Gedanken Zitate (Seite 27)
Die Gedanken sind frei –
auch für die Dichterei.
Gefühle sind berechtigt, sie darzulegen –
müssen ja nicht die eigenen sein,
man kann nicht schauen in ein Herz hinein.
Manche Menschen tröstet ein trauriger Vers –
in dem Erkennen - man empfindet den gleichen Schmerz.
Manche Menschen erfreuen sich an lustigen Zeilen –
und können eine zeitlang im Lachen verweilen.
Man schreibt alles nieder was einem einfällt.
Laßt jeden so in dieser Welt
schreiben, wie es ihm gefällt.
Karin Obendorfer
Das klare Wasser zeigt dir dein Spiegelbild –
es ist unbändig und wild.
Du läßt nicht zu den Gedanken der Reinheit,
der Weg dahin ist sehr weit.
Du läßt nicht zu das Gefühl der Ehrlichkeit,
dazu bist du nicht bereit.
Du läßt nicht zu das Erleben einer Freundschaft,
das ist rätselhaft.
Du läßt nicht zu, daß Liebe einkehrt in dein Herz.
Das nicht Zulassen – ein endloser Schmerz!
Karin Obendorfer
Manche Menschen sollten sich einmal Gedanken darüber machen
– was sie bewegt, immer und immer wieder ein Feuer zu entfachen,
– sich in fremde Angelegenheiten zu mischen,
um dadurch bewußt ihre eigenen Belange zu verwischen.
– Andere Menschen zu rügen oder zu loben,
das wirkt meist wie eine kalte Dusche von oben,
so daß die anderen, die es betrifft, mit Recht anfangen, zu toben.
– Anderer Menschen Meinung nicht zu akzeptieren,
und immer wieder probieren,
die eigene Meinung...
Karin Obendorfer
Ohne Deine Nähe
Ohne Deine Nähe kann ich nicht leben –
mit Dir zu leben ist quälend.
Was ist geschehen?
Welche Entscheidung sollen wir treffen,
um uns die Liebe wieder zu geben,
die verloren uns zeigt,
und doch spähend nach Erfüllung schreit?
Besteht Hoffnung, daß wir wieder zusammenfinden?
Oder ist unser gemeinsames Leben zu Ende?
Meine Gedanken kreisen um Dich –
und entfernen sich von Dir.
Dieser Zwiespalt im Herzen,
verbunden durch Liebe – ist ein grausames Spiel –
wenn Du immer einen Weg...
Karin Obendorfer
Badelied
Auf Freunde herunter das heiße Gewand
Und tauchet in kühlende Flut
Die Glieder, die matt von der Sonne gebrannt,
Und holet von neuem euch Mut.
Die Hitze erschlaffet, macht träge uns nur,
Nicht munter und tätig und frisch,
Doch Leben gibt uns und der ganzen Natur
Die Quelle im kühlen Gebüsch.
Vielleicht daß sich hier auch ein Mädchen gekühlt
Mit rosichten Wangen und Mund,
Am niedlichen Leibe dies Wellchen gespielt,
Am Busen so weiß und so rund.
Und welches Entzücken! dies...
Novalis
Jägerlied
Zierlich ist des Vogels Tritt im Schnee,
Wenn er wandelt auf der Bergeshöh':
Zierlicher schreibt Liebchens liebe Hand,
Schreibt ein Brieflein mir in ferne Land'.
In die Lüfte hoch ein Reiher steigt,
Dahin weder Pfeil noch Kugel fleugt;
Tausendmal so hoch und so geschwind
Die Gedanken treuer Liebe sind.
Eduard Mörike
Der Hecht
Ein Hecht, vom heiligen Anton
bekehrt, beschloß samt Frau und Sohn,
am vegetarischen Gedanken
moralisch sich emporzuranken.
Er aß seit jenem nur noch dies:
Seegras, Seerose und Seegrieß.
Doch Grieß, Gras, Rose floß, o Graus,
entsetzlich wieder hinten aus.
Der ganze Teich ward angesteckt.
Fünfhundert Fische sind verreckt.
Doch Sankt Anton, gerufen eilig,
sprach nichts als: „Heilig! heilig! heilig!“
Christian Morgenstern
Die Möwe
Der Möwe gleich im Fluge
möchte ich frei sein
von den Sorgen des Alltags
frei sein von
den Schmerzen der Sehnsucht
Der Möwe gleich im Fluge
möchte ich getragen werden
von den Schwingen
getragen in die Lüfte
wo Gedanken kein Ballast
Der Möwe gleich im Fluge
möchte ich frei sein
und nur ich selbst
Karl Miziolek
Schweigen
Stille in meiner Klause,
Gedanken füllen den Raum,
Eindrücke machen Pause,
Die Standuhr höre ich kaum.
Mein Körper zu mir spricht
Bei einem Glas Wein,
Erinnerungen öffnen sich,
Denken spiegelt das Sein.
Tiefe Sinnesreize
Leuchten in die Seele hinein,
Lichterspiel – Tagträume,
Schränken das Bewusstsein ein.
Indessen bin ich es satt,
Die stetige Flamme zu schüren,
Allmählich werd‘ ich matt –
Kraftlos – den Körper zu spüren.
Doch Schock – im Nussbaum-Glanz
Der Drei-Uhr-Gong...
Horst Reiner Menzel
Hoffnung
So ist, was kühn das Herz gewollt, zerschellt,
Der Hoffnung Grün umhüllt mit Trauerflören,
Es glimmen unter jener Trümmerwelt
Nur Wünsche noch, die nicht der Welt gehören,
Nicht jener Macht, die grausam sich gefällt
In ewigem Vernichten und Zerstören.
Ruh aus, empörtes Herz, in dem Gedanken,
Daß Hoffnungszweige sich ins Jenseits ranken
Eugenie Marlitt