Fest Zitate (Seite 3)
Doch will ich nicht, daß Du Gefährtin seist!
In diesem Namen prahlt die große Lüge.
Wenn Du bewirkst, daß ich mich klarvergnüge,
Nenne ich gerne dies Bewirken Geist.
Mit andern lebt man, was man leben heißt,
Übt seine Pflicht, spannt sich ins Jochgefüge
Der Arbeit ein für sie und holt sich Büge,
Die keines Gottes Hammer grade schweißt.
Du aber sei für mich das seltne Fest,
Das Bacchanal, bei dem man sich verschwendet!
Denn die Alltäglichkeit macht stumpf und schändet
Den Gott in uns und gibt...
Anton Wildgans
Liebesantrag
Laß uns mit dem Feuer spielen,
mit dem tollen Liebesfeuer;
Laß uns in den Tiefen wühlen,
drin die grausen Ungeheuer:
Menschenherzen wilde Bestien,
Schlangen, Schakal und Hyänen,
die den Leichnam noch beläst'gen
mit den gier'gen Schneidezähnen.
Laß uns das Getier versammeln,
laß es stacheln uns und hetzen,
und die Tore fest verrammeln
und uns königlich ergötzen.
Frank Wedekind
Aufwärts
Was schauest du so trübe
in diese Welt hinaus,
als sei's mit Lust und Liebe,
Mit Fried und Freuden aus?
Blick fest dem Feind ins Auge,
der dir den Unmut weckt;
sei nicht ein Kind, das abends
des Laubes Rascheln schreckt.
Wenn an dem Frühlingshimmel
die Donnerwolke zieht,
erschallt jenseits des Wetters
im Blau der Lerche Lied.
So schüttle ab die Seele
den Staub der Welt so schwer,
und bade ihre Schwingen
im Schönheits-Strahlenmeer.
Louis Von Arentsschildt
Du, Kind, glaubst an den Kaffeegrund,
Aufs Lottospiel verläßt du dich:
An deine Augen glaube ich.
An Unglückstage, Märchen und
An Träume glaubst du, die nicht trügen,
Ich glaub allein an deine Lügen.
An Gott glaubst du ganz wesenlos,
Du weißt, daß man zu Heil'gen fleht,
Für jeden Kummer ein Gebet.
Ich glaube an die Stunden bloß,
Die blau und rosig mir erblühen
In unsrer blassen Nächte Glühen.
Und alles dieses glaube ich
So fest und unerschütterlich,
Daß ich nur lebe noch für dich.
Paul Verlaine