Geschichte Zitate (Seite 12)
Auf die Verleumder
Rast wie ihr wollt, ihr unverschämten Neider!
Ich klag und zittre nicht,
Auf! zeiget eure Schwäche!
Wenn mir zu viel geschicht,
Muß ich der Thorheit lachen.
Ihr möget nur aus mir sehr wenig machen.
Ihr werdet, doch vielleicht zu späte, sehn,
Daß ich auf edle Art mich an euch räche.
Wie wollt ihr da bestehn,
Wenn man einst wird von meiner Großmuth sprechen:
Sie steiget doch, wenn man sie gleich will schwächen.
Christiana Mariana von Ziegler
Das Hungerlied
Verehrter Herr und König,
Weißt du die schlimme Geschicht?
Am Montag aßen wir wenig,
Und am Dienstag aßen wir nicht.
Und am Mittwoch mußten wir darben,
Und am Donnerstag litten wir Not;
Und ach, am Freitag starben
Wir fast den Hungertod!
Drum laß am Samstag backen
Das Brot, fein säuberlich -
Sonst werden wir sonntags packen
Und fressen, o König, dich!
Georg Weerth
Mein Käthchen
Mein Käthchen fordert zum Lohne
Von mir ein Liebesgedicht.
Ich sage: Mein Käthchen verschone
Mich damit, ich kann das nicht;
Ob überhaupt ich dich liebe
Das weiß ich nicht so genau;
Zwar sagst du ganz richtig, das bliebe
Gleichgültig; doch, Käthchen, schau:
Wenn ich die Liebe bedichte,
Bedicht' ich sie immer vorher,
Denn wenn vorbei die Geschichte,
Wird mir das Dichten zu schwer.
Frank Wedekind
Ein Gottesbild und sein Altar
Komm, erschließe dich dem Lichte,
Tritt aus dem beengten Zelt,
Blicke groß in die Geschichte,
Lebe mit Natur und Welt.
Alle Farben, alle Flammen,
Die das Schöpfungsrund dir weist,
Fasse in ein Bild zusammen
Und vertrau' es deinem Geist.
Sieh, aus deines Geistes Rahmen
Wird es leuchten wunderbar,
Wesen gibst du ihm und Namen
Und dein Herz ist sein Altar.
Nenn' es Freiheit, nenn' es Milde,
Was dein helles Auge fand,
Doch der Grund der Weltgebilde
Gibt dem...
Johann Fercher von Steinwand
Der fromme Bruder und das Schwein
Ein Schwein klopfte an der Klosterpforte
Und fragte, ob es bleiben mag.
Hier an diesem Friedensorte,
bis zu seinem letzten Tag.
Der Klosterbruder schaute fromm;
das Schwein war herrlich anzuseh'n.
"Tritt ein, tritt ein, mein Bruder komm
und bleib nicht draußen steh'n."
Er nahm es freundlich bei der Hand;
wie das Schwein sich himmlisch freute,
daß es endlich eine Heimat fand.
Doch es war zu spät, als es bereute.
Und die Moral von der Geschicht',
Glaub'...
Manfred Schröder
leidenschaftlich heiß
leidenschaftlich heiß
ich sie gestern küßte
auf dem Kamel
so hemungslose Lüste
oh' wenn dies' schlimme Tun
die heiße Wüste wüßte
doch heut' morgen war die Dame weg
stell's fest mit riesengroßem Schreck
seh' nur heißen Sand und helle Sonne
nix mehr Frau und nix mehr Wonne
nur der Wüstenwind singt leis sein Lied
dies einem Lüstling recht geschieht
jetzt sitz' ich hier
mich dürstet fürchterlich
noch nie so klar war mir
daß das Kamel bin ich
und die Moral von der...
Engelbert Schinkel
Das Buch des Lebens
Ein Mensch verkleidet sich als Clown
Wird so zum wundersamen Wesen,
Nur deshalb läßt es sich so gut
In seinem Buch des Lebens lesen.
Und darin steht, auch wenn er weint,
daß dennoch stets die Sonne scheint.
Auch wenn er lacht ist's sonnenklar,
dann weint er nicht, so ist's nun mal.
Drum die Moral von der Geschichte
Mal weint der Mensch und mal mitnichten.
So ist es auch im richt'gen Leben.
Nach Regen wird's stets Sonne geben.
Wolfgang (WoKo) Kownatka
Ich muß mal
Ein Mensch muß müssen, manches Mal
Benutzt die "Schüsseln", hier und da.
Er hinterläßt, wie er‘s gewohnt,
Wo einst er stand, wo er gethront.
Der nächste kommt, muß auch mal müssen
Der allerdings fühlt sich be...
Denn dieser und auch jener Ort,
ist ohne jeglichen Komfort.
Drum die Moral von der Geschicht'
Wer müssen muß, wahrt sein Gesicht
Verläßt den Ort an dem er war
Ganz so als war er niemals da.
Wolfgang (WoKo) Kownatka
Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
die hat einen anderen erwählt;
der andere liebt eine andre
und hat sich mit dieser vermählt.
Das Mädchen heiratet aus Ärger
den ersten besten Mann,
der ihr über den Weg gelaufen;
der Jüngling, der ist übel dran.
Es ist eine alte Geschichte,
doch bleibt sie immer neu;
und wem sie just passiert,
dem bricht das Herz entzwei.
Heinrich Heine
Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
da ist alles dunkel und düster;
und so sieht's auch der Herr Philister.
Der mag denn wohl verdrießlich sein
und lebenslang verdrießlich bleiben.
Kommt aber nur einmal herein!
Begrüßt die heilige Kapelle!
Da ist's auf einmal farbig helle:
Geschicht und Zierat glänzt in Schnelle,
bedeutend wirkt ein edler Schrein;
dies wird euch Kindern Gottes taugen,
erbaut euch und ergötzt die Augen!
Johann Wolfgang von Goethe
Die Weltgeschichte ist das Weltgericht,
Doch kein Gericht für jeden Magen,
Denn solche herbe Speise würde nicht
Ein jeder Herr und Knecht vertragen.
Drum hat man viele Männer angestellt,
Die müssen's klopfen, kochen, braten,
Daß dies Gericht der ganzen Welt gefällt,
Zumal den hohen Potentaten.
Zu haben ist es dann an jedem Ort,
Für Geld bekommt es leicht ein jeder;
Mit einer Brühe gibt man's gratis fort
Sogar auch wohl noch vom Katheder.
Es ist bereitet dann so exzellent,
Daß man die Finger...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben