Gott Zitate (Seite 155)
Es brach schon manch ein starkes Herz,
Da man sein Leben ihm entriß,
Und manches duldend wandte sich
Und ward voll Haß und Finsternis,
Und manches, das sich blutend schloß,
Schrie laut nach Lust in seiner Not
Und warf sich in den Staub der Welt:
Der schöne Gott in ihm war tot.
Dann weint ihr wohl und klagt euch an;
Doch keiner Thräne heißer Reu'
Macht eine welke Rose blühn,
Erweckt ein totes Herz aufs neu! –
Emanuel Geibel
Das ist die köstlichste der Gaben,
Die Gott dem Menschenherzen gibt,
Die eitle Selbstsucht zu begraben,
Indem die Seele glüht und liebt.
O, süß Empfangen, sel'ges Geben!
O, schönes Ineinanderweben!
Hier heißt Gewinn, was sonst Verlust;
Je mehr du schenkst, je froher scheinst du,
Je mehr du nimmst, je sel'ger weinst du –
O, gib das Herz aus deiner Brust!
Emanuel Geibel
Es gibt wohl manches, was entzücket,
Es gibt wohl vieles, was gefällt,
Der Mai, der sich mit Blumen schmücket,
Die güldne Sonn' im blauen Zelt.
Doch weiß ich eins, das schafft mehr Wonne,
Als jeder Glanz der Morgensonne,
Als Rosenblüt' und Lilienreis;
Das ist, getreu im tiefsten Sinne
Zu tragen eine fromme Minne,
Davon nur Gott im Himmel weiß.
Emanuel Geibel
Er schreitet durch das reifende Korn
der gute Gott mit weitem Schritt.
Sein Mantel rauscht, sein Haupt es nickt,
und alle Ähren nicken mit,
als hab’ er jede angeblickt
mit seinen guten Augen, fest und klar.
Und jede meint, daß er sie angehaucht
mit seinem milden Atem, ganz und gar.
Sie stecken ihre Köpflein dicht zusamm’
und flüstern scheu sich zu:
"Mir ist so seltsam heut im Sinn;
wie ist es dir, was fühlest du?"
Wie sprach er doch so vor sich hin:
"Bald habt ihr alle liebe Ruh'."
Carl Peter Fröhling
Herr Gott im Himmel und auf Erden
laß mich dein Friedenswerkzeug werden.
Wo Haß, da laß mich Liebe spenden
Streit laß mich durch verzeihen enden.
Wo Zwietracht, laß mich Eintracht bringen,
laß Irrtum mich durch Wahrheit zwingen.
Wo Zweifel herrscht laß Glaub erstehen,
laß Finsternis im Licht zergehen;
daß, wie man es auch dreh' und wende,
die Traurigkeit in Freude ende.
Franz von Assisi
Mein Ideal
Mein Ideal ist nicht die Sonne,
die hernieder brennt,
auch nicht ein ferner Stern,
den man erkennt,
nicht das große Meer,
das braust und tobt.
Auch nicht ein Gott,
der tadelt und lobt.
Mein Ideal ist die Gemeinschaft
in der ein Funke Freiheit keimt,
wo ich in Frieden und Geborgenheit
mit allen Menschen stets geeint.
Volkmar Frank
Ja, ja, Geliebte, man wird alt,
Trotz Filz und Wolle hat man kalt
An Sohlen und an Füßen,
Und ißt am Schlusse des Soupers
Man gar noch etwas Schweizerkäs',
so muß man dafür büßen.
Die Nerven – ach du lieber Gott!
Die Leber wird zum Kinderspott,
Die Leber und der Magen;
Und würd' auch alles weh und wund,
Eh bien, bleibt nur das Herz gesund,
So wollen wir's ertragen.
Theodor Fontane
Bekenntnis
Ich bin ein unglückselig Rohr:
Gefühle und Gedanken
Seh' rechts und links, zurück und vor,
In jedem Wind, ich schwanken.
Da liegt nichts zwischen Sein und Tod,
Was ich nicht schon erflehte:
Heut bitt' ich um des Glaubens Brot,
Daß morgen ich's zertrete.
Bald ist's im Herzen kirchenstill,
Bald schäumt's wie Saft der Reben,
Ich weiß nicht, was ich soll und will, –
Es ist ein kläglich Leben!
Dich ruf' ich, der das Kleinste du
In deinen Schutz genommen,
Gönn meinem Herzen Halt und...
Theodor Fontane