Geist Zitate (Seite 11)
Ein Lied
In der Tiefe meines Geistes gibt es ein Lied,
das Worte nicht fassen können;
Ein Lied, das aus einem Samen meines Herzens
wächst und nicht als Tinte fließt auf das Papier.
Mit einem lichten Mantel umschließt es mein Gefühl,
Zergeht auf meiner Zunge nicht wie Speichel.
Wie soll ich es entlassen, wenn nicht als einen Seufzer,
Wobei ich fürchte, daß es sich in Luft auflöst?
Wem werde ich dieses Lied singen, das keinen Wohnort kennt?
Als meinen Geist?
Ich bange drum, der Menschen Ohren...
Khalil Gibran
Es ist in leere Nüchternheit
Die ganze Welt versunken,
Und keine Zunge redet mehr
Vom heil'gen Geiste trunken.
Die groß geschaut und groß gebaut,
Die schlummern in den Särgen,
Auf ihren Gräbern kriechen wir
Als ein Geschlecht von Zwergen.
Ich aber sage euch: führwahr,
Es wird nicht anders werden,
Bis ihr den Blick nicht himmelwärts
Erhebt vom Staub der Erden,
Bis ihr dem Geist der Liebe nicht,
Dem großen Überwinder,
Demütig euer Herz erschließt
Und werdet wie die Kinder.
Emanuel Geibel
Pfingstlied
Pfingsten ist heut, und die Sonne scheint,
Und die Kirschen blühn, und die Seele meint,
Sie könne durch allen Rausch und Duft
Aufsteigen in die goldene Luft.
Jedes Herz in Freude steht,
Von neuem Geist frisch angeweht,
Und hoffnungsvoll aus Thür und Thor
Steckt´s einen grünen Zweig hervor.
Es ist im Fernen und im Nah´n
So ein himmlisches Weltbejah´n
In all dem Lieder- und Glockenklang,
Und die Kinder singen den Weg entlang.
Wissen die Kindlein auch zumeist
Noch nicht viel...
Gustav Falke
Schweig, Herz, kein Schrei!
Schweig, Herz, kein Schrei!
Denn alles geht vorbei!
Doch, daß ich auferstand
und wie ein Irrstern ewig sie umrunde,
ein Geist, den sie gebannt,
das hat Bestand.
Ja, alles geht vorbei.
Nur dieses Wunderband,
aus meines Herzens tiefstem Grunde
zu ihrem Geist gespannt,
das hat Bestand.
Ja, alles geht vorbei.
Doch sie, die mich erkannt,
den Harrenden, wildfremd an Ort und Stunde,
ging nicht vorbei, sie stand,
reicht mir die Hand.
Ja, alles geht vorbei.
Doch diese...
Clemens Brentano
Einem Übersetzer mag es noch durchgehen, das Original bis in die Fehler blind zu bewundern und alle Dummheiten mit der Barbarei der Zeit zu entschuldigen.
Wenn aber ein Schriftsteller immer dasselbe in der Schönheit und im Fehler wiederholt, läßt das eher auf eine allzu enge Verknüpfung von gewissen Vorzügen und unausrottbaren Mängeln, von lebhafter Phantasie und wenig Geschmack, starker Energie und geringer Formbeherrschung schließen.
Und obwohl ich den menschlichen Geist nicht sehr...
Luc de Clapiers Vauvenargues
Nur der Geist gibt dem Menschen Leben, und von den Menschen hängt es ab, ob sie es behalten oder verlieren. Durch das Leben des Fleisches quälen die Menschen sich und andere, durch das Leben des Geistes werden sie die volle Befriedigung des Lebens erreichen, die ihnen auch vorbestimmt ist.
Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi