürst du seine Nähe,
Und aus den Thränen blüht ein tiefer Frieden.
Ja, schöner muß der Tote dich begleiten,
Ums Haupt der Schmerzverklärung lichten Schein,
Und treuer -- denn du hast ihn alle Zeiten.
Das...
Emanuel Geibel
Bücher können sein wie Menschen,
die wir liebgewinnen,
die uns wieder lieben,
denen wir das Herz aufschließen,
die darinnen Wohnung nehmen,
die uns still begleiten alle Wege,
deren Treue wir uns stets versichert fühlen,
die in Glück und Elend uns zur Seite stehen,
die mit Blütensträußen unsere Freudenwege zieren,
die auf kühnen Brücken über Kummerklüfte
uns mit Zauberhänden führen.
Sie sind wie Menschen, die wir liebgewinnen,
die wir niemals mehr vergessen können,
deren Anblick...
Carl Peter Fröhling
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
"Er kam, er kam ja immer noch",
Die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muß.
Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: "Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai."
O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's...
Theodor Fontane
An seine Boten
Geht, ihr meine Tränen, geht
und erweichet der ihr Herze,
die wie eine Klippe steht,
unbewegt von meinem Schmerze,
die das, was mein Herze bricht,
sieht und wills doch sehen nicht!
Fliegt, ihr meine Seufzer ihr,
nehmet eure Kraft zusammen!
Blaset, wie ihr tut bei mir,
auf bei ihr die Liebesflammen,
dass sie, wenn sie sieht auf mich,
lichter lohe brenn' als ich!
Meine Boten, so fahrt hin,
schafft mir Rat, so viel ihr könnet,
und vergnüget meinen Sinn,
der sich selbsten kaum...
Paul Fleming (Flemming)
Unergründlich
Ich küßte sie auf die Stirne kaum
Und war erschrocken fast,
Wie sie, ein Kind, so fiebernd heiß
Und zitternd mich umfaßt;
Wie liebeschauernd mir am Hals
Ihr schluchzender Atem quoll,
Wie gleich einem Retter ihr Herz mir schlug,
Sprachloser Entzückung voll.
Da ahnt ich an dir, du kleines Herz,
Das solche Flammen kennt
Die ganze ungelöschte Glut,
Die heimlich auf Erden brennt.
Johann Georg Fischer
Ein Lächeln, dem Trübsinn entsprungen,
Wo alle nach Glücksrausch begehren...
Ihr Töne, so lieblich erklungen, –
Kein zweites Mal werd ich euch hören!
Die Geigen, die klagend verklangen:
Was ließen das Herz sie erbeben,
Als wollte mir jäh, was vergangen,
Sein Lächeln, vertraut scheint es, geben?
Was führt es so traurig-gelassen,
So zart in sein farbschönes Reich,
Will zärtlich das Herz es umfassen
Und bittet so rührend, so weich?
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Ungeschützt
Immer wieder diese Angst,
sein Herz zu verlieren
an einen Menschen,
der ungeschützt
die Nähe wagt,
in den Augen eines Du
ohne Grund zu versinken.
Immer wieder diese Angst,
Herz über Kopf
ungeschützt
in unbekannte Tiefen und Höhen
geschleudert zu werden,
der Anziehungskraft
eines anderen Menschen
hilflos ausgeliefert zu sein.
Ernst Ferstl
Wange an Wange
Dir hautnah
wie die Gräser dem Boden,
verwurzelt
wie ein Baum
in deinen Gedanken,
verankert
wie ein Schiff
in deiner Seele,
geborgen
wie ein Fötus
in deinem Herzen,
eingewickelt
in zärtliche Gesten,
geschmückt
mit maßloser Zuneigung.
So möchte ich
mit dir,
Wange an Wange,
Herz an Herz,
der Dunkelheit entfliehen.
Ernst Ferstl
Im Garten der Liebe
Freudestrahlend
erforschten wir
heimlich,
Herz an Herz,
den Garten der Liebe.
Da überraschte uns
die Sonne
mitten im Gräsermeer –
und wir schmolzen dahin.
Was aus uns
geworden ist,
willst du wissen?
Na gut,
ich werde es dir flüstern:
ein einziger,
wunderbarer Wassertropfen,
in dem sich
alle Farben des Himmels
spiegelten.
Ernst Ferstl
Den lieben langen Tag
Hab' i nur Not und Plag',
Und sollt' am Abend doch nit weine!
Wann i am Fenster steh
Und in die Nacht nei seh
So ganz alleine,
Da muß i weine.
Denn, ach! mein Lieb ist tot,
Ist nun beim lieben Gott; :|
Er war mit Herz und Sinn der Meine.
Ich seh ihn nimmermehr,
Das macht mir's Herz so schwer!
Und i muß weine,
Bin ganz alleine.
Ach er kommt nimmermehr!
Das drückt mi gar zu schwer,
Und abends muß i immer weine,
Seh i die Sternlein gehn,
Glaub' i sein Aug' zu sehn,
Und...
Philipp Jacob Düringer
H.S.
Wenn Deiner Lieder dunkelwarme Laute
Wie Glockentöne weich ans Herz mir drangen,
Bis meiner Seele starre Hüllen sprangen
Und Thrän' auf Thräne trotzig niederthaute,
Und wie ich dann in wonnig-süßem Bangen,
In heiliger Scheu zu athmen kaum mich traute,
Nach Deinen Lippen sehnsuchtsvoll nur schaute
In unersättlich seligem Verlangen –
O, wer vergäße jemals dieser Tage,
Wo sich Natur und Kunst so schön verbunden,
Wo leis' und leiser klang die tiefe Klage,
Und milder schmerzten ewig-off'ne...
Felix Dörmann
Meeraugen
Was will in deinen Augen doch
dies trauervolle dunkle Weh,
so tief und sehr?
so still und schwer
wie die Stürme, die schlafen gingen
im Schooß der grauen See.
Versinken will, versinken stumm
in dieser Augen müden Schooß
mein Herz – und will
wie Du so still
und schwer in Dein Herz tauchen
und reißen die Stürme los!
Und will sich wiegen so mit dir
in rasender lachender Seligkeit
auf freiem Meer, –
bis tief und sehr
die Wogen wieder ruhen,
verstürmt dein dunkles Leid.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Was bewegt dich, stiller Himmel?
Was beschwingt die schweren Wolken?
Herz, wie kommt die helle Höhe
übers tiefgraue Meer?
Durch die Wolken schwebt ein Vogel,
schwebt vorbei mit hellen Flügeln,
trägt die goldne Morgenröte
übers tiefgraue Meer.
Komm zurück, du goldner Vogel!
Nimm mich hoch in deine Höhe!
Trag mein Herz, du helle Hoffnung,
übers tiefgraue Meer!
Richard Fedor Leopold Dehmel
Und einmal steht das Herz am Wege still
Häuser und Mauern, welche die Menschen überdauern,
Bäume und Hecken, die sich über viele Menschalter strecken,
Dunkel und Sternenheer, in unendlich geduldiger Wiederkehr,
Kamen mir auf den Hügelwegen in der Sommernacht entgegen.
Nach der Farbe von meinen Haaren, bin ich noch der wie vor Jahren,
Nach meiner Sprache Klang und an meinem Gang
Kennen mich die Gelände und im Hohlweg die Felsenwände.
Viele Wünsche sind vergangen, die wie Sterne unerreichbar...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey