Baum Zitate (Seite 6)
Im Waldgehege
Das braust und stöhnt im Waldgehege,
Es kracht der Baum, die Wolken weh'n;
Ich gehe schweigend meine Wege –
Ich hab's gelernt, im Sturm zu geh'n.
Die Wogen sprüh'n empor, die weißen,
Der See heult und der Nordwind brüllt.
Sturm, willst du mir vom Herzen reißen
Auch noch das Lied, das mich erfüllt?
Ich geb' dir's nicht, – ich preß' die Arme
Um dies gequälte, volle Herz,
Erbarmungsloser Sturm, erbarme
Dich meiner! – Laß mir meinen Schmerz!
Karl Stieler
Ich juble mich an alle Dinge hin,
Ich bin so froh, ich weiß nicht, wer ich bin,
In jedem Baum fühl ich mich befreit,
Im fernsten Berg schwing ich Unendlichkeit,
Im letzten Menschen darf ich Lächeln sein,
In jeden Blick gebär ich mich hinein,
Ich schäm mich nicht, erkenn ich mich im Tier,
Auf allen Wegen rings begegn' ich mir.
Karl Stamm
Als dann der Frühling im Garten stand,
Das Herz ein seltsam Sehnen empfand,
Und die Blumen und Kräuter und jeder Baum
wachten auf aus dem Wintertraum,
Schneeglöckchen und Veilchen hat über Nacht
der warme Regen ans Licht gebracht,
Aus Blüten und dunkler Erde ein Duft
durchzog wie ein sanftes Rufen die Luft.
Percy Bysshe Shelley
Mein Name ist Hansen,
ich bin ein Esel.
Ich bin ein Vogel
der die Luft liebt
und den Baum braucht.
Ich bin eine Flasche,
in der ein Geist wohnt.
Ich bin ein Einzelwesen
mit einem Straßenbesen.
Ich bin ein alter Schuh
und finde keine Ruh.
Ich bin aus Wasser.
Wenn ich fließe,
bin ich zu etwas nütze.
Bleibe ich stehen,
werde ich eine Pfütze.
Peter-T. (Torsten) Schulz
Wer ist der Schönste im ganzen Wald?
Zwei Meisen zwitscherten fröhlich im Baum.
Ihr Gefieder war herrlich anzuschaun.
Da hat sich ein Grünfink dazugesellt,
der sich für den König des Waldes hält.
Er sagte: "Seht sie nur an, meine schöne Gestalt.
I c h bin der schönste Vogel im Wald.“
Das kränkte die beiden Meisen sehr,
und sie sagten: "Kleiner Grünfink, hör mal kurz her:
Trotz deiner Schönheit stellen wir fest:
Du kommst zwar aus einem anderen N e s t.
Doch stolzer Grünfink,...
Jutta Schulte
Wo ist der Mann von also hohem Glücke,
Der so sich könnte rühmend überheben:
"Ich geh' allein in eigner Kraft durch Leben,
Des Stabes nicht bedürftig, noch der Krücke."
Das Thongefäß von kurz belebtem Staube,
Der arme Mensch, er hat im Weltgetriebe
Zu Stützen nötig vor des Schicksals Raube:
Den Baum des Glaubens, trotzend jedem Hiebe,
Der Hoffnung Stab von immergrünem Laube,
Die Hand der Freundschaft und den Arm der Liebe!
J. Schrott
Breite und Tiefe
Es glänzen viele in der Welt,
Sie wissen von allem zu sagen,
Und wo was reizet und wo was gefällt,
Man kann es bei ihnen erfragen,
Man dächte, hört man sie reden laut,
Sie hätten wirklich erobert die Braut.
Doch gehn sie aus der Welt ganz still,
Ihr Leben war verloren,
Wer etwas Treffliches leisten will,
Hätt gern was Großes geboren,
Der sammle still und unerschlafft
Im kleinsten Punkte die höchste Kraft.
Der Stamm erhebt sich in die Luft
Mit üppig prangenden Zweigen,
Die...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Des Menschen Taten und Gedanken, wißt,
sind nicht wie Meeres blind bewegte Wellen.
Die innre Welt, sein Mikrokosmos, ist
der tiefe Schacht, aus dem sie ewig quellen.
Sie sind notwenig wie des Baumes Frucht,
sie kann der Zufall gaukelnd nicht verwandeln.
Hab ich des Menschen Kern erst untersucht,
so weiß ich auch sein Wollen und sein Handeln.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Das Wunder im Park
Ein dumpfer Mensch saß unter Bäumen
und nährte Bitterkeit und Groll,
statt seine Galle fortzuräumen
und froh zu atmen, wie man soll.
Da kam ein Blinder, seltsam leise
hintastend im Bereich des Lichts,
und pfiff den Vögeln, Spatz und Meise,
und stand verzauberten Gesichts.
Wie Sankt Antonius streut' er Krumen,
entrückt und selig ganz und gar;
es schien, er reichte selbst den Blumen
und Baum und Himmel etwas dar.
Da war dem Traurigen, er finde
zum erstenmal des Lebens...
Peter Scher