Brüder Zitate (Seite 18)
Engel und Teufel
Und wenn der Engel, der da liegt,
sich in des Teufels Hände schmiegt?
Wenn beide ihre Wünsche spiegeln
und sprechen frei von allen Siegeln.
Wird dann der Engel zum Dämon?
Der Teufel gleich zum Engel schon?
Könnt einer wie der andere sein,
bräuchte es dann derer Zwein?
Oder sei die Vielfalt wichtig?
Dann liegen beide gegensätzlich richtig.
Katja Uhlich
Hymne an den Unendlichen
Zwischen Himmel und Erd, hoch in der Lüfte Meer,
In der Wiege des Sturms trägt mich ein Zackenfels,
Wolken türmen
Unter mir sich zu Stürmen,
Schwindelnd gaukelt der Blick umher,
Und ich denke dich, Ewiger.
Deinen schauernden Pomp borge dem Endlichen,
Ungeheure Natur! Du, der Unendlichkeit
Riesentochter,
Sei mir Spiegel Jehovas!
Seinen Gott dem vernünftgen Wurm
Orgle prächtig, Gewittersturm!
Horch! er orgelt – Den Fels, wie er herunterdröhnt!
Brüllend spricht der Orkan...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Das Grab
Das Grab ist tief und stille
Und schauderhaft sein Rand;
Es deckt mit schwarzer Hülle
Ein unbekanntes Land.
Das Lied der Nachtigallen
Tönt nicht in seinem Schoß;
Der Freundschaft Rosen fallen
Nur auf des Hügels Moos.
Verlassne Bräute ringen
Umsonst die Hände wund;
Der Weise Klagen dringen
Nicht in der Tiefen Grund.
Doch sonst an keinem Orte
Wohnt die ersehnte Ruh;
Nur durch die dunkle Pforte
Geht man der Heimat zu.
Das arme Herz hinieden
Von manchem Sturm bewegt,
Erlangt den wahren...
Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis
Was ich dir hier singe,
Ist nur für dich gemacht.
Die violette Syringe,
Der Mond und das Ding der der Dinge
Ist nur für dich gemacht.
Die heimliche Lust der Lüste
Ist nur für dich gemacht,
O gib mir deine Brüste.
Ebbe und Flut unsrer Küste
Sind nur für dich gemacht.
Das breite Bett, ich dächte
Es ist für dich gemacht.
Komm, löse deine Flechte,
Denn diese Nacht der Nächte,
Sie ist für uns gemacht.
Klabund
Ein wahres Bekenntniß der Inquisition, an deren Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit bei der Beschaffenheit ihrer Natur gar nicht zu zweifeln ist, könnte der wunderlichen Schopenhauerschen Theorie von der Liebe zu Statten kommen; sie spürte jedes Mal, und lange vor ihrem eigenen Unglück, sobald sie Kinder erblickte, große Lust, sie aus der Welt zu schaffen und dachte: wenn es nur niemand sähe, so brächte ich euch um!, war dabei aber eine äußerst gutmüthige Person.
Christian Friedrich Hebbel
Das Prinzip der Brüderlichkeit, das der Agitator von Nazareth gelehrt hat, behielt den Keim des Lebens, der Wahrheit und der Gerechtigkeit so lange, als es das Leuchtfeuer der wenigen war. In dem Augenblick, in dem sich die Mehrheit seiner bemächtigte, wurde dieses große Prinzip ein Erkennungszeichen und Vorbote von Blut und Feuer, das Leiden und Verderben verbreitete.
Emma Goldman
Jetzt beheult der Wolf den Mond, / durstig brüllt im Forst der Tiger. / Jetzt, mit schwerem Dienst verschont, / schnarcht der arbeitsmüde Pflüger. / Jetzo schmaucht der Brand im Herd, / und das Käuzlein kreischt und jammert, / daß der Krank' es ahnend hört / und sich fest ans Kissen klammert. / Jetzo gähnt Gewölb' und Grab, / und, entschlüpft den kalten Mauern, / sieht man Geister auf und ab, / sieht am Kirchhofszaun sie lauern. / Und wir Elfen, die mit Tanz / Hekates Gespann umhüpfen / und,...
William Shakespeare
Die Natur / warf diese beiden feur'gen Völkerschaften / auf dieses Brett im Ozean; ungleich / verteilte sie's und hieß sie darum kämpfen. / Der Tweede schmales Bette trennt allein / die heft'gen Geister; oft vermischte sich / das Blut der Kämpfenden in ihren Wellen. / Die Hand am Schwerte, schauen sie sich drohend / von beiden Ufern an seit tausend Jahren. / Kein Feind bedränget Engelland, dem nicht / der Schotte sich zum Helfer zugesellte; / kein Bürgerkrieg entzündet Schottlands Städte, /...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Die rheinischen Weinbauern
An Ahr und Mosel glänzten
die Trauben gelb und rot;
die dummen Bauern meinten,
sie wären aus jeder Not.
Da kamen die Handelsleute
herüber aus aller Welt:
– Wir nehmen ein Drittel der Ernte
für unser geliehenes Geld! –
Da kamen die Herren Beamten
aus Koblenz und aus Köln:
– Das zweite Drittel gehöret
dem Staate an Steuern und Zölln! –
Und als die Bauern flehten
zu Gott in höchster Pein:
da schickt er ein Hageln und Wettern
und brüllte: Der Rest ist mein!
Viel Leid...
Georg Weerth
Mißdeutung
(Im Herbst 1819)
Der Bundestag hat wie ein Leu gebrüllt.
Seid ihr von Grausen, Deutsche, nicht erfüllt?
Macht euch gefaßt auf unerhörte Dinge!
Er geht umher und sucht, wen er verschlinge.
Nicht doch! Es war kein Brüllen, wie ihr wähnt.
Der Bundestag hat nur sehr laut gegähnt;
Denn auf der Bärenhaut der Protokolle
Sich wälzend, spielt er schlafend seine Rolle.
August Wilhelm von Schlegel
Brautnacht
Mit süßem Druck löst sich der Kuß zuletzt.
Wie nach dem Sturm die letzten Tropfen fallen
Vom Sims – bald dicht – bald einzeln nur verhallen –
Klopft noch im Wechselschlag ihr Herz. Und jetzt
Löst Brust sich leicht von Brust – ein Stengel trägt
Oft so zwei Blüten bräutlich nah beisammen –
Und ihre Lippen, die vom Kuß noch flammen,
Sind von der Liebe Lächeln sanft bewegt.
Noch tiefer als in Traumesflut versinken
Läßt sie der Schlaf; die Träume fliehen leise,
Dann steigen langsam wie...
Dante Gabriel Rossetti
Dorfstille
Holunderduft liegt auf der Dorfesgasse -
die Hüttenfenster gleißen sonnenbunt.
Die Büsche schatten breit - es fliegen blasse
und volle Blüten schwebend hin im Rund.
Die Kirche ragt im goldengrünen Dämmern
der Linden, die sie überdrängen breit.
Nur aus verlorner Ferne dringt ein Hämmern,
als sei's der Herzschlag dieser Einsamkeit...
Sonst alles klangtot! und die Mittagstille
liegt wie mit erz'nen Flügeln überm Land -
ich glaube fast, man hört es, wenn die Hülle
der Blätterknospen...
Alberta von Puttkammer
Plaudertäschchen
Und sag' mal, liebe Liese,
Das ein mir bloß,
Der Storch auf der Wiese,
Mit dem ist was los!
Er klappert und klappert,
Daß weithin es dringt,
Ob er mir am Ende
Ein Brüderle bringt?
Und denk' mal, liebe Liese,
Ich hab' was gesehn,
Mein alter Wagen
Geht wieder zu drehn.
Der Vater hat Räder,
Ganz neue gemacht
Und ihn heut zur Mutter
Ins Stüble gebracht!
Und glaub' man, liebe Liese,
Das ist sicher wahr,
Erst kommen die Küken
Zu uns jedes Jahr,
Und dann erst die Kinder,
Wenn's...
E. von Hauff