Duft Zitate (Seite 2)
Breite und Tiefe
Es glänzen viele in der Welt,
Sie wissen von allem zu sagen,
Und wo was reizet und wo was gefällt,
Man kann es bei ihnen erfragen,
Man dächte, hört man sie reden laut,
Sie hätten wirklich erobert die Braut.
Doch gehn sie aus der Welt ganz still,
Ihr Leben war verloren,
Wer etwas Treffliches leisten will,
Hätt gern was Großes geboren,
Der sammle still und unerschlafft
Im kleinsten Punkte die höchste Kraft.
Der Stamm erhebt sich in die Luft
Mit üppig prangenden Zweigen,
Die...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Kinderglaube?
Ein Engel, hieß es, als wir Kinder waren,
ist unterwegs, der sammelt jeden Schmerz,
den bösen, ungerechten, unduldbaren,
und fliegt hinauf und rührt an Gottes Herz.
Und zu Musik wird einer Schande Name,
es trägt als Duft ihn jeder Wind,
und Traumgespiele, helle, wundersame,
gesellen sich dem Schmerzenskind.
Das plötzlich strahlt. Es sieht: die Himmel rüsten,
dem Qualverstummten Gottes Arm zu leihn…
Ach, wär es wahr, sagt, wieviel Engel müßten
da heute wohl auf allen Wegen sein!
René Schickele
Lebe rein, mein Herz, dies schöne Leben,
Rein von allem Fehl und bösem Wissen,
Wie die Lilie lebt in stiller Unschuld,
Wie die Taube in des Haines Wipfeln;
Daß du, wenn der Vater niederblicket,
Seist sein liebstes Augenmerk auf Erden,
Wie des Wandrers Auge unwillkürlich
An den schönsten Abendstern sich heftet;
Daß du, wenn die Sonne dich einst löset,
Eine reine Perl' ihr mögest zeigen,
Daß dein Denken sei wie Duft der Rose,
Daß dein Lieben sei wie Licht und Sonne,
Wie des Hirten Nachtgesang...
Leopold Schefer
Hell leuchten die Sterne
Hell leuchten die Sterne, es rauschen
Im Winde die Bäume sacht;
Ich stehe am Fenster, zu lauschen
In die träumende Sommernacht.
Leuchtkäfer umgaukeln die Blüthen
Und durchfunkeln die purpurne Luft, –
Wer konnte sein Herz auch behüten,
O Stern, o Blüthe und Duft!
O himmlisches Finden und Flüstern,
O Kosen und Küssen in Ruh! –
Und durch die Platanen und Rüstern
Send' ich noch einen Nachtgruß dir zu!
Karl Hermann Schauenburg
Ecce homo
Seht her: mein Herz ist arm, mein Herz ist arm und blutet;
Des Lebens ganzer Harm hat nächtens es durchfluthet.
Ich gab's den Nöthen preis und aller Qual auf Erden,
Und wähnte, daß sein Schweiß euch könnt' zum Glücke werden.
Nun ist ihm alle Kraft und alle Gluth verflogen,
Denn schweren Giftes Saft hat's aus der Qual gesogen.
Wohin mein Auge schaut, verwelkt das Grün der Bäume,
Die Blüthe stirbt der Braut, verdirbt der Duft der Träume.
Was wollt ihr noch von mir? O laßt mich sterben...
Ludwig Scharf
Dich ahnte meine Seele…
Dich ahnte meine Seele lange,
Bevor mein Auge dich gesehn,
Und selig-süße Schauer bange
Fühlt' ich durch all mein Wesen gehn.
…Ich sog von unbekannten Blüten
Den Duft, der mir entgegenquoll,
Und nie erblickte Sterne glühten
Zu Häupten mir geheimnisvoll.
Doch immer sah ich deinen Schatten
Nur trübe wie durch Nebelflor
Dein Antlitz schien daraus in matten,
Gebrochnen Zügen nur hervor.
Und als der Schleier nun gesunken,
Der dich vor mir verhüllt – vergib,
Wenn lang ich...
Adolf Friedrich Graf von Schack
Stilphysiognomik
Wer nie haut grade Hiebe,
wes Wort' und Sätze schleichen
wie spürend schlaue Diebe,
und immer seitab streichen,
Wer niemals wagt zu sagen:
"so ist es" und: "das soll sein",
wer ausweicht schlichten Fragen,
stets will der Vorsicht voll sein,
Wer spricht: "gewisse Leute",
und: "dürfte, möchte, könnte",
statt daß er sich nicht scheute
und uns Gewißheit gönnte,
Wer nie den Punkt will nennen
stets eingehüllt in Duft ist –
glaubt mir, daß der zu kennen
als Schwachkopf oder Schuft ist.
Friedrich von Sallet
Offenbarung
Natur spricht laut in Wort und Schrift
Du mußt nur Windeswehen
Und Duft und Klang und Wald und Trift
Und Fels und Meer verstehen!
Ein jeder Baum, der braust in Wettern,
Und jede Blume auf der Flur,
Und jeder Zweig ist voll von Blättern
Der Offenbarung der Natur.
Auf jedem Blatt steht licht und offen:
"O glaub' an helle Frühlingsluft!"
Auf jedem Blatt steht grünes Hoffen,
Still flüsternd um die Blumenbrust.
Auf jedem Blatt steht groß geschrieben:
"Der Geist der Lieb' durchweht die...
Hermann Rollett
In stiller Frühe
Früh, in stiller Frühe,
Eh der Tag ersteht,
Eh zur Lebensmühe
Laut die Menschheit geht,
Webt es in den Weiten
Schlummerstiller Luft,
Heimlich zu bereiten
Glanz und Klang und Duft.
Strömt dann rings allmählich
Goldne Sonnenglut,
Und erklingt es selig
In der Düfte Flut,
Meint ihr, ohne Mühe
Hat sich das gemacht,
Doch bis in die Frühe
Webte still die Nacht.
Hermann Rollett
An meinen Kaktus
Du alter Stachelkaks,
Du bist kein Bohnerwachs,
Kein Gewächs, das die Liebe sich pflückt,
Sondern du bist nur ein bißchen verrückt.
Ich weiß, daß du wenig trinkst.
Du hast auch keinerlei Duft.
Aber, ohne daß du selber stinkst,
Saugst du Stubenmief ein wie Tropenluft.
Du springst niemals Menschen an oder Vieh.
Wer aber mit Absicht oder versehentlich
Sich einmal auf dich
Setzte, vergißt dich nie.
Ein betrunkener, lachender Neger
Schenkte dich mir, du lustiges Kleines,
Daß ich...
Joachim Ringelnatz
Herbstliche Wege
Des Sommers weiße Wolkengrüße
zieh'n stumm den Vogelschwärmen nach,
die letzte Beere gärt voll Süße,
zärtliches Wort liegt wieder brach.
Und Schatten folgt den langen Wegen
aus Bäumen, die das Licht verfärbt,
der Himmel wächst, in Wind und Regen
stirbt Laub, verdorrt und braun gegerbt.
Der Duft der Blume ist vergessen,
Frucht birgt und Sonne nun der Wein
und du trägst, was dir zugemessen,
geklärt in deinen Herbst hinein.
Joachim Ringelnatz
O Lächeln, erstes Lächeln, unser Lächeln.
Wie war das Eines: Duft der Linden atmen,
Parkstille hören –, plötzlich in einander
aufschaun und staunen bis heran ans Lächeln.
In diesem Lächeln war Erinnerung
An einen Hasen, der da eben drüben
Im Rasen spielte; dieses war die Kindheit
Des Lächelns. Ernster schon war ihm des Schwanes
Bewegung eingegeben, den wir später
Den Weiher teilen sahen in zwei Hälften
Lautlosen Abends. – Und der Wipfel Ränder
Gegen den reinen, freien, ganz schon künftig...
Rainer Maria Rilke
Gib mir Liebe
Welche Wiesen duften deine Hände?
Fühlst du, wie auf deine Widerstände
stärker sich der Duft von draußen stützt.
Drüber stehn die Sterne schon in Bildern.
Gib mir, Liebe, deinen Mund zu mildern;
Ach, dein ganzes Haar ist unbenützt.
Sieh, ich will dich mit dir selbst umgeben
Und die welkende Erwartung heben
von dem Rande deiner Augenbraun;
wie mit lauter Liderinnenseiten
will ich dir mit meinen Zärtlichkeiten
alle Stellen schließen, welche schaun.
Rainer Maria Rilke
Lied (Du nur, Du)
Du, der ich's nicht sage, daß ich bei Nacht
weinend liege,
deren Wesen mich müde macht
wie eine Wiege.
Du, die mir nicht sagt, wenn sie wacht
meinetwillen:
wie, wenn wir diese Pracht
ohne zu stillen
in uns ertrügen?
Sieh dir die Liebenden an,
wenn erst das Bekennen begann,
wie bald sie lügen.
Du machst mich allein. Dich einzig kann ich vertauschen.
Eine Weile bist du's, dann wieder ist es das Rauschen,
oder es ist ein Duft ohne Rest.
Ach, in den Armen hab ich sie alle...
Rainer Maria Rilke