Gute Leben Zitate (Seite 4)
Der Halbmond glänzet am Himmel
Der Halbmond glänzet am Himmel,
Und es ist neblicht und kalt.
Gegrüßt sei du Halber dort oben,
Wie du, bin ich Einer der halb.
Halb gut, halb übel geboren,
Und dürftig in beider Gestalt,
Mein Gutes ohne Würde,
Das Böse ohne Gewalt.
Halb schmeckt' ich die Freuden des Lebens,
Nichts ganz als meine Reu';
Die ersten Bissen genossen,
Schien Alles mir einerlei.
Halb gab ich mich hin den Musen,
Und sie erhörten mich halb;
Halb auf der Hälfte des Lebens
Entflohn sie und...
Franz Grillparzer
Sonnenaufgang
Ein neuer Tag in Deinem Leben wird Dir geschenkt – nach Deinem Willen kannst Du ihn verschwenden oder mit etwas Sinnvollem füllen. Was immer Du tust – denke daran, daß Du dafür einen ganzen Tag Deines Lebens eintauschst. Morgen wird dieser Tag für immer vorbei sein und mit ihm das, was Du in ihm zurückgelassen hast – laß es etwas Gutes sein!
Willy Meurer
Wir alle glauben, unsere Pflicht, unsere Berufung, bestünde darin, verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Kinder erziehen, ein Vermögen erwerben, ein wisenschaftliches Gesetz entdecken und dergleichen, dabei haben wir alle nur eine einzige Aufgabe - unser Leben zu gestalten, zu erreichen, daß unser Leben etwas Ganzes, Vernünftiges, Gutes wird.
Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi
Glaube wird nicht Glaube bei dem Menschen, wenn er nicht geistig wird; und er wird nicht geistig, wenn er nicht Sache der Liebe wird; und er wird alsdann Sache der Liebe, wenn der Mensch es liebt, das Wahre und Gute ins Leben übergehen zu lassen, das heißt zu leben gemäß dem, was im Worte geboten ist.
Emanuel Swedenborg
Zwischen dem Leben, wie es ist, und dem Leben, wie es sein sollte, ist ein so gewaltiger Unterschied, daß derjenige, der nur darauf sieht, was geschehen sollte, und nicht darauf, was in Wirklichkeit geschieht, seine Existenz viel eher ruiniert als erhält. Ein Mensch, der immer nur das Gute möchte, wird zwangsläufig zugrunde gehen inmitten von so vielen Menschen, die nicht gut sind.
Niccolò Machiavelli
Wer nicht fortgeht, geht zurücke;
unsre schnellen Augenblicke
gehn vor sich, nie hinter sich.
Das ist mein, was ich besitze,
diese Stunde, die ich nütze;
die ich hoff', ist die für mich?
Jeder Tag, ist er vergebens,
ist im Buche meines Lebens
nichts, ein unbeschriebnes Blatt.
Wohl denn! morgen so wie heute
steh darin auf jeder Seite
von mir eine gute Tat!
Christian Felix Weiße
Ruhe
(übers. v. Richard Dehmel)
Ein großer schwarzer Traum
legt sich auf mein Leben;
alles wird zu Raum,
alles will entschweben.
Ich kann nichts mehr sehn,
all das Gute, Schlimme;
kann dich nicht verstehn,
o du trübe Stimme.
Eine dunkle Hand
schaukelt meinen Willen;
glättet mein Gewand,
still im Stillen.
Paul Verlaine
Wein und Brot
Solche Düfte sind mein Leben,
Die verscheuchen all mein Leid:
Blühen auf dem Berg die Reben,
Blüht im Thale das Getreid.
Donnern werden bald die Tennen,
Bald die Mühlen rauschend gehn,
Und wenn die sich müde rennen,
Werden sich die Keltern dehn.
Gute Wirtin vieler Zecher!
So gefällt mir's flink und frisch;
Kommst du mit dem Wein im Becher,
Liegt das Brot schon auf den Tisch.
Ludwig Uhland
Der gute Kamerad
Ich hatt' einen Kameraden,
Einen bessern find'st du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
In gleichem Schritt und Tritt.
Eine Kugel kam geflogen,
Gilt sie mir oder gilt sie dir?
Ihn hat sie weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wär's ein Stück von mir.
Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew'gen Leben
Mein guter Kamerad!
Ludwig Uhland
Das Schöne bewundern,
Das Wahre behüten,
Das Edle verehren,
Das Gute beschließen;
Es führet den Menschen,
Im Leben zu Zielen,
Im Handeln zum Rechten,
Im Fühlen zum Frieden,
Im Denken zum Lichte;
Und lehret ihn vertrauen
Auf göttliches Walten
In allem, was ist:
Im Weltenall,
Im Seelengrund.
Rudolf Steiner