Gott Zitate (Seite 147)
Was unabwendbar auch im raschen Flug der Zeiten
Das wechselnde Verhängnis jedem bringt,
Ob heit're Tage sich, ob trübe sich verbreiten,
Des Lebens Wohlfahrt steiget oder sinkt –
Ein Glaube ist's, nach dem der Weise handelt,
Und eine Hoffnung, der sein Herz sich weiht:
Vertrau' auf den, der in Gewittern wandelt
Und mild im Sonnenstrahl erfreut!
Er winkt! Sein Sturm erwacht, und seine Blitze fliegen,
Der Donner rollt, es bebt der Hochgebirge Schoß,
Die Eiche stürzt, doch die Orkane wiegen
Der...
Siegfried August Mahlmann
Ein Engel zog durch Flur und Haus
und streute Gaben der Liebe aus.
Dort ließ er einen Rosenkranz,
Cypressen dort, hier Goldesglanz.
Und als die Menschen die Gaben sah'n,
sie haben sie lachend und weinend empfahn.
Denn wo er Gold und Ruhm gestreut,
da nannten sie jubelnd ihn Glück und Freud'.
Und wo er dunkle Cypressen bot,
da nannten weinend die Menschen ihn Tod.
Doch hätten den Blick sie empor gewandt,
sie hätten den Boten Gottes erkannt.
Arthur Lutze
Beizeiten
Es braucht eben Hoffnung, um Hoffnung zu haben
Und wo nicht geliebt wird, da ist keine Lieb'.
Man kann auch nicht würzen, wenn's an Würze mangelt,
So wird der Gerechte zuweilen zum Dieb.
Um dies zu verstehen, bedarf's der Erfahrung,
daß man, trotz Erfahrung, nicht alles versteht.
So kommt es, daß einem der Glaube, die Hoffnung,
ja, manchmal Gott selber gehörig vergeht!
Thomas S. Lutter
Zu spät
Was soll dem Hoffnungslosen
Der Zauber im Gemüt?
Ach! meines Lebens Rosen
Sind alle schon verblüht.
Mir wend' nicht zu dein bleiches,
Dein holdes Angesicht,
Das Glück ist ein zu reiches,
Von dem dein Anblick spricht.
Mir war's als süße Treue
Dein feuchtes Aug' verhieß,
Ich säh' des Gottes Reue,
Der mich ins Elend stieß.
Hieronymus Lorm
Befreiung
Noch einmal reckt die Schuld ihr drohend Haupt
Und greift nach mir mit gierigen Rächerhänden,
Genug! du hast den Frieden mir geraubt,
Doch meinen Sieg sollst du mir nicht entwenden.
Ich hab gekostet vom Erkenntnisbaum,
Ich habe nackt vor meinem Gott gestanden;
Es sank die Lüge wie ein schwerer Traum,
Die Seele riß sich los aus ihren Banden.
Genug! mich treffen deine Blicke nicht,
Geheilt, vernarbt sind alle alten Wunden
Ich stehe in der Wahrheit reinem Licht,
Ich habe mich und...
Thekla Lingen
In dieser gottvergeßnen Zeit,
Da Treue, Wahrheit, Ehrlichkeit
Wie Kehricht wird behandelt,
Da alles, was erbärmlich, schlecht,
Als heilig gilt, das Völkerrecht
Verhunzt wird und verschandelt,
Da bitten wir um eines nur:
Behüt uns Gott vor der Kultur,
Wir bleiben, was wir waren –
Anständige</em> Barbaren!
Paul Lindau
Stilleben
Zankst du schon wieder? sprach Hans Lau
Zu seiner lieben Ehefrau.
– Versoffner, unverschämter Mann –
– Geduld, mein Kind, ich zieh mich an –
– Wo nun schon wieder hin? – Zu Weine.
Zank du alleine.
– Du gehst? – Verdammtes Kaffeehaus!
Ja! blieb er nur die Nacht nicht aus.
Gott! ich soll so verlassen sein? –
Wer pocht? – Herr Nachbar? – nur herein!
Mein böser Teufel ist zu Weine:
Wir sind alleine. –
Gotthold Ephraim Lessing
Tod und Trennung
Gottes Milde mocht es fügen,
Liegt ein Mensch in letzten Zügen,
Stehn am Sterbepfühl die Seinen,
Daß sie müssen weinen, weinen;
Daß sie nicht vor Tränen schauen
Das unnennbar bange Grauen,
Wie der Geist verläßt die Hülle,
Letztes Zucken, tiefe Stille.
Weh dem Tränenlosen, wehe,
Der sich wagt in Sterbens Nähe,
Denn ihm kann durchs ganze Leben
Jenes Grauen heimlich beben.
Doch ein Anblick tiefrer Trauer,
Bänger als des Sterbens Schauer,
War es, könnt ein Aug es...
Nikolaus Lenau