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Der Zeitpunkt
Jene 10000-stel Sekunde
Worte werden hinaus entlassen und begeben sich auf die lange Reise
Wer sie fängt , wird berührt.
An welcher Saite kann keiner sagen
- du mußt eben etwas wagen
Öffnen-schauen-lesen.
Vertrauen auf den, der dies geschrieben.
Dem Sinnlosen einen Sinn geben, das Verlorene wiederfinden das abgestumpfte wieder spitzen und empfinden
Ich drücke dich
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by SPODO
Mich wurmt es, wenn ich nur dran denke. –
Es saß zu München in der Schenke
Ein Protz mit dunkelroter Nase
Beim elften oder zwölften Glase.
Da schlich sich kümmerlich heran
Ein armer, alter Bettelmann,
Zog vor dem Protzen seinen Hut
Und fleht: Gnä Herr, ach sein S' so gut!
Der Protz jedoch, fuchsteufelswild,
Statt was zu geben, flucht und schilt:
Gehst raus, du alter Lump, du schlechter!
Nix möcht' er, als grad saufen möcht' er!
Wilhelm Busch
Im Herbst
Der schöne Sommer ging von hinnen,
der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
so manches feines Festgewand.
Sie weben zu des Tages Feier
mit kunstgeübtem Hinterbein
ganz allerliebste Elfenschleier
als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.
Ja, tausend Silberfäden geben
dem Winde sie zum leichten Spiel,
die ziehen sanft dahin und schweben
ans unbewußt bestimmte Ziel.
Sie ziehen in das Wunderländchen,
wo Liebe scheu im Anbeginn,
und leis verknüpft ein zartes...
Wilhelm Busch
Die Menge, schwer zu überzeugen,
Kann Beispiel oder Macht nur beugen;
Drum soll, wer lehrt, die Worte sparen
Und sich durch Handeln offenbaren.
Verhaßt sind mir die Schwätzer alle
Mit ihrer Worte hohlem Schwalle,
Verhaßt sind mir die Glaubenswütigen
Wie die Verstandesübermütigen.
– Wer nicht durch ein erfreulich Leben
Weiß guten Lehren Reiz zu geben,
Dem wäre besser, daß er schwiege;
Denn nur durch Kampf gewinnt man Siege,
Und wo sich gutes Beispiel mehrt,
Wird selbst der Zweifler leicht...
Friedrich Martin von Bodenstedt
Anti-Schlaflied
Schlaf, Kindchen schlaf –
nicht soviel, sei brav!
Sonst verschläfst du noch das Leben,
mußt dem Vaterland was geben:
Steuern, Wehrkraft, Wählerstimmen.
Wer es nicht macht, zählt zu den Schlimmen.
Auch bedenke bei der Rente,
Brave denken an das Ende!
Schlaf, Kindchen schlaf –
nicht soviel, sei brav!
Erhard Horst Bellermann
Gefühle
kann man nicht beschreiben, nur geben...
und auch das nicht immer,
denn man kann sie auch zurückhalten –
aus Scheu,
aus Angst,
aus Rücksichtnahme,
aus Trotz,
aus Unsicherheit.
Wenn ich könnte, würde ich Dir meine per Post schicken,
als Einschreiben – streng vertraulich –
und mit Rückporto...
man kann ja nie wissen.
Kristiane Allert-Wybranietz
Ein gutes Wort,
eine nette Geste...
... ein Schritt
weiter ins helle Fehl der
Menschlichkeit.
Einmal auseinandersetzen in ruhigem Gespräch.
Nicht einander zusetzen im Streit...
...ein Takt
mehr in die
Friedensmelodie.
Einmal etwas mehr geben,
ein wenig verzichten...
...ein Licht
mehr in der dunklen
Gerechtigkeitsecke.
Einmal mehr versuchen,
zu verstehen...
...ein Grad plus
weiter fort vom
Gefrierpunkt des Liebesthermometers.
Einmal mit offenen Augen
durch die Welt gehen,
sehen, daß es noch...
Kristiane Allert-Wybranietz
Oh Gott, so frage ich dich,
auch wenn ich weiß, ganz innerlich,
Dich gab es wohl nie, und wird es nie geben.
Mit dieser Erkenntnis ist es schwer zu leben.
Und dennoch frag' ich, denn ich weiß ja nicht.
Welch Gott bist du? Ein blinder vielleicht?
Wenn ich doch nur könnte sehen in dein Gesicht.
Siehst du denn nicht, all dieses Leid?
Wie kann es sein, so frag' ich erneut,
dass die halbe Menschheit geprägt ist von Leid,
während sich die andere über zu viel Nahrung freut.
Und auf der anderen Seite...
Nargis Ahadi