Füße Zitate (Seite 23)
Ein Volk würde ein anderes Bild bieten, wenn es wirklich ein Volk, eine einzige große Familie wäre. In einer Familie fühlt sich jedes Mitglied für das andere verantwortlich. Alle für jeden, jeder für alle. Stattdessen lebt man in unsern großen Völkerfamilien nach dem geheimen Grundsatz: jeder für sich, alle für mich.
Christian Morgenstern
Eine Dame hält auf der Straße einen dreizehnjährigen Buben an, der eine Zigarette im Mund hat: "Was fält denn dir ein! Ich werde es deinem Vater sagen, daß du auf der Straße rauchst!" - Der Knabe ist nicht auf den Mund gefallen und antwortet: "Und ich werde es Ihrem Mann sagen, daß Sie auf der Straße fremde Männer ansprechen."
Max "Maxi" Böhm
Sei weise!
Geh nicht zu denen, welche von sich reden;
sie kennen nur das eigne, liebe Ich.
Ein feines Ohr vermeidet die Trompeten;
der Weise hält am liebsten sich für sich.
Geh nicht zu denen, welche von sich schweigen;
auch sie verehren nur ihr liebes Ich.
Sie wollen sich als große Schweiger zeigen;
der Weise hält am liebsten sich für sich.
Und mußt du doch als Mensch zu Menschen gehen.
So sprich und schweig, doch beides nicht für dich.
Das Sprechen sei für die, die dich verstehen.
Das...
Karl May
Mit der Zeit
Am Anfang
hatten wir immer
viel Zeit füreinander,
nahmen wir uns immer
viel Zeit für Unfug und Späße,
für Wichtiges und Überflüssiges,
für herzerfrischende Annäherungen,
für spontane Einfälle
und ausgefallene Wünsche.
Mit der Zeit aber
wurde das Zeithaben seltener,
wir wollten keine Zeit
verlieren.
Und so verloren wir uns
mit der Zeit
immer mehr aus den Augen,
aus den Gedanken
und aus dem Herzen.
Ernst Ferstl
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
Und daß ich endlich scheiden muß,
Daß endlich doch das letzte Lied
Und endlich kommt der letzte Kuß.
Noch hing ich fest an deinem Mund
In schmerzlich bangender Begier;
Du gibst der Jugend letzten Kuß,
Die letzte Rose gibst du mir.
Du schenkst aus jenem Zauberkelch
Den letzten goldnen Trunk mir ein;
Du bist aus jener Märchenwelt
Mein allerletzter Abendschein.
Am Himmel steht der letzte Stern,
O halte nicht dein Herz...
Theodor Storm
Die Kartoffel
Es ist für uns Materielle
Nur eine Kartoffel die Welt,
Von der der Weise die Pelle
Fürsorglich herunter schält.
Denn eine von unsern Devisen
Ist die: Kartoffel und Welt,
Sind beide nicht zu genießen,
Wenn man sie nicht richtig quellt.
Der idealistische Stoffel,
Der alles für herrlich hält,
Verzehrt die ganze Kartoffel
Natürlich unabgepellt.
Doch liegt sie ihm dann im Magen,
So jammert er und erzählt,
Wie schwer für ihn zu ertragen
Oft diese so "rohe" Welt!
Wir aber genießen...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Die Freude fällt uns in die Hände;
Die bloße Kunst nur, sich zu freu'n
Die will geübt, errungen sein!
Wenn sie auch jeder Narr verstände,
Dann wär sie für Weise nicht;
Die Freud'entflieht berauschten Tagen
Mit weggewandtem Angesicht.
Sie fliehet, weil wir nach ihr jagen,
Der Tor erlebt sie, fühlt sie nicht.
Sie liebt die stiller'n Seelenlagen,
Hebt Wehmuth selbst zu sich hinauf
Und sucht uns in bewölkten Tagen
In unser'm eig'nen Herzen auf.
Christoph August Tiedge
Auf die liderlichen Versverderber
Ihr ungestimmten Flöten
Verhungerter Poeten,
Pfeift für ein Maß verdorbnes Bier
Der Welt verwegne Possen für!
Geht ungefähr dem Dorf ein Richter ab,
Wie foltert ihr den Kopf durch tiefes Sinnen
Und seid bemüht bei dessen Grab
Durch einen Reim ein Taglohn zu gewinnen.
Für kleines Geld verkauft man große Lügen,
Die Stein und Eisen überwiegen.
Schlaf aus, du träumender Poet!
Suchst du die Toten aufzuwecken,
So mußt du selbst nach Geist und Leben schmecken!
Georg List (auch Lystenius)
Zahn um Zahn
Du kommst zur Welt mit leerem Mund,
dann wächst dir ein Gebiss,
schon bald geht dieses vor den Hund,
doch zweites ist gewiss.
Du nagst dich durch so manchen Dreck,
kaust auch an harten Brocken,
da fällt Gebeiße wieder weg,
du schluckst und bist erschrocken.
Den kahlen Mund ziert bald darauf,
was nachts im Glase schwimmt,
und zähneknirschend fällt dir auf,
bist zahnlos, doch nicht Kind.
Moral:
Ein steiler Zahn warst du dereinst
Mit strahlend weißer Fülle,
egal, wie du auch bleckst...
Ruth W. Lingenfelser
Zu Tod möcht ich mich lieben
Liebster Freund, und kann's denn sein,
Wächst noch immer diese Liebe
Längst war ihr das Herz zu klein
Quillt noch stets von neuem Triebe!
Tag für Tag und Nacht für Nacht,
Füllt sich's fort aus ew'gen Quellen
Und das Herze weint und lacht,
Kann sich gar nicht mehr verstellen.
Süße Krankheit, himmlisch Leid
Und so mag's die Welt denn wissen
Der mich liebt, ist ach, so weit
Und das Herz ist mir zerrissen!
Aber dann im Traum der Nacht,
O wie sind wir da...
Christian Reinhold Köstlin
Sonnenstrahlen
Fällt ein Sonnenstrahl ins Zimmer,
Pflegt ein Wunder zu geschehen.
Stäublein leuchten auf im Schimmer,
Die zuvor kein Mensch gesehen.
Gleiche Wunder wirkt die Liebe,
Ihre Macht kennt keine Grenzen.
Wo da walten ihre Triebe,
Fängt der Staub selbst an zu glänzen.
Was zuvor kein Mensch beachtet,
Was sich schüchtern barg im Dunkeln;
Was die große Welt verachtet,
Fängt nun an wie Gold zu funkeln.
Georg Jacob Friedrich Paulus Hermann Dechent
Was kann er für sie thun?!?
Was kann ich für Dich thun?!?
Ich kann auf dem Spaziergang Deinen Mantel tragen – – –
ich kann Dich, wie Du gestern schliefest, fragen – –.
Ich kann, wenn man Dir widerspricht, mit meinem Blicke sagen:
"Du hast Recht, nur Du!"
Ich kann, wenn Du nicht da bist, bedrückt und kränklich sein – – – –
ich kann vor Glück erbeben, trittst Du ein – –.
Ich kann mein Opernglas Dir leihen im Theater
und Komplimente über seine Tochter machen zu Deinem Vater.
Ich kann Dir süße...
Peter Altenberg