Augen Zitate (Seite 24)
Waldesstimme
Wie deine gründgoldenen Augen funkeln,
Wald, du mosiger Träumer!
Wie deine Gedanken dunkeln,
Einsiedel, schwer von Leben,
Saftseufzender Tagesverträumer!
Über der Wipfel Hin- und Wiederschweben
Wie's Atem holt und näher braust.
Und weiter zieht - und stille wird - und saust.
Über der Wipfel Hin- und Wiederschweben
Hoch droben steht ein ernster Ton,
Dem lauschten tausend Jahre schon,
Und werden tausen Jahre lauschen ...
Und immer dieses starke, donnerdunkle Rauschen.
Peter Hille
Zu deinen Augen der Weg wie weit,
Zu deinem Herzen der Pfad verschneit,
Nur seltne Gedanken zu dir gehn,
Ihre Spuren im stäubenden Schnee verwehn,
Und die Glut ward kalt,
Wie ein Hirtenfeuer im Wald,
Die einst so hoch zu lodern sich erkühnt.
Und wenn's dem Schnee zu Füßen grünt,
Wenn neuer Frühling mich umwittert,
Ein weicher Tau an meiner Wimper zittert,
Es grünt nicht dir, es taut nicht dir,
Weit, weit entfremdet wardst du mir.
Nur nächtens manch ein traurig Mal
Lawinen sendest du zu...
Paul von Heyse
Seit du nun schweigst…
Seit du nun schweigst, sind mir die Dinge stumm.
Mit seelenlosen Augen sehn mich an
Die liebsten Menschen. Jedes Heiligtum
Find' ich verschlossen, poch' ich je daran.
Gab deine Stimme doch die Melodie
Zu meines Lebens Lied. Du warst das Maß,
Das Wert und Unwert meiner Welt verlieh;
In dir genoß ich erst, was ich besaß.
Nun du mir fehlst, bin ich mir selbst entrückt,
Mißklang mein Denken, mein Empfinden Streit.
Das Schöne spielt mit mir, das Wahre drückt
Dies Herz...
Paul von Heyse
Die Geschäftigen
Nicht einen</em> Hauch vergeuden sie, nicht <em>einen</em>,
Nein, alles wird gleich für den Markt geboren,
Kein Herzensschlag geht ohne Zins verloren,
Die Herren machen Brot aus ihren Steinen.
Sie machen Brot aus Lachen und aus Weinen –
<em>Ich</em> hab' mir die Beschaulichkeit erkoren,
Und niemals streng gerechnet mit den Horen,
Ich denke fromm: "Gott gibt's im Schlaf den Seinen!"
Ich kann des Lebens banggeschäftig Rauschen,
Dies laute Tun und Treiben nicht verstehn,
Und...
Georg Herwegh
Meiner Mutter
Mutter, aus der Ferne eilst du,
Deinen Sohn zu sehen,
Ach, die kranke Seele heilst du,
Linderst ihre Wehen.
Bin zermartert, bin zerschlagen
Wie im Sturm die Eiche,
Doch bei dir vergeht mein Klagen,
Gute, Milde, Weiche.
Wer der Zeit Meduse schaute
Schon mit jungen Jahren,
Wem's in Höllenschlünden graute,
Früh hinabgefahren:
...
Karl Henckell
Wechsel
Mit Brünetten hat's eine Ende!
Ich gerate dieses Jahr
Wieder in die blauen Augen,
Wieder in das blonde Haar.
Die Blondine, die ich liebe,
Ist so fromm, so sanft, so mild!
In der Hand den Liljenstengel,
Wäre sie ein Heilgenbild.
Schlanke, schwärmerische Glieder,
Wenig Fleisch, sehr viel Gemüt;
Und für Liebe, Hoffnung, Glaube
Ihre ganze Seele glüht.
Sie behauptet, sie verstünde
Gar kein Deutsch - ich glaub es nicht.
Niemals hättest du gelesen
Klopstocks himmlisches Gedicht?
Heinrich Heine
In welche soll ich mich verlieben,
Da beide liebenswürdig sind?
Ein schönes Weib ist noch die Mutter,
Die Tochter ist ein schönes Kind.
Die weißen, unerfahrnen Glieder,
Sie sind so rührend anzusehn!
Doch reizend sind geniale Augen,
Die unsre Zärtlichkeit verstehn.
Es gleicht mein Herz dem grauen Freunde,
Der zwischen zwei Gebündel Heu
Nachsinnlich grübelt, welch' von beiden
Das allerbeste Futter sei.
Heinrich Heine
An meine Mutter B. Heine,
geborene van Geldern
Ich bin’s gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen,
mein Sinn ist auch ein bißchen starr und zähe;
wenn selbst der König mir ins Antlitz sähe,
ich würde nicht die Augen niederschlagen.
Doch liebe Mutter, offen will ich's sagen:
Wie mächtig auch mein stolzer Mut sich blähe,
in deiner selig süßen, trauten Nähe
ergreift mich oft ein demutsvolles Zagen.
Ist es dein Geist, der heimlich mich bezwinget,
dein hoher Geist, der alles kühn durchdringet
und...
Heinrich Heine