Art Quotes (Seite 5)
la specola
leichenteile
auf seidenen kissen
aufgebrochen
der leib
entstülpt
der schönen oberfläche
zu bizarren schichtungen
das geplatzte geheimnis
wachsiger lymphknoten
der immense bedarf
an frischen kadavern
walstatt
der pathologischen
anatomie
sezierter markanz
blutiger draperien
desolat
in einer art dämmerzustand
magentafarben
leicht zurückgebogen
der frauenkörper
mit gesäßlangen dunklen haaren
weibliche weichzeichen
büstemporen
poliiert...
Peter Rudl
Lebhafte Winterstraße
Es gehen Menschen vor mir hin
Und gehen mir vorbei, und keiner
Davon ist so, wie ich es bin.
Es blickt ein jedes so nach seiner
Gegebenen Art in seine Welt.
Wer hat die Menschen so entstellt?
Ich sehe sie getrieben treiben.
Warum sie wohl nie stehenbleiben,
Zu sehen, was nach ihnen sieht?
Warum der Mensch vorm Menschen flieht?
Und eine weiße Weite Schnee
Verdreckt sich unter ihren Füßen.
So viele Menschen. Mir ist weh:
Keinen von ihnen darf ich grüßen.
Joachim Ringelnatz
Das Leben
Das Leben ist mal gut, mal schlecht,
kein Mensch soll sich beklagen,
manchmal erscheint es ungerecht,
man soll's mit Fassung tragen.
Mal wird gelacht, mal wird geweint,
mal laut und mal ganz leise,
oftmals allein und auch vereint,
jeder macht's auf seine Weise.
Oft zeigt man Mut, oft Wut und Zorn,
der Mensch hat es im Blute,
trotz allem blickt er gern nach vorn,
und sieht am End das Gute.
Man lebt auf dieser schönen Welt
mal im Glück und mal in Not,
häufig wird man auch...
Horst Rehmann
Gedankenfreiheit?
Er war zutiefst erschrocken
als er merkte
daß ihn auch andere Frauen reizten –
daß er sich manchmal
geradewegs
in ihren Schoß hineindachte.
Sie war entsetzt
als sie merkte
daß sie, als sie mit ihm schlief
in Gedanken
in den Armen eines anderen –
nicht schöneren, nicht stärkeren –
nur anderen Mannes lag.
Mein Gott, sie liebten sich doch
hatten alles –
und hatten Angst.
Es gibt eben
eine Art von Liebe
da sind
die Gedanken nicht frei.
Jörn Pfennig
Es kann kaum sein -
für Stunden kehrte das Glück bei ihr ein.
Die Brücke der Begegnung -
ein Wunsch ging in Erfüllung.
Ihre Augen begegneten sich und es war klar,
daß das, was sie fühlten, die Wirklichkeit war.
Sympathische Worte und Gesten zeigten ihr liebes Gesicht.
Dieses Glück - alle Mauern der Zurückhaltung bricht.
Es gibt ein Zusammenfinden auf besondere Art -
dieses Glück man sich für immer im Herzen aufbewahrt.
Karin Obendorfer
Moral
Wird man älter, wird man kälter!
Notgedrungen, liebe Jungen,
Weil die Lendenkräfte enden,
Wenn der Rücken sich bejahrt!
Ach, der Mädchen runde Wädchen
Würden freilich noch abscheulich
Uns erregen und bewegen
Zu Versuchen schlimmster Art.
Stünde Kinder, nicht dahinter
Der Kadaver! Unser braver,
Jugendbarer Tugendwahrer
Spricht in strengem Tone dann:
Pfui den wüsten Sinnenlüsten!
Ich, der Alte, ich enthalte
Mich der Sünde! [Tugendgründe:
Weil er leider nicht mehr kann!]
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Liebesglück
Wenn Dichter sonst in warmen Phantasien,
Von Liebesglück und schmerzlichem Vergnügen,
Sich oder uns, nach ihrer Art, belügen,
So sei dies Spielwerk ihnen gern verziehen.
Mir aber hat ein güt'ger Gott verliehen,
Den Himmel, den sie träumen, zu durchfliegen,
Ich sah die Anmut mir im Arm sich schmiegen,
Der Unschuld Blick von süßem Feuer glühen.
Auch ich trug einst der Liebe Müh' und Lasten,
Verschmähte nicht, den herben Kelch zu trinken,
Damit ich seine Lust nun ganz...
Eduard Mörike
Von Berufs-Kindern
Mancher Vater hat 'nen Sohn,
der ist aus der Art geschlagen,
geht zur Schule, schon seit 24 Jahren,
Vater darf das alles zahlen.
Immerhin kann er sich's leisten,
weil die Eltern nie verreisten.
Sparten für die Zukunft ein,
für den Sohn und's Mägdelein.
Vater hat auch noch 'ne Tochter,
wie schon immer eine mocht er,
die Arbeit mag sie nicht anfassen,
lieber Vaters Geld verprassen.
Nun sind die Eltern alt und müde,
können sich nicht mehr so rühren.
Denken, ach, wie schön es...
Horst Reiner Menzel
Sein Eigenschaft und Art
Bekam ein jedes Tier,
Und wie sie einmal war,
so bleibt sie für und für.
Der Löwe bleibt beherzt,
Es bleibt der Hase scheu,
Der Fuchs bleibt immer schlau,
Der Hund verbleibt getreu;
Der Mensch nur wandelt sich,
Verpuppt sich immerdar,
Ist diese Stunde nicht,
Der er in jener war.
Was hilft ihm dann Vernunft?
Sie hilft ihm ganz allein,
Daß mit Vernunft er kann
Recht unvernünftig sein.
Friedrich Freiherr von Logau
Das sehnlichste, das quälendste Verlangen,
Was selbstbewußte Seelen weich'rer Art
Ergreift auf ihrer dunklen Lebensfahrt,
Ist der Gedanke: hätt' ich's nie begangen!
Der Qualgedanke: wär ich rein geblieben!
Verfinstert ihnen jeden holden Stern,
Vergällt der Freude innerlichsten Kern,
Hat manchen schon in frühen Tod getrieben.
Nikolaus Lenau