Freundes Zitate (Seite 30)
Geh nach Hause, armer Knabe,
Leg dich nieder, weh verliebt.
Träume von der Himmelsgabe,
Die der Himmel dir nicht gibt.
Träume von den blonden Flechten,
Die du nur als Schnecken siehst.
Hadre mit dem ungerechten
Schicksal, dem kein Glück entsprießt.
Irgendwo ziehn weiche Glieder,
Lippen, süß zum Kuß und rund,
Irgendwen in Liebe nieder. –
Träum den Leib und träum den Mund!
Träumend darfst du dich vergeuden.
Träum in üppiger Phantasie
Deiner Liebe letzte Freuden. –
Träume, Freund, enttäuschen nie.
Erich Mühsam
Zum Neujahr
Mit einem Taschenkalender
An tausend Wünsche, federleicht,
Wird sich kein Gott noch Engel kehren,
Ja, wenn es so viel Flüche wären,
Dem Teufel wären sie zu seicht.
Doch wenn ein Freund in Lieb und Treu
Dem andern den Kalender segnet,
So steht ein guter Geist dabei.
Du denkst an mich, was Liebes dir begegnet,
Ob dir's auch ohne das beschieden sei.
Eduard Mörike
Heimfahrt einer einsamen Frau aus einer Gesellschaft
Einsam fährt sie im Wagen nach Haus,
das Fest ist aus.
Der Schwarm zertrieb …
Wer hat sie lieb?
Sie schaudert und friert.
Wie sich so alles hinweg verliert
ins Unabsehbare,
ins Unabsehbare.
Wo bliebt, Freunde, ihr?
Nur die Furcht sitzt neben mir.
Was seid ihr so weit!
Mein Herz schreit – schreit – schreit.
Ein Jeder mit seiner Lust,
ein Jeder mit seiner Pein,
jedes Herz in seiner Brust
allein, allein, allein.
O wilder Vogel Seele,
den nie...
Christian Morgenstern
Bedenke Freund, was wir zusammen sprachen,
War's wert, daß wir den Bann des Schweigens brachen,
Um solche Nichtigkeiten auszutauschen?
So schwätzen wohl zwei Vögel miteinander,
Derweil in unablässigem Gewander
Des Stromes strenge Wogen meerwärts rauschen.
Erwacht in dir nicht ein Gefühl der Leere,
Erwägst du, wie so auftut Jahre, Jahre
Nichts als Geschwätz aus dir sich und dem andern,
Indessen nach der Gottheit Schoß und Meere
Der Geistesweisheit sternenspiegelklare
Gewässer ruhlos und...
Christian Morgenstern
Das böhmische Dorf
Palmström reist, mit einem Herrn v. Korf,
in ein sogenanntes Böhmisches Dorf.
Unverständlich bleibt ihm alles dort,
von dem ersten bis zum letzten Wort.
Auch v. Korf (der nur des Reimes wegen
ihn begleitet) ist um Rat verlegen.
Doch just dieses macht in blass vor Glück.
Tiefentzückt kehrt unser Freund zurück.
Und er schreibt in seine Wochenchronik:
Wieder ein Erlebnis, voll von Honig!
Christian Morgenstern
Wohl dem, der schon aus seiner Frühlingswelt
zurück zur Heimat kehrt, wo keine Blume
Verwelkt, kein Sommer drückt, kein Herbstwind rauscht,
Die falben Blätter über Stoppeln jagend,
Kein Wintersturm, die greisen Locken schüttelnd,
Mit Schnee die Flur sowie das Herz bedeckt!
Dann ist der Tod ein treuer Freund, der nur
Zu sanftem Schlummer uns die Augen schließt,
Der aus dem Labyrinth des Lebens uns entführt
Und zu dem bessern Sein uns aufwärts trägt.
Minerva, »Taschenbuch für Damen
Das tote Kind
Es hat den Garten sich zum Freund gemacht,
Dann welkten es und er im Herbste sacht,
Die Sonne ging und es und er entschlief,
Gehüllt in eine Decke weiß und tief.
Jetzt ist der Garten unversehns erwacht,
Die Kleine schlummert fest in ihrer Nacht.
"Wo steckst du?" summt es dort und summt es hier.
Der ganze Garten frägt nach ihr, nach ihr.
Die blaue Winde klettert schlank empor
Und blickt ins Haus: "Komm hinterm Schrank hervor!
Wo birgst du dich? Du tust dir's selbst zu leid!
Was...
Conrad Ferdinand Meyer
Liebe Weihnachtsgrüße.
Jedes Jahr die gleiche Leier:
Der liebe Gruß zur Weihnachtsfeier.
Man wünscht den Freunden nur das Beste:
"Gesundheit, Glück zum Hohen Feste."
Das ganze Jahr wär' Zeit gewesen.
Man hätt' so gern 'nen Gruß gelesen.
Doch wie's so ist im Zeitenlauf:
Man schiebt das Schreiben immer auf!
Zum Festtag rührt sich das Gewissen:
Dein Freund wird Deinen Gruß vermissen.
Drum schick' zum Fest man eine Karte,
damit er nicht vergebens warte!
Eins-fuffzig-Marke mit 'nem Druck
als Porto...
Willy Meurer
Wenn’s manchmal aussichtslos erscheint,
dann rat’ ich Dir, mein lieber Freund
Gib niemals Deine Hoffnung auf,
wie es auch kommt im Lebenslauf!
Denn – wenn Du denkst es geht nicht mehr –
kommt irgendwo ein Licht daher,
und gibt Dir Mut, Kraft und Vertrauen,
dem Schicksal was auf’s Maul zu hauen.
Und wenn Dich ein Bock mal schlucken will,
Hälst Du zunächst ein Weilchen still.
Doch eh’ er Dich dann gänzlich frißt,
Zeigst Du ihm, wer Du wirklich bist:
...Daß David gegen Goliath
auch nicht...
Willy Meurer
Merkur und Amor
Zu dem Merkur sprach einst der Gott der Liebe:
"Du bist der Gott der Krämer und der Diebe
Und der Beredsamkeit. Mein Freund,
Wie hast du alles das vereint?
In so verschiedenen Revieren
Mit Glück und Ehre zu regieren,
Dazu gehört Geschicklichkeit,
Dazu gehören seltne Gaben."
"Ja", sprach Merkur, "und sie zu haben
Braucht es Erfahrung, Müh' und Zeit.
Erst war ich nur der Handelschaft zu dienen
Vom Vater Jupiter ernannt.
Die Diebe fand ich unter ihnen,
Und sie vertrauten...
Johann Heinrich Merck
Adelaide
Einsam wandelt dein Freund im Frühlingsgarten,
Mild vom lieblichen Zauberlicht umflossen,
Das durch wankende Blüthenzweige zittert,
Adelaide!
In der spiegelnden Fluth, im Schnee der Alpen,
In des sinkenden Tages Goldgewölken,
Im Gefilde der Sterne strahlt dein Bildnis,
Adelaide!
Abendlüftchen im zarten Laube flüstern,
Silberglöckchen des Mays im Grase säuseln,
Wellen rauschen und Nachtigallen flöten:
Adelaide!
Einst, o Wunder! entblüht, auf meinem...
Friedrich von Matthisson
ich wünsche dir
ich wünsche dir nicht
daß dein Weg
ohne Steine wär
denn dann würdest du
nicht mehr wachsen
ich wünsche dir nicht
du würdest nicht mehr straucheln
sonst könntest du vergessen
wie sicher der Boden ist
der dich trägt
ich wünsche dir nicht
einen Weg ohne Schmerzen
sonst würdest du dich
am Ende wohl verlieren
und nicht mehr zu dir finden
doch ich wünsche dir
einen sicheren Stab
und wenn es dunkelt
daß ein Licht dich
leiten möge
und einen guten Freund
an deiner Seite
auf deinem Weg
Anke Maggauer-Kirsche
Du grollest dem Freunde und wendest
Das Antlitz trüb von ihm fort.
Was trat doch wohl zwischen euch beide?
Ein Nichts – ein harmloses Wort,
Das arglos den Lippen entfallen!
Er ahnet nicht einmal den Grund,
Und darum droht zu zerreißen
Ein alter, heiliger Bund!
So schaffst du immer dir Sorge und Schmerz,
Du stolzes, du eitles Menschenherz! –
Johann Dietrich Lüttringhaus