Erde Zitate (Seite 27)
Februar
Es wird wieder wärmer.
Der Winter friert nieder,
gibt zögernd uns
Stücke der Erde frei.
die Amsel beginnt
ihre Frühlingslieder.
Du nimmst meine Hände
und lächelst dabei.
Bald ist es geschafft,
das Ende des Dunkels.
Bald werden die Blumen
sich zeigen dem Licht.
Mich stimmt etwas heiter,
denn so war es immer.
Der Frühling wird kommen,
denn Winter bleibt nicht.
Sonja Drechsel-Walther
Herbstlich
Die Stare pfeifen aufgebracht,
als hätten wir nicht längst gesehen,
die Vogelbeeren leuchtrot am Baum,
der Sommer mußte gehen.
Erste Kastanien rollen zu Erde,
verstecken sich unter knisterndem Laub.
Am Feldrand entdeckte ich Spuren der Pferde,
wo Weizen sich wog, stehen Stoppeln im Staub.
Die Spaziergänge müssen wir früher beenden,
denn im Dunkeln finden Wege sich schwer.
Wärme können in Briefen wir senden,
vom Wetter geschenkt wird sie uns nicht mehr.
Sonja Drechsel-Walther
Sommerabend
Klar ruhn die Lüfte auf der weiten Flur;
fern dampft der See, das hohe Röhricht schimmert
im Schilf verglüht die letzte Sonnenspur;
ein blasses Wölkchen rötet sich und schimmert.
Vom Wiesengrunde naht ein Glockenton;
ein Duft von Tau entweicht der warmen Erde,
im stillen Walde steht die Dämm'rung schon,
der Hirte sammelt seine satte Herde.
Im jungen Roggen rührt sich nicht ein Halm,
die Glocke schweigt wie aus der Welt geschieden;
nur noch die Grillen geigen ihren Psalm.
So sei...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Einst geliebte Seele,
immer noch empfundne,
sternklar weist die Nacht mir Weiten,
die auch dich umschließen,
du entschwundne.
Gütig glänzen wieder
alle Lichter oben,
die uns je zu gleicher Andacht
von der trüben Erde
auferhoben.
Einsamkeit und Dunkel
sind nun nicht mehr Qualen.
Dankbar betet Seel' und Seele:
Sterne, all ihr Sterne,
helft uns strahlen!
Richard Fedor Leopold Dehmel
November
Bin heut im erstarrten Garten gewesen,
Wo ich in Deinem Auge einst Lieder gelesen;
Wo die Biene den Tropfen Seligkeit sog,
Und wie ein Stückchen Himmel der Schmetterling flog.
Wo der Mond aufstieg wie der Liebe Lob,
Wie ein Herz das sich von der Erde hob,
Und wo jetzt die Wurzeln der Blumen verwesen,
Hab ich in toten Blättern noch Lieder gelesen.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Atemloser August
Sommermonde machen Stroh aus Erde,
Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde,
Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden,
Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen.
Blumen nahen sich mit großen Köpfen und scharlachen,
Blau und grün und gelb ist das Gartenbeet, hell zum Greifen,
Als ob grell mit Pfauenschweifen ein Komet vorüberweht.
Und mein Blut, das atemlos bei den sieben Farbenstreifen stille steht,
Fragt sich: wenn die Blum', Baum und Felder...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
O Kind, des Lenzes Fächeln
O Kind, des Lenzes Fächeln
Ruft schon die Erde wach;
Du weilst mit stillem Lächeln
Noch träumend im Gemach.
Dein liebes Antlitz siehst du
Im Spiegel sanft und klar,
Die kleinen Blumen ziehst du
So zierlich durch dein Haar.
Des Taues frische Welle,
Bedeckt die Knospe ganz;
Dein Auge, sonst so helle,
Umflort ein feuchter Glanz.
Am Zweig die jungen Triebe
Entfalten sich zur Zeit,
Dir nahet schon die Liebe,
Dir nahet schon das Leid.
Wilhelm Michael Anton Creizenach
Laß mich deine Augen fragen
Ob mein Mund auch dürfte nimmer
Liebesworte zu dir sagen,
Dürft' ich nur der Blicke Schimmer,
Dürft' ich deine Augen fragen.
Dir in Augen möchte ich lesen,
Forschen, wie in heil'gen Sagen,
Ob auf Sternen du gewesen
Eh' die Erde dich getragen?
Ach, ein Wort schafft hohe Wonne
Und ein Wort kann Wunden schlagen;
Laß aus deiner Augen Sonne
Nicht die Lippe mich verjagen.
Nie wird Eden leuchtend helle,
Nie mich deine Seele tragen;
Laß mich lauschen an der Schwelle,
Laß...
Peter Carl August Cornelius
Hier soll ich also dauernd bleiben,
hier ist mein Haus und Hof bestellt –
mich aber plötzlich überfällt
ein Bangen, nimmer zu beschreiben!
Hier ist mein Hof, hier ist mein Haus –
und auch mein Grab – hier harrt die Erde,
bereit, daß ich verschüttet werde!
Mir ist, als wär' mein Hoffen aus!
Mir ist, als ob der Tod sich setze
zu mir, in eine stille Ecke
wie Spinnen an der Zimmerdecke,
zu weben mich in seine Netze!
Emil Claar
Nacht flieht, – der krause Dunst der Berge fällt
Und schmilzt zu Gold, und Licht erweckt die Welt!
Ein neuer Tag schwellt die Vergangenheit,
Ein neuer Schritt ans Ende unsrer Zeit; –
Nur die Natur steht neugeboren auf;
Die Erde lebt, die Sonn' eilt ihren Lauf,
Im Strom ist Frische, Glanz im Morgenstrahl,
Labsal im Winde, Blumenduft im Tal.
Gottgleicher Mensch, sieh diesen Glorienschein
Der Dinge an und juble: sie sind dein!
Lord George Gordon Noel Byron
Meeresleuchten
Es hat das Meer in blauem Glanz
Die ganze Nacht geleuchtet,
Bis dann des Frühthau's Tropfenkranz
Das dürre Gras gefeuchtet.
Es sind in stummer, geisternder Schaar
Über die schimmernden Wogen
Im Muschelwagen, das Schilf im Haar,
Die alten Götter gezogen…
Und sie irrten dahin im Wellentanz
Bis der Frühthau die Erde befeuchtet –
Es hat das Meer in blauem Glanz
Die ganze Nacht geleuchtet…
Carl Hermann Busse
Schöne Nacht
Schöne Nacht, Gestirne wandeln
Heilig über dir,
Und des Tags bewegtes Handeln
Stillt zum Traum sich hier.
Was ich sehne, was ich fühle,
Ist nun doppelt mein,
Ach in deiner keuschen Kühle
Wird es gut und rein!
Und so bringst du diese Erde,
Bringst mein Herz zur Ruh,
Daß es still und stiller werde,
Schöne Nacht, wie du!
(Vertont von Heinrich Kaspar Schmid)</em>
Carl Hermann Busse