Geist Zitate (Seite 10)
Der Alkohol
Der Alkohol ob Bier, ob Wein,
er wird geschluckt, immer hinein,
dass er vom Geiste nimmt Besitz,
die Augen groß, die Nase spitz,
ich bin fast blau, die Welt ist schön,
dann woll'n wir mal nach Hause geh'n.
Auch harte Drinks sind voller Tücke,
der Kopf ist leer, es klafft ne Lücke,
ach noch ein Bier, das geht wohl rein,
ein kleines noch, dass muss noch sein,
es rumort im Bauch und Geiste,
der Mund geht auf, raus kommt das meiste.
Nun ist's genug, jetzt bin ich blank,
die...
Heinz Bernhard Ruprecht
Mit jeder Sprache mehr, die du erlernst, befreist
Du einen bis daher in dir gebundnen Geist,
Der jetzo tätig wird mit eigner Denkverbindung,
Dir aufschließt unbekannt gewes'ne Weltempfindung,
Empfindung, wie ein Volk sich in der Welt empfunden;
Nun diese Menschheitsform hast du in dir gefunden.
Ein alter Dichter, der nur dreier Sprachen Gaben
Besessen, rühmte sich, der Seelen drei zu haben.
Und wirklich hätt' in sich nur alle Menschengeister
Der Geist vereint, der recht wär' aller Sprachen...
Friedrich Rückert
Das Lied des Idioten
Sie hindern mich nicht. Sie lassen mich gehn.
Sie sagen es könne nichts geschehn.
Wie gut.
Es kann nichts geschehn. Alles kommt und kreist
immerfort um den heiligen Geist,
um den gewissen Geist (du weißt) –,
wie gut.
Nein man muss wirklich nicht meinen es sei
irgend eine Gefahr dabei.
Da ist freilich das Blut.
Das Blut ist das Schwerste. Das Blut ist schwer.
Manchmal glaub ich, ich kann nicht mehr –.
(Wie gut.)
Ah was ist das für ein schöner Ball
rot und...
Rainer Maria Rilke
Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite,
Und möchte fürder, immer fürder streben:
Nie könnt ich lang an einer Scholle kleben,
Und hätt ein Eden ich an jeder Seite.
Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite,
Empfand so sehr in diesem kurzen Leben,
Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben,
Allein wie schwer, zu finden eine zweite.
Doch wer aus voller Seele haßt das Schlechte,
Auch aus der Heimat wird es ihn verjagen,
Wenn dort verehrt es...
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Vergiß mein nicht, wenn lockre kühle Erde
Dies Herz einst deckt, das zärtlich für dich schlug.
Denk, daß es dort vollkommner lieben werde,
Als da voll Schwachheit ich's vielleicht voll Fehler trug.
Dann soll mein freier Geist oft segnend dich umschweben
Und deinem Geiste Trost und süße Ahndung geben.
Denk, daß ich's sey, wenns sanft in deiner Seele spricht:
Vergiß mein nicht! Vergiß mein nicht!
Novalis
O gib mir Freuden, nicht mit dem verstrickt,
was ich als niedres Ich in mir empfinde,
gib solche Freuden mir zum Angebinde
wie Geist sie Geist, der Seele Seele schickt.
O nicht mehr dieser schalen Freuden Pein,
die doch erkauft nur sind von fremden – Leiden!
Schenk Herzen mir, die sich für dich</em> entscheiden,
so wird auch meines wahrhaft fröhlich sein.
Christian Morgenstern
Es sprach der Geist…
Es sprach der Geist: Sieh auf! - Die Luft umblaute
ein unermeßlich Mahl, so weit ich schaute;
da sprangen reich die Brunnen auf des Lebens,
da streckte keine Schale sich vergebens,
da lag das ganze Volk auf vollen Garben,
kein Platz war leer, und keiner durfte darben.
Conrad Ferdinand Meyer
Schätze nie die Zeit gering,
Wenn sie Unscheinbares bringt;
Denke, daß das kleinste Ding,
Wenn Dein Geist es tief durchdringt,
Nur an der Minute hing,
Die zum schnellen Schaffen zwingt.
Doch wenn flüchtig sie entging,
Eh' der Geist sie ganz empfing, –
Niemals dann den Preis erringt.
Darum handle unbedingt,
Wenn es in der Seele kling,
Mit der Willenskraft beschwingt.
Denn wer die Idee vollbringt,
Die dem Augenblick entspringt, –
Dem das Größte oft gelingt.
Siehst Dich dann von Ehr'...
Heinrich Martin
Blasierte Noblesse
Des Herzens Armuth und des Geistes Leere
Sind heimisch meist in höh'ren Regionen,
Wo Stolz und Dünkel, Rang und Reichthum wohnen,
Und diese trachten, daß ihr Glanz sich mehre.
Daß Langeweile sie nicht ganz verzehre,
So wählen sie zur Kurzweil stets Personen,
In deren Kreis sie dann, wie Götzen thronen –
Und fordern keck, daß man sie hoch verehre.
Wie sehr sind diese Armen zu beklagen,
Die unaufhörlich nach Zerstreuung jagen;
Denn, Leerheit ist die größte aller Plagen.
Doch...
Heinrich Martin
Liebesmacht
Wer in sich pflegt den Geist der Liebe
Dem lebt er in der ganzen Welt,
Dem sprüht er nachts aus tausend Sternen
Und tags vom lichten Himmelszelt.
Wer in sich nährt den Geist des Hasses,
Aus dem tritt finster er heraus
Und löscht die Liebe in den Sternen
Und löscht sie in den Sonnen aus.
Otto von Leixner
Dreist
Ich bin der Geist, der stets bejaht,
der dümmste aller Geister,
der Zeitgeist, der sich allen naht,
der meisten Menschen Meister.
Ich bin der Geist, der auch beweist,
daß nachgeahmtes Gaffen
im Grunde doch nichts anderes heißt:
Die Menschheit stammt vom Affen.
Auch ist der affengeile Geiz
ein nachgeäffter Zeitgeistreiz.
Wohl dem darum, der frei und dreist
fröhlich auf den Zeitgeist scheißt!
Klaus Klages
O mag ein Engel Dir die Schrift diktieren
O mag ein Engel Dir die Schrift diktieren,
Daß jedes Wort mir Wonne sei und Lust,
Ein Engel Deine Feder führen,
Ein Zauber drinnen leben unbewußt!
Damit, wenn ich das Siegel löse,
Das Glück sich ungetrübt daraus ergießt,
Und keine Wolke, keine böse,
Mein Geist von Deinem Geiste liest.
Friederike Kempner
Der Frühling
Wenn aus der Tiefe kommt der Frühling in das Leben,
Es wundert sich der Mensch, und neue Worte streben
Aus Geistigkeit, die Freude kehret wieder
Und festlich machen sich Gesang und Lieder.
Das Leben findet sich aus Harmonie der Zeiten,
Daß immerdar den Sinn Natur und Geist geleiten,
Und die Vollkommenheit ist Eines in dem Geiste,
So findet vieles sich, und aus Natur das meiste.
(Scardanelli)
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Freundschaft
Wenn Menschen sich aus innrem Werte kennen,
So können sie sich freudig Freunde nennen,
Das Leben ist den Menschen so bekannter,
Sie finden es im Geist interessanter.
Der hohe Geist ist nicht der Freundschaft ferne,
Die Menschen sind den Harmonien gerne
Und der Vertrautheit hold, daß sie der Bildung leben,
Auch dieses ist der Menschheit so gegeben.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
An meine Mutter B. Heine,
geborene van Geldern
Ich bin’s gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen,
mein Sinn ist auch ein bißchen starr und zähe;
wenn selbst der König mir ins Antlitz sähe,
ich würde nicht die Augen niederschlagen.
Doch liebe Mutter, offen will ich's sagen:
Wie mächtig auch mein stolzer Mut sich blähe,
in deiner selig süßen, trauten Nähe
ergreift mich oft ein demutsvolles Zagen.
Ist es dein Geist, der heimlich mich bezwinget,
dein hoher Geist, der alles kühn durchdringet
und...
Heinrich Heine