Dichter Zitate (Seite 6)
Unsere besten intuitiven Diagnostiker - die Dichter - haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der Mensch geisteskrank ist und es von jeher war, doch Anthropologen, Psychiater und Evolutionsforscher nehmen Dichter nicht ernst und ignorieren weiterhin die Indizien, die ihnen ins Gesicht starren.
Arthur Koestler
Der Mensch gebraucht den Dichter, um das auszusprechen, was er selbst nicht auszudrücken vermag. Von einer Erscheinung, von einer Empfindung wird er ergriffen, er sucht nach Worten, seinen eigenen Vorrat findet er unzulänglich, und so muß ihm der Dichter zu Hilfe kommen, der ihn frei macht, indem er ihn befriedigt.
Johann Peter Eckermann
Liederschmuck
Mein Herz ist von der Liebe
Zur Liebsten so erfüllt,
Daß sie in tausend Tropfen
Darüber strömt und quillt.
Und jeder dieser Tropfen
Glänzt wie ein Edelstein,
Und all' die tausend Tropfen
Die fange ich mir ein.
Und füge sie zusammen
Zu einem dichten Kranz,
Um meiner Liebsten Stirne
Wind' ich den lichten Glanz.
Daß rings die Erde lachet,
Wenn sie vorübergeht,
Und alles steht und staunet;
"Seht die Holdselige, seht!
Das ist gewiß 'ne Fürstin,
Von Ländern reich und hehr?"
Nein,...
Ernst von Wildenbruch
An einen Dichter
Dein Schaffen war wie Gold so echt,
Solang du Modekram geschaffen.
Du gabst dem menschlichen Geschlecht
Unrechten Plunder zu begaffen.
Doch seit ein reineres Idol
Dein ruhmbedürftig Herz begeistert,
Wie ward dein Schaffen falsch und hohl,
Aus eitel Phrasenschwulst gekleistert.
Frank Wedekind
Vereinbar
"Man muß nicht müssen", sagt ein deutscher Dichter,
Ein andrer, und der größte unter allen:
"Der Mensch ist nicht geboren, frei zu sein."
Hat einer unrecht und der andre recht?
Und wer von beiden, dieses oder jenes?
O schwierig! Aber halt, da fällt mir ein:
Am Ende haben recht und unrecht beide.
Der Mensch ist frei, doch er bedarf ein Muß.
Nun gut, so schaffe selbst dir einen Zwang,
Ein Muß der Pflicht: dann dienst du, aber frei.
Friedrich Theodor von Vischer