Gott Zitate (Seite 83)
Die Seele muß sich in dieser Ruhe klarmachen, daß, auch wenn sie meint, nichts zu tun, sie doch besser vorankommt als mit den eigenen Füßen. Denn Gott trägt sie auf seinen Armen. Sie fühlt also die Schritte nicht, obwohl sie mit Gottes Schritten schreitet. Und wenn sie auch selbst mit ihren Vermögen untätig ist, tut sie doch mehr als ihr möglich wäre, denn Gott ist der Tätige. Es ist aber kein Wunder, daß sie das nicht merkt, denn was zu dieser Zeit Gott in ihr wirkt, erreicht nicht das...
Juan de la Cruz
Wie oft schon ist die Vorstellung eines einzigen, aber radikal bösen Gottes gedacht worden? Eines Gottes, der selbst nach dem physischen Tod eines Menschen diesen noch weiter narren will und quälen? Kann jemand mit einem solchen Gottesbild leben? Wenn man es nicht kann, so schließt diese Möglichkeit eines solchen Gottes nicht aus, sondern spräche nur für dessen Raffinesse: Die Spielfiguren, die sein übles Spiel durchschauen, werden von der Erde entfernt. Und wenn doch jemand mit einer solchen...
Gregor Brand
Alles, was Gott tut, geschieht nach einem ewigen Gesetz. Der Mensch kann nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen. Er kann nur Gott für sein unbegreifliches Tun verehren; das ist es, was Gott von ihm will. Was in Zukunft geschehen wird, ist schon dagewesen; und was in der Vergangenheit geschah, war zuvor schon einmal da. Gott läßt alles wiederkehren wie in einem Kreislauf.
Bibel
In der Stille
Ist mein Wille
Nur auf dich, mein Gott, gestellt;
All mein Ringen, all mein Denken
Strebt in Gott sich einzusenken,
Dessen Hauch mich süß umschwebt.
Seelenfrieden
Ist beschieden
Mir, der so in Gott sich wiegt.
O ihr Schmerzen, Gram und Trauer,
Seid ihr mehr als Mainachtsschauer,
Draus der Tag erglänzt und siegt?
Karl Rudolf Tanner
Stille Nacht
heilige Nacht –
achtsam warten
leer werden von Erwartungen
sich tief erfüllen lassen
vom verbindenden Lebensatem Gottes
Stille Nacht
heilige Nacht –
achtsam geschehen lassen
offen sein für das Entgegenkommen Gottes
im Dunkel meiner Zweifel
im aufmerksamen Mitfühlen mit allen Geschöpfen
im Staunen über den Sternenhimmel
im gastfreundlichen Teilen von Brot und Rosen
Stille Nacht
heilige Nacht –
einfach da sein
achtsam in Erwartung sein
damit alles sich ereignen kann
in der...
Pierre Stutz
Wo bist du, Gott?
Wo bist du, Gott? Ich hab die Wälder
Mit deinem Namen wachgeschrien,
Ließ heißaufweinend durch die Felder
Nach dir der Stimme Sehnsucht ziehn.
Ich hab das Meer gefragt, die Stürme
Nach ihrer Heimat Ewigkeit.
Ich schrieb ins Glockenerz der Türme,
Wie meine Seele nach Dir schreit.
Die Frommen fragt ich, mit den Spöttern
Hab ich beim Weine dich verlacht,
Hab in des Meeres Blitzeswettern
Nach dir gefiebert, Meer der Nacht.
Mit Beten, Betteln, Grimm und Fluchen,
Mit rastlos...
Gustav Schüler
Nur eine Meile noch
Mein Mütterle ach, wie bist du krank
Nun bring' ich dir Hilfe, Gott sei Dank!
Ich bring' aus der Stadt die Arznei,
Die heilt dich, und bald ist die Angst vorbei.
Wie bin ich so müd' und verschmachte fast!
An der Bergcapelle mach ich Rast.
Der Weg war steil und heiß und lang,
Und so ganz allein wird mir oft bang'.
Doch rast’ ich gewiß nicht länger, als ich
Zum lieben Gott ich bete für dich.
Nur wenige Stunden – dann bin ich bei dir.
So lang' bleib' du, lieber Gott bei Ihr!
Friedrich Hofmann