Glaube Zitate (Seite 14)
O glaub' es nicht, daß schlecht die Welt
Und bös die Menschen allesamt!
O glaub' es nicht, so lang dein Herz
Nicht selber sich und dich verdammt!
O glaub' es nicht – und wer es sagt,
Frag' ihn, ob er denn selber gut;
Sei du's! Die Welt ist nie zu schlecht
Dem wahren Sinn und echten Blut.
Peter Sirius
Mein Herz
Mein Herz gleicht einem Buche,
Das viele Seiten hat.
»Ich glaube, hoffe, liebe!«
Steht da auf jedem Blatt.
Mein Herz ist wie ein Vogel,
Der in die Luft sich schwingt,
Und »glaube, liebe, hoffe!«
In jedem Liede singt.
Mein Herz, das ist ein Garten,
Drin blühen reich und dicht
Viel hundert bunte Blumen,
Und jede also spricht:
Wir sind der Liebe Kinder,
Uns zieht der Glaube groß,
Und Hoffnung fällt erquickend
Als Tau in unsern Schoß.
August Schüler
In alten Tagen
Ich glaube in alten Tagen,
da liebt ich ein Mägdelein.
Mein Herz ist krank und trübe,
es mag wohl ein Märchen sein.
Ich glaube in alten Tagen,
da sonnte sich einer im Glück,
war ich's oder war es ein andrer,
vergebens sinn ich zurück.
Ich glaube in alten Tagen,
da sang ich, ich weiß nicht was,
hab' ich denn alles vergessen,
seitdem sie mich vergaß?
Paul von Heyse
Aller Glaube ist wunderbar und wundertätig. Gott ist in dem Augenblicke, da ich ihn glaube. Gott ist indirekt-wundertätige Kraft. Durch den Glauben können wir in jedem Augenblick Wunder tun für uns und für andere mit, wenn sie glauben zu uns haben. Glaube ist Empfindung des Erwachens in einer anderen Welt.
Novalis
Ich glaube nicht, dass es viel Sinn macht, übermäßig den Muskelaufbau, übermäßig die Kondition zu steigern, weil das Wichtigste ist nach wie vor das Gefühl, und ich glaube, da ist jede Art von Doping total kontraproduktiv. Dann sagen manche, im Golf musst du Betablocker nehmen, aber da schläfst wieder ein. Ich glaube auch nicht, dass es sinnvolle Arten von Nikotin- oder Koffein-Doping gibt. Das sage ich als Kaffeetrinker und Raucher.
Markus Brier
Ich glaube, daß die Liebe auf der Nachtseite der Welt ist, verderblicher als jedes Verbrechen, als alle Ketzereien. Ich glaube, daß, wo sie aufkommt, ein Wirbel entsteht wie vor dem ersten Schöpfungstag. Ich glaube, daß die Liebe unschuldig ist und zum Untergang führt; daß es nur weitergeht mit Schuld und mit dem Kommen vor alle Instanzen.
Ingeborg Bachmann
Lachst nicht mehr? Nanu?
Weiß nicht, aber ich glaube doch,
Daß die Welt ein faules Loch,
Drin die vielen großen Sterne
Nichts als Phosphorschimmer sind.
Lieblich tönt, ja das weiß ich schon,
Nur ein toller Weltenhohn.
Freundlich wären wir so gerne…
Aber lacht denn noch ein Kind?
Wundersam, ja nun glaub' ich fast:
Uns zerklemmt die Weltlochlast.
Ach, die vielen großen Sterne
Sind verweht wie müder Wind.
Paul Scheerbart
Dorfstille
Holunderduft liegt auf der Dorfesgasse -
die Hüttenfenster gleißen sonnenbunt.
Die Büsche schatten breit - es fliegen blasse
und volle Blüten schwebend hin im Rund.
Die Kirche ragt im goldengrünen Dämmern
der Linden, die sie überdrängen breit.
Nur aus verlorner Ferne dringt ein Hämmern,
als sei's der Herzschlag dieser Einsamkeit...
Sonst alles klangtot! und die Mittagstille
liegt wie mit erz'nen Flügeln überm Land -
ich glaube fast, man hört es, wenn die Hülle
der Blätterknospen...
Alberta von Puttkammer
Seelenkampf
Zwei Stimmen kommen nie zur Ruh',
Der Seelenkampf währt unergründet:
Es gibt Vernunft den Gott nicht zu,
Den Liebe träumt und laut verkündet.
Du hast dem Zwist dein Ohr gegeben.
Es ist mein traurig' Los, wie deins,
Mit diesem Widerstreit zu leben.
"Kein Vater leitet diese Welt",
Sagt der Verstand, der urteilsschroffe,
"Hier, wo das Böse recht behält",
Da spricht das Herz: "Ich glaub' und hoffe."
Mit etwas Liebe kommt man weit.
Hoff' auch und glaub' ihn, den ich preise,
Ich spüre...
Sully Prudhomme
An Margareta
Ich habe nicht gewußt, daß so viel Liebe
in einem Menschen sein kann – und zu mir.
Zwar – ich bin ungerecht. Und doch – es hat
mich nimmermehr zuvor so überwältigt.
So will ich sagen: Wissen um die Liebe,
das tat ich stets, und war auch wohl ihr Gast,
so wie ein Gast von Heim und Herdglut weiß.
Durch dich erst aber glaub' ich an die Liebe.
Selbst (und das ist das schwerste) an die meine;
an meine Fähigkeit zu jener letzten
Ver-einigung des ewig sonst Ent-zweiten.
Nun nicht mehr...
Christian Morgenstern