Fest Zitate (Seite 13)
Warte auf mich!
Ich muß nur noch
meine alten Gewohnheiten
aus dem Fenster werfen,
meine anhänglichen Zweifel
vor die Tür setzen,
eine ganze Menge kleiner Sorgen
unter den Teppich kehren
und meine Berührungsängste
im Ofen meiner Sehnsucht nach Nähe
verbrennen.
Warte,
ich muß nur noch
mit mir ins Reine kommen,
Platz schaffen für
liebenswürdige Begegnungen
und eine Beziehung,
die Raum läßt für
Entfaltungen und Entwicklungen
und offen ist
für jede Art von Zuwendung.
Warte!
Das...
Ernst Ferstl
Ich hab manchen Tag getrauert,
Daß alles so vergänglich ist,
Und daß das gute selbst nicht dauert,
Und daß man sein so bald vergißt.
Es läßt sich schon das Glück nicht binden,
Man hält es fest, so lang es geht;
Doch kann man es auch wiederfinden,
Wenn man das Suchen nur versteht.
Oft muß man erst durch Wolken dringen,
Eh' man des Himmels Blau entdeckt:
So läßt das Gute sich erringen,
Weil sich das Beste nur versteckt.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Was will ich mehr!
Noch halt mit beiden Händen ich
Des Lebens schöne Schale fest,
Noch trink und kann nicht enden ich
Und denk nicht an den letzten Rest.
»Doch einmal wird die Schale leer,
Die letzte Neige schlürftest du.«
So trank ich doch, was will ich mehr,
Dem Tod ein volles Leben zu.
Gustav Falke
Treue
Wenn schon alle Vögel schweigen
In des Sommers schwülem Drang,
Sieht man, Lerche, dich noch steigen
Himmelwärts mit frischem Klang.
Wenn die Bäume all' verzagen
Und die Farben rings verblühn,
Tannbaum, deine Kronen ragen
Aus der Öde ewig grün.
Darum halt nur fest die Treue,
Wird die Welt auch alt und bang,
Brich den Frühling an aufs neue,
Wunder tut ein rechter Klang!
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Du weißt es nicht
Du weißt es nicht, wie wohl es tut,
Wenn Deine feste, kühle Hand,
Die mir so manche Qual gebannt,
In meiner ruht.
Dann ist's, als ob versiegen wollt'
Der Glutstrom, der mein Herz durchrollt,
Dann naht so selig kühl,
Starkflutend, ein Gefühl,
Als könnt' auch ich auf Erden
Noch einmal friedlich werden,
Als könnt' ich überwinden
Und jene Stätte finden,
Auf der mir sternenweit
Die Lust und auch das Leid.
Felix Dörmann
Komm, o heil'ger Geist und wehe,
Send uns von des Himmels Höhe
Deines Lichtes heil'gen Strahl;
Komm, o Vater du der Armen,
Gabenspender voll Erbarmen,
Füll die Herzen allzumal!
Gieß von lichten Himmelsauen
In uns, die wir gläubig trauen,
Siebenfält'gen Gnadenstrom;
Gib der Tugenden Vollendung,
Gib des Todes sel'ge Wendung,
Ew'ges Fest im ew'gen Dom!
Melchior von Diepenbrock
Jetzt ist kein Hafen mehr in Sicht,
Die Welle stürzt schon breiter,
Die Segel brüsten sich im Licht:
Jetzt, Jungs, wird's heiter!
Seht die Sonne schweben,
Seht die Wolken ziehn;
Freier rauscht das Leben,
Alle Ufer fliehn.
Das Steuer prompt in wacher Hand,
Bald fest die Hand, bald lose:
So, Jungens, kreuzt man mit Verstand
Durchs Weltgetose!
Seht den Wimpel schweben,
Seht die Möwen ziehn;
Leicht rauscht alles Leben,
Wenn die Ufer fliehn.
Im Fluge naht die Stunde zwar,
Da geht's zurück zum...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Der tadellose, große Herr
Des ewigen Weltenbau's,
Schloß unsere Seele fest hinein
In dieses ird'sche Haus.
Und nimmermehr, so sehr du dich
Entlebest und entleibst,
Entringst du dich, entschwingst du dich
Aus seinem Bann hinaus.
So sorge denn um Sünde nicht
Und nicht um Ketzerei,
Wenn es in dir, wenn du in ihm
Lebendig und zu Haus.
Die wahre Sünde, glaube mir,
Die wahre Ketzerei,
Ist finsterer Entsagungen
Liebloser Leichengraus.
Georg Friedrich Daumer