Drs Zitate (Seite 13)
Der überlebenstüchtige Zwicker
Den Professor Gurkenpflücker
ziert kess sein Brillenzwicker,
den er froh und wirsch durchschaute,
als er jene Brühe braute,
die sich ihrerseits nicht zierte
und ganz herzhaft explodierte.
Das beraubte recht behände
das Gebäude seiner Wände,
den Professor des Vermögens
nebst des heißgeliebten Lebens.
So geht ein großer Geist nach drüben,
doch sein Zwicker blieb herüben.
Peter Horton
Wie hast du selig mich gemacht
Du milde, dunkle Sommernacht!
Es war so still in weiter Rund',
Da lag verstummt auch Mund an Mund –
Mein Liebster hat mich geküßt!
Ich träum' es Nachts in süßer Ruh',
Im Traum ist's, was am Tag ich thu',
Weiß nicht, ob Sturm ob Sonnenschein,
Muß lächeln nur in mich hinein:
Mein Liebster hat mich geküßt!
O dürft' ich künden, was mich drängt,
Was pochend fast die Brust mir sprengt,
Auf daß die Welt, die nichts vergönnt,
Den ganzen Himmel fassen könnt' :
Mein...
Angelika von Hörmann
Dein Hypothesenungeheuer
Hat mich noch niemals recht erbaut.
Der Weltgeist ist ein Wiederkäuer,
Der ewig frißt und nie verdaut?
Still, still, mein Lieber; also spricht
Nur Einer, den der Haber sticht,
Denn könnt' ich, hoch im Himmel hausend,
Nur um ein lumpiges Zehnjahrtausend
Dein Hirn nach rückwärtshin verrenken,
Du würdest anders drüber denken!
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Reicher im goldnen Haus,
Fühlst du kein Schauern?
Dringt nicht ein Stimmgebraus
Dumpf durch die Mauern?
Die da draußen frierend lungern,
Dich zu berauschen, müssen sie hungern,
Ihre gierigen Blicke suchen dich,
Ihre blassen Lippen verfluchen dich,
Und ihr Hirn mit dumpfem dröhnendem Schlag,
Das schmiedet, das schmiedet den kommenden Tag.
Hugo von Hofmannsthal
Siehst du die Stadt?
Siehst du die Stadt, wie sie da drüben ruht,
Sich flüsternd schmieget in das Kleid der Nacht?
Es gießt der Mond der Silberseide Flut
Auf sie herab in zauberischer Pracht.
Der laue Nachtwind weht ihr Atmen her,
So geisterhaft, verlöschend leisen Klang:
Sie weint im Traum, sie atmet tief und schwer,
Sie lispelt, rätselvoll, verlockend bang ...
Die dunkle Stadt, sie schläft im Herzen mein
Mit Glanz und Glut, mit qualvoll bunter Pracht:
Doch schmeichelnd schwebt um dich ihr...
Hugo von Hofmannsthal
Vorgefühl
Das ist der Frühling nicht allein,
Der durch die Bäume dränget
Und wie im Faß der junge Wein
Die Reifen fast zersprenget,
Der Frühling ist ja zart und kühl,
Ein mädchenhaftes Säumen,
Jetzt aber wogt es reif und schwül
Wie Julinächte träumen.
Es blinkt der See, es rauscht die Bucht,
Der Mond zieht laue Kreise,
Der Hauch der Nachtluft füllt die Frucht,
...
Hugo von Hofmannsthal
Leben, Traum und Tod
Leben, Traum und Tod ...
Wie die Fackel loht!
Wie die Erzquadrigen
Über Brücken fliegen,
Wie es drunten saust,
An die Bäume braust,
Die an steilen Ufern hängen,
Schwarze Riesenwipfel aufwärts drängen ...
Leben, Traum und Tod ...
Leise treibt das Boot ...
Grüne Uferbänke
Feucht im Abendrot,
Stiller Pferde Tränke,
Herrenloser Pferde ...
Leise treibt das...
Hugo von Hofmannsthal
Seit du nun schweigst…
Seit du nun schweigst, sind mir die Dinge stumm.
Mit seelenlosen Augen sehn mich an
Die liebsten Menschen. Jedes Heiligtum
Find' ich verschlossen, poch' ich je daran.
Gab deine Stimme doch die Melodie
Zu meines Lebens Lied. Du warst das Maß,
Das Wert und Unwert meiner Welt verlieh;
In dir genoß ich erst, was ich besaß.
Nun du mir fehlst, bin ich mir selbst entrückt,
Mißklang mein Denken, mein Empfinden Streit.
Das Schöne spielt mit mir, das Wahre drückt
Dies Herz...
Paul von Heyse
Sie sagen mir, ich soll dich meiden
Sie sagen mir, ich soll dich meiden
Und wissen auch der Gründe viel';
Es spricht die Welt so leicht vom Scheiden,
Als wär' es nur ein Maienspiel.
Und sprächst auch du, ich soll dich lassen,
So deuchte mir's ein böser Scherz,
Zur Buße wollt' ich dich umfassen
Und drücken an mein treues Herz.
Und sagt' ich selbst: "Sei's denn beschlossen!
Lieb' mich nicht mehr von dieser Stund'!"
So hieltest still du mich umschlossen
Und küßtest lächelnd meinen Mund.
Wilhelm Hertz
Der ewige Zweifel, keinem ganz vertrauen,
Nicht sprechen können, wie's zum Herzen drängt,
In jedem Blicke Hohn, Verdammniß schauen,
Macht, daß man fremd sich unter Fremden denkt!
Ein, zweimal wird das Herz zurückgewiesen,
Dann kommt es nicht mehr, klopft nicht wieder an;
Zeigt's keinem mehr, daß seine Thränen fließen,
Nicht lieben mehr es so wie früher kann!
Die Welt nicht weiß, was in ihm vorgegangen,
Denn ton- und klangslos ist der wahre Schmerz –
Und so manch schöne Kraft ist...
Eugenius Hermann
Amor und Psyche
Ein Seufzer, der von Mund zu Munde fliegt,
Wenn Seele sich zur Seele innig schmiegt;
Des Herzens Übergang, da leis' und still
Der süße Wort zum Wort nicht werden will,
Das süße Wort zum Wort nicht werden kann:
Verloren schauen sich zwei Seelen an
Und schöpfen in der Gottheit reinstem Quell
Gedanken, Wünsche, Blicke zart und hell;
Der Hauch, der dann das Leben süß verlängt,
Der Atem, der den Busen aus sich drängt,
Der Augenblick, der Ewigkeit Genuß,
Der Engel reinste Wollust...
Johann Gottfried von Herder
Lebensbrot
Gib es nicht den Vielen,
Sie verstehen's selten:
Flug zu feinsten Zielen
Lassen sie nicht gelten.
Plump ins Auge springen
Muß, wozu sie drängen,
An den Außendingen
Bleibt ihr Wille hängen.
Messen alle Gabe
Nach der Gier der Meisten,
Wähnen, alles trabe
Nach gemeinem Leisten.
Mögen's nie erfassen,
Daß die Himmelskronen
Sich erringen lassen
Nur durch Höllenzonen.
Daß ein köstlich Winken,
Süß wie Frauenkosen,
Mild wie Sternenblinken,
Liegt im Absichtslosen.
Daß die tiefen...
Karl Henckell
Das Herz ist mir bedrückt
Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich
Gedenke ich der alten Zeit;
Die Welt war damals noch so wöhnlich,
Und ruhig lebten hin die Leut.
Doch jetzt ist alles wie verschoben,
Das ist ein Drängen! eine Not!
Gestorben ist der Herrgott oben,
und unten ist der Teufel tot.
Und alles schaut so grämlich trübe,
So krausverwirrt und morsch und kalt,
Und wäre nicht das bißchen Liebe,
So gäb es nirgends einen Halt.
Heinrich Heine
Eingehüllt in graue Wolken,
Schlafen jetzt die großen Götter,
Und ich höre, wie sie schnarchen,
Und wir haben wildes Wetter.
Wildes Wetter! Sturmeswüten
Will das arme Schiff zerschellen -
Ach, wer zügelt diese Winde
Und die herrenlosen Wellen!
Kanns nicht hindern, daß es stürmet,
Daß da dröhnen Mast und Bretter,
Und ich hüll mich in den Mantel,
Um zu schlafen wie die Götter.
Heinrich Heine
Es drängt die Not, es läuten die Glocken,
Und ach! ich hab den Kopf verloren!
Der Frühling und zwei schöne Augen,
Sie haben sich wider mein Herz verschworen.
Der Frühling und zwei schöne Augen
Verlocken mein Herz in neue Betörung!
Ich glaube die Rosen und Nachtigallen
Sind tief verwickelt in dieser Verschwörung.
Heinrich Heine