Bild Zitate (Seite 2)
Der Traumgott
Laura schließt die holden Augenlider,
Meine Himmelstüren tun sich zu;
Komm, o lieber Traumgott, komm hernieder
Und versüße ihre Ruh'!
Zeige ihr der Schönheit höchste Blüte,
Wie sie steht im himmlischen Gefild,
Sanft verschmolzen mit der reinsten Güte –
Zeige ihr dein schönstes Bild!
Und der Gott erhörte meine Bitte,
Und er schwebte nieder lind und mild,
Nahte ihr mit zephirleichtem Schritte,
Und sie sah – ihr eignes BIld.
Christian Friedrich Hebbel
Zwei Jungfrauen sitzen am Meeresstrand;
Die Eine weint in die Fluthen,
Die Andre mit dem Kranz in der Hand
Wirft Rosen in die Fluthen.
Die eine, trüber Wehmuth Bild,
Stöhnt mit geheimem Beben:
"O Meer, o Meer, so licht und wild,
Wie gleichst du so ganz dem Leben!"
Die Andre, lichter Freude Bild,
Jauchzt selig lächelnd daneben:
"O Meer, o Meer, so licht und wild,
Wie gleichst du so ganz dem Leben!"
Fortbraust das Meer und überklingt
Das Jauchzen und das Stöhnen;
Fort wogt das Meer und, ach,...
Anastasius Grün
Schatten an der Wand
Von einer Kerze magischem Schimmer,
ein Schatten geworfen an meine Wand,
läßt dein Bild entstehen im Zimmer
vom kalten Hauch geführt durch Windes Hand.
Den Tränen nahe, erahne ich dich,
höre die Worte, die du zu mir sprichst:
"Von den Engeln verlassen, ergeb' ich mich
dem einzigen Gott, den du versinnbildlichst".
Du hast mich verlassen, bin nun allein,
dem Wahnsinn ergeben, will nicht ohne dich sein.
Der Schmerz ist geblieben von deinem Schwur,
mich nie zu verlassen, ist...
Gerd Groß
Sie sollen es nicht sehen…
Sie sollen es nicht sehen,
Wie ich das Bild betrachte,
Das mir so viele Leiden,
So viele Schmerzen brachte.
Sie sollen es nicht sehen,
Wenn glühendes Verlangen,
Verrätherisch mir färbet,
Die sonst so blassen Wangen.
Sie sollen es nicht sehen,
Wie ich des Nachts alleine,
Sein Bild an's Herz gedrücket
In meiner Kammer weine.
Maria Eugenie delle Grazie
Wert des Wortes
Worte sind der Seele Bild –
Nicht ein Bild! Sie sind ein Schatten!
Sagen herbe, deuten mild,
Was wir haben, was wir hatten, –
Was wir hatten, wo ist's hin?
Und was ist's denn, was wir haben? –
Nun, wir sprechen! Rasch im Fliehn
Haschen wir des Lebens Gaben.
Johann Wolfgang von Goethe
Ich habe zur letzten guten Nacht
Ich habe zur letzten guten Nacht
Dein liebes Bild geküßt,
Da war mir, als hätte der Mund gelacht,
Das Auge mich freundlich begrüßt.
Die Züge lebten in warmem Glanz,
Durchhaucht vom atmenden Weh'n,
Du warst es selbst, du warst es ganz,
Als sei ein Wunder geschehn.
Da hab' ich zur letzten guten Nacht
Noch einmal dein Bild geküßt;
Mir ist, als hättest du gelacht,
Und als ob ich weinen müßt'. –
Franz Freiherr von Dingelstedt
An die Mutter
O du, die mir die Liebste war,
du schläfst nun schon so manches Jahr.
So manches Jahr, da ich allein,
du gutes Herz, gedenk ich dein.
Gedenk ich dein, von Nacht umhüllt,
so tritt zu mir dein treues Bild.
Dein treues Bild, was ich auch tu,
es winkt mir ab,
es winkt mir zu.
Und scheint mein Wort dir gar zu kühn,
nicht gut mein Tun,
du hast mir einst so oft verziehn,
verzeih auch nun.
Wilhelm Busch
Bilden und verstehen
Was wir in uns die tiefe Sehnsucht nennen,
Was uns mit dunklen Wünschen still erfüllt,
Die tiefe Wärme, hohes Licht so mild,
Sind Elemente, die wir selten kennen,
Die sich im einzelnen geheim zertrennen,
Wie Licht in Dir, in mir sich Wärme hüllt,
Doch nimmer dringt ein Leben durch das Bild,
Wenn Licht und Wärme nicht als Flamme brennen.
Die Wärme in dem Herzen war so groß,
Daß ich ins kühle Mondenlicht gesehen
Nun brennet wild...
Clemens Brentano

Nimm lebhaftes Interesse an den Schicksalen der Menschheit im ganzen. Aber, überzeugt, daß allgemeine Ordnung immer nur in dem Grade herrschend sein kann, als jeder seinen Posten in Ehre behauptet, bilde mit rastloser Verwendung an dem Platze, den die Natur durch den schweigenden Wink der Geburt - oder wie immer - dir anwies. Erkenne als Bürger die Heiligkeit des Staats, kenne deine Rechte und Pflichten gegen ihn, und bilde dir einen fixen Standpunkt in demselben, um deine Schuld anzutragen,...
Karl Friedrich Lohbauer