Fallen Zitate (Seite 8)
Umarmung
Wenn du
mich umarmst,
umarmt mich sogar
die Decke,
die mir sonst
auf den Kopf
zu fallen droht.
Wenn du
mich umarmst,
umarmen mich sogar
die dicksten Regenwolken
die mir sonst
ziemlich auf die Nerven
gehen.
Wenn du
mich umarmst,
umarmt mich
die ganze Welt.
Deine UmARMungen
machen mich
unermeßlich REICH.
Ernst Ferstl
Rettungsaufruf
Rettet das Wort Liebe!
Nehmt es nicht mehr
bei jeder Gelegenheit
in den Mund oder sonstwohin!
Zieht es nicht mehr
pausenlos durch den Kakao
eindeutiger Zweideutigkeiten!
Laßt euch nicht mehr leichtfertig
auf den harten Boden
versteinerter Herzen fallen!
Rettet das Wort Liebe!
Benutzt es nicht mehr
als billiges Transportmittel
für Machtdemonstrationen!
Mißbraucht es nicht mehr
als willkommene Ausrede
für egoistische Extratouren!
Nehmt es nicht mehr
als...
Ernst Ferstl
Wenn ich sterbe
Legt rote Rosen mir um meine Stirne,
Im Festgewande will ich von euch gehn,
Und stoßt die Fenster auf, daß die Gestirne
Mit heiterm Lächeln auf mein Lager sehn.
Und dann Musik! Und während Lieder schallen,
Von Hand zu Hand der Abschiedsbecher blinkt,
Mag mählich über mich der Vorhang fallen,
Wie Sommernacht auf reife Felder sinkt.
Gustav Falke
Abklang
Ein wenig stirbt man Tag für Tag und faßt es nicht
wie etwas weitergeht und ist vorbei
und wie ein Tag verrinnt in seine Nacht
und aufersteht ein fremdes Einerlei
und schwer erträglich ist wie Stunden fallen
im Puls der Stille kommen und vergehen
und wie Geburt und Tod ist Gegenwart
und ganz alltäglich Schritte die verhallen
indessen innen noch Knospen stehn und Neues harrt.
Norbert Elias
Was sollen Tränen?
Ich möchte weinen und will es nicht –
Was sollen die Tränen?
Sie fallen und brennen, und trösten nicht –
Was trösten Tränen?
Was tröstet auf Erden? Es tröstet nichts,
Auch nicht die Liebe;
Ein Träumen im Zauber des Morgenlichts,
Das ist die Liebe.
Es entschwebt, verduftet und läßt uns zurück
In Sehnsuchtstrauer –
Das Träumen allein ist auf Erden Glück,
Und das Glück ist Trauer.
Ida von Düringsfeld
Neue Horizonte
Aus Angst vor dem Fallen
am Boden lang kriechen.
Nur einsam und heimlich
am Blumenstrauß riechen.
Aus Angst vor dem Echo
den Mund lieber halten.
Nicht merken,
wie Wärme und Liebe erkalten.
Nach Sicherheit streben,
übers Geld günstig walten
und schließlich ein Türchen
nach hinten behalten.
Das spricht für sich selber.
Braucht nicht meine Meinung.
Es bleibt eine
traurige Alltagserscheinung.
Doch nehme ich den Mut in mir
und schaue hinter dieses Tun,
entdecke ich...
Sonja Drechsel-Walther
Himmelfahrt
Schwebst du nieder aus den Weiten,
Nacht mit deinem Silberkranz?
Hebt in deine Ewigkeiten
mich des Dunkels milder Glanz?
Als ob Augen liebend winken:
alle Liebe sei enthüllt!
als ob Arme sehnend sinken:
alle Sehnsucht sei erfüllt –
strahlt ein Stern mir aus den Weiten,
alle Ängste fallen ab,
seligste Versunkenheiten,
strahlt und strahlt und will herab.
Und es treiben mich Gewalten
ihm entgegen, und er sinkt –
und ein Quellen, ein Entfalten
seines Scheines nimmt und bringt
und...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Lieb und Leid im leichten Leben
Sich erheben, abwärts schweben,
Alles will das Herz umfangen,
Nur Verlangen, nie erlangen.
In dem Spiegel all ihr Bilder
Blicket milder, blicket wilder
Jugend kann doch nichts versäumen
Fort zu träumen, fort zu schäumen.
Frühling soll mit süßen Blicken
Sie entzücken und berücken,
Sommer mich mit Frucht und Myrthen,
Reich bewirten, froh umgürten.
Herbst du sollst mich Haushalt lehren,
Zu entbehren, zu begehren,
Und du Winter lehr mich sterben
Mich verderben,...
Clemens Brentano
Herbststille
Lautlos schwebt das Wolkendach im Äther.
Ist der Herbstwind schon zur Ruh' gegangen?
Kein Gewild lauscht und kein Nachtanbeter
In den Schatten, die von Bäumen hangen.
Wachte außer mir noch eine Seele,
Ihre stillste Regung würd' ich hören.
Flög' ein Lichtstrahl nieder, ohne Fehle
Würd' im Dorf sein Schwung die Ruhe stören.
Da, ein Schlag! ein zweiter, ihm verbündet,
Mit den Händen mein' ich sie zu greifen.
Birnen fallen und ihr Schlag verkündet,
Daß die Früchte in der Stille reifen.
Jakob Boßhart
Und wenn du ein Engel bist
Und wenn du ein Engel bist,
dann hast du dir nur
deine Flügel gebrochen
in einer so kalten Nacht
im November.
Und wenn du ein Engel bist,
dann lasse dich einfach fallen
in die Arme der Liebe,
um deine Seele
einzuhüllen in
Geborgenheit.
Und wenn du ein Engel bist,
wirst du schon
bald wieder
fliegen können,
so unendlich
hoch hinaus,
bis an des
Himmels Blau.
Und wenn du ein Engel bist,
wirst du wieder
frei sein können,
beschützend deine
Hand reichen,
denn...
Roswitha Bloch