Einsamkeit Zitate (Seite 11)
In der trüben Einsamkeit
Späh ich nach der Spur
Jener kurzen, süßen Zeit,
Da ich Glück erfuhr.
Ja, die Wege weiß ich noch,
Und die Spur ist nah.
Aber Schnee liegt spannenhoch,
Wo mein Glück geschah.
Meine Tränen fallen drauf,
Wärmen rings den Ort.
Und der Schnee taut langsam auf,
Und der Schnee schmilzt fort.
Erich Mühsam
Hinaus muß der Jüngling ins stürmende Leben,
Denn Einsamkeit bildet, veredelt ihn nicht;
Gedrängt von dem Schicksal muß muthig er streben,
Dann übt er die Kräfte, erprobt seine Pflicht.
Im Umgang mit Menschen, die tadeln und loben,
Dort wird er gezwungen, sich selbst zu beschau'n;
Er wird dort gedemütigt, wird dort gehoben,
Und lernet ertragen, und lernt sich vertrau'n.
So reifet der Jüngling, und kehret er dann
Zurück in die Heimath, dann ist er ein Mann.
Heinrich Martin
Äolsharfe
Geheimnisvoller Klang,
Für Geister der Luft besaitet,
Von keines Menschen Gesang,
Von Stürmen nur begleitet.
In deinen Tiefen sind
Die Melodien der Sterne, –
So ruft ein weinend Kind
Der Mutter in der Ferne.
Laute der Trösterin Einsamkeit!
So ziehen über Fluten Schwäne,
So wiegt in Träume der Seligkeit
Die schmerzenstillende Träne.
Hermann Ritter von Lingg
Schnee
Fällt um dunkle Bäume weich der Schnee,
Lange sacht, dann aufgewirbelt, jäh.
Hüllt den Tag in dämmerndes Gewühl,
Breitet auf die Erde Pfühl um Pfühl.
Wandert einer, und er sieht den Flaum;
Denkt er: weiches Bette, weiter Raum!
Wandert einer und er weiß kein Dach,
Denkt: hier fände ich ein Wohngemach!
Ist wie zugehangen rings die Welt,
Schiebt sich eng zusammen wie ein Zelt.
Busch und Bäume stehen unbewegt
Und von Einsamkeit wie eingehegt.
Hedwig Lachmann
Wenn nächtens du…
Wenn nächtens du den kleinen Schuh
Von deinen Füßen streifest
Und in die braunen Haare du
Mit lichten Händen greifest,
Und lächelnd vor dem Spiegel dann
Dein Häubchen festzustecken:
Fällts dich nicht manchmal plötzlich an
Wie heimliches Erschrecken,
So daß du eilig Hals und Brust
Verbirgst in den Gewanden,
Dieweil du meinst, ich wäre just
Still hinter dir gestanden?
Denn wenn im dunklen Schoß der Nacht
Die Dinge versanken,
Dann wandern zu dir glutentfacht
Die schwärmenden...
Hans Demetrius, Ritter von Hopfen
Kindergebet
Lieber Gott und Engelein,
Laßt mich gut und fromm sein
Und laßt mir mein Hemdlein
Recht bald werden viel zu klein.
Laßt mich immer weiter gehn,
Viele gute Menschen sehn,
Wie sie aus den Augen sehn,
Laßt sogleich mich sie verstehn.
Und mit ihnen fort und fort
Freuen mich an gutem Ort,
Und zur Zeit der Einsamkeit
Gibt, daß Sternenglanz mich freut.
Hugo von Hofmannsthal
Zueignung
Ich habe Dir in ernsten stillen Stunden,
Betrachtungsvoll in heil'ger Einsamkeit,
Die Blumen dieser und vergangner Zeit,
Die mir erblüht, zu einem Kranz gewunden.
Von Dir, ich weiß es, wird der Sinn empfunden,
Der in des Blüthenkelchs Verschwiegenheit
Nur sichtbar wird dem Auge, das geweiht
Im Farbenspiel den stillen Geist gefunden.
Es flechten Mädchen so im Orient
Den bunten Kranz; daß vielen er gefalle,
Wetteifern unter sich die Blumen alle.
Doch Einer ihren tiefern Sinn...
Karoline von Günderode