Böse Zitate (Seite 21)
Gebt! Auf daß Gott an eure Lieben denke,
Den Söhnen Kraft, den Töchtern Anmut schenke;
Daß euer Weinberg früchtebringend sei;
Daß Fülle herrsch' in euer Speicher Räumen;
Daß ihr euch bessert; daß in nächt'gen Träumen
Die Engel zieh'n an euch vorbei!
Gebt! Daß der Gottmensch hold sich zu euch neige,
Der Böse selber sich vor eurem Namen beuge,
Und euren Herd so Ruh' als Lieb' umfließt;
Daß in der letzten Stund' ihr habet gegen
All' eure Sünden den Gebetessegen
Des Armen, der im Himmel mächtig ist.
Victor Marie Hugo
Nachbarn
Aus meiner warmen Stube
seh' ich zum Fenster raus.
Ach wie still und traurig
liegt dort das Nachbarhaus.
Es ist seit vielen Tagen
kein Licht, kein Mensch zu seh'n.
Ich werde nun trotz Kälte
schnell man hinüber geh'n.
Wie könnte ich sonst feiern
und öffnen die Geschenke,
wenn ich an diesem Abend
nicht an den Nachbarn denke,
der nun schon seit langem
eine böse Krankheit hat,
und außerdem noch arm ist
und oftmals nicht mal satt.
Die Botschaft von dem Engel,
die war so wunderbar,
weil...
Regina Hesse
Schon mit ihren schlimmsten Schatten
Schleicht die böse Nacht heran;
Unsre Seelen sie ermatten,
Gähnend schauen wir uns an.
Du wirst alt und ich noch älter,
Unser Frühling ist verblüht.
Du wirst kalt und ich noch kälter,
Wie der Winter näher zieht.
Ach, das Ende ist so trübe!
Nach der holden Liebesnot,
Kommen Nöte ohne Liebe,
Nach dem Leben kommt der Tod.
Heinrich Heine
O rede nicht, wenn heiß das Blut dir wallt,
ein böses Wort ist wie ein gift'ger Pfeil,
die Wunde, die es schlug, sie wird nicht heil,
wenn auch das Wort im Augenblick verhallt.
O schweige nicht, wenn heiß das Herz sich regt,
ein gutes Wort ist wie ein Himmelstrost,
in süße Tränen löst es starren Frost,
mit guten Worten wird das Glück gepflegt.
Nina Güthner
Der Halbmond glänzet am Himmel
Der Halbmond glänzet am Himmel,
Und es ist neblicht und kalt.
Gegrüßt sei du Halber dort oben,
Wie du, bin ich Einer der halb.
Halb gut, halb übel geboren,
Und dürftig in beider Gestalt,
Mein Gutes ohne Würde,
Das Böse ohne Gewalt.
Halb schmeckt' ich die Freuden des Lebens,
Nichts ganz als meine Reu';
Die ersten Bissen genossen,
Schien Alles mir einerlei.
Halb gab ich mich hin den Musen,
Und sie erhörten mich halb;
Halb auf der Hälfte des Lebens
Entflohn sie und...
Franz Grillparzer
Jahr aus, Jahr ein
Ohne Schrittschuh und Schellengeläut'
Ist der Januar ein böses Heut.
Ohne Fastnachtstanz und Mummenspiel
Ist am Februar auch nicht viel.
Willst du den März nicht ganz verlieren,
So laß nicht in April dich führen.
Den ersten April mußt überstehn,
Dann kann dir manches Guts geschehn.
Und weiterhin im Mai, wenn's glückt,
Hat dich wieder ein Mädchen berückt.
Und das beschäftigt dich so sehr,
Zählst Tage, Wochen und Monde nicht mehr.
Johann Wolfgang von Goethe
Zerstoben sind die Wolkenmassen
Zerstoben sind die Wolkenmassen,
Die Morgensonn' ins Fenster scheint:
Nun kann ich wieder mal nicht fassen,
Daß ich die Nacht hindurch geweint.
Dahin ist alles, was mich drueckte,
Das Aug ist klar, der Sinn ist frei,
Und was nur je mein Herz entzückte,
Tanzt wieder, lachend, mir vorbei.
Es grüßt, es nickt; ich steh' betroffen,
Geblendet schier von all dem Licht :
Das alte, liebe, böse Hoffen –
Die Seele läßt es einmal nicht.
Theodor Fontane
Romanze
Böses Lied! In meiner Seele dringend,
Hat dein Atem schmerzlich sie durchglüht.
Bis zur Morgenröte in mir schwingend,
Quälte, schmerzte einzig mich dies Lied.
An der Klänge Qual sich zu verlieren –
Süßer wars, als ein Traum gewährt;
Eng ward mir die Brust, den Tod zu spüren
Habe ich mit jedem Ton begehrt.
Mit der Morgenröte schwand die Glut der Töne,
Wurde still die Seele bis zum Grund.
Sichtbar in der hellen Seelentiefe
Blieb dein Lächeln, blieb allein dein Mund.
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Meiner Mutter
Du warst allein,
ich sah durchs Schlüsselloch
den matten Schein
der Lampe noch.
Was stand ich nur und trat nicht ein?
Und brannte doch,
und war mir doch, es müßte sein,
daß ich noch einmal deine Stirne strich
und zärtlich flüsterte: Wie lieb ich dich!
Die alte böse Scheu,
dir ganz mein Herz zu zeigen,
sie quält mich immer neu.
Nun lieg ich durch die lange Nacht
und horche in das Schweigen -
ob wohl dein weißes Haupt noch wacht?
Und einmal hab ich leis gelacht:
Was...
Gustav Falke
Verzeiht
Hab' ich Euch gekränkt, beleidigt,
Zugefügt Euch herbes Leid,
O verzeiht!
Ach die namenlosen Schmerzen,
Die da fressen tief im Herzen,
Machen böse oft mein Wort;
Bitter fliegt's und höhnend fort,
Trifft vielleicht Euch in die Seele,
Macht Euch herbe Qual,
Während schon mein Herz bereute
Tausendmal.
Felix Dörmann