Frau Zitate (Seite 25)
Menschen der Ehe
O wären wir Tiere, wären wir Tiere,
Wir hätten uns längst zerfleischt und zerrissen
Und ich, der Stärkere, ich, das Männchen,
Ich hätte dich Weibchen zu Tode gebissen.
Und wären wir Götter, stolznackige Götter,
Wir lebten uns fern in elysischen Au'n:
Hinrollte auf leichter Wolke mein Wagen,
Du wandeltest still unter trostreichen Frau'n.
Doch wir sind Menschen, gefesselte Menschen
Und müssen uns tragen mit stummer Geduld,
Wir müssen uns tragen und müssen entsagen
Und unsere...
Ludwig Scharf
Böse Jahre
In meinem Leben gab es böse Jahre –
Wie jene aus der Bibel waren's sieben –
Da hat mich ein Verhängniß umgetrieben,
Ich wandelte – und lag doch auf der Bahre.
Nicht ein Erinnern, das ich voll bewahre
Aus jener Zeit, wo, ohne Frucht geblieben,
Mein Geist in ödem Denken sich zerrieben,
Und Gram und Sorge bleichten meine Haare!
Gleich schwerem Traum zerfloß ihr dunkles Walten,
Und auf vernarbte Wunden kann ich zeigen,
Kaum wissend mehr, von wem ich sie erhalten.
Nur manchmal, einzeln...
Ferdinand von Saar
Der Alkohol
Der Alkohol ob Bier, ob Wein,
er wird geschluckt, immer hinein,
dass er vom Geiste nimmt Besitz,
die Augen groß, die Nase spitz,
ich bin fast blau, die Welt ist schön,
dann woll'n wir mal nach Hause geh'n.
Auch harte Drinks sind voller Tücke,
der Kopf ist leer, es klafft ne Lücke,
ach noch ein Bier, das geht wohl rein,
ein kleines noch, dass muss noch sein,
es rumort im Bauch und Geiste,
der Mund geht auf, raus kommt das meiste.
Nun ist's genug, jetzt bin ich blank,
die...
Heinz Bernhard Ruprecht
Belauschte Frau
Doch ihr Gesicht,
Das sah ich nicht.
Nur Beine, Rock, gebeugten Rücken,
Ein nasses Stück vom Schürzenhang.
Das alles lebte sich beim Bücken
Und Wenden unterm Küchenlicht.
Ich aber stand im dunklen Gang,
Sah nach den unbewachten Beinen
Unter des hochgerutschten Rockes Saum.
Zwei sichre Arme dachte sich mein Traum.
Nur ihr Gesicht das sah ich nicht.
Doch etwas war, als wäre es zum Weinen.
Kein Laut, kein Wort. –
Es ist auch nichts Zunennendes gewesen.
Ich aber weiß: Als ich den...
Joachim Ringelnatz
Kostümball-Gedanken
Es wechseln die Moden,
Aber der Hosenboden
sitzt sinngemäß
Immer unterm Gesäß.
Bunt stimmt viel froher
Als beispielsweise Grau.
Aber viel sowiesoer
reizt der Busen der Frau.
Das nächste Mal gedenke ich
Als ganz Nackter mitzumachen.
Und auch dies Kostüm verschenke ich.
Nur damit die Leute lachen.
Joachim Ringelnatz
Ab 50
Irgendwann bei Frau und Mann,
fangen die Wehwehchen an,
so mit Fünfzig geht es los,
Fältchen werden plötzlich groß,
es knackt in den Gelenken,
man tut sich schwer beim Denken,
im Kopf schrumpft manche Zelle,
es schmerzen Knie und Elle,
Zähne blinken aus dem Glas,
auch die Haut wird langsam blass,
selbst die Haare werden grau,
Fuß und Fingernägel rau,
in den Ohren kaum noch Krach,
ständig lässt die Sehkraft nach,
abends ist man nicht mehr fit,
Altern spürt man auch im Schritt,
oftmals...
Horst Rehmann
liebe & wille:
du willst eine frau lieben,
du willst dich aufopfern,
energien und kräfte investieren,
alles in dir,
jede einzelne zelle,
ist eine manifestation dieses willens,
der dich durchdringt,
und in deinen adern fließt…,
du nährst ihn,
mit hoffnung und naivität,
mit verschlossenen augen,
du bestehst nur mehr aus diesem willen,
für diesen geliebten menschen da zu sein,
jeglichen anderen lebensgrund
willst du nicht.
du willst lieben.
Stefan Radulian
Deine Sonne
meine Sonne
Du bist im Süden
ich zuhaus
zähl im Garten Rüben
graue Maus
Du weidest Deine Augen
atmest die Provence
hohe Gräser schaukeln
meine Frau
Madame Enfrance
Doch die Sonne scheint Dir
nicht allein
sie küßt zur selben Stund
auch meinen Mund
drum laß ich durch sie
Dich grüßen
Wenn sie Dich jetzt kitzelt
wie spielend Feder im Gesicht
erschrecke nicht
es ist ein Blitz
Telegramm von Deinem Liebsten
via Satellit
Manfred Poisel
Theorie und Praxis
Sie sagte
der Film habe ich sehr gut gefallen
hervorragend
wie die Psyche dieser Frau
so sorgfältig
analysiert worden sei:
sie habe so deutlich
Liebe gewollt
es aber nicht geschafft
Liebe anzunehmen
nicht einmal
die schüchterne Zärtlichkeit
dieses Mannes –
wirklich ganz ausgezeichnet
beobachtet ...
Der, mit dem sie sprach
legte seine Hand auf ihre
da zog sie sie zurück ...
Jörn Pfennig
Lattenschuß
Ihm stand so sehr der Sinn
nach einem prallen Weib
und sie schien eine Frau zu sein
mit gutmütigem Unterleib.
Sie kamen einander näher
sie schürzte die Lippen zum Kuß –
es schwoll ihm nicht nur das Herze
er ahnte finalen Genuß!
Die Phantasie schlug Wogen
sie schien zu warten nur
bis er sie gänzlich näme –
da schaute sie auf die Uhr.
Sie sagte: ach wie schade
daß ich heim zum Gatten muß!
– Der vermeintlich volle Treffer
war nur ein Lattenschuß!
Jörn Pfennig
Zwei Frauen
Zwei Frauen gibt es auf der Welt.
Die einen, die wie Dirnen sind
Und, jede Faser lustgeschwellt,
Nach Sünde lechzen toll und blind;
Die immer neue Lüste lehrt
Ihr unersättliches Gefühl – – –
Das sind die Frau'n, die man begehrt
In Sommernächten, kurz und schwül.
Die andern sind wie Mädchen scheu.
Und ob sie zehnmal Mütter sind,
In ihnen wächst mit jedem Kind
Die eigne Kinderseele neu.
Und immer neu jungfräulich gibt
Ihr Leib sich hin, verschämt und bang.
Das sind die Frauen, die...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)