Anfang Zitate (Seite 2)
Kein Mensch ist im Herzen ohne Mitleid,
kein Mensch ist Herzen ohne Scham,
kein Mensch ist im Herzen ohne Bescheidenheit,
kein Mensch ist im Herzen ohne Rechtsgefühl.
Das Mitleid ist der Anfang der Liebe,
die Scham ist der Anfang der Pflicht,
die Bescheidenheit ist der Anfang der Sittlichkeit,
das Recht ist der Anfang der Weisheit.
Mong Dsi
Zwiegesang
Urmann:
Am Anfang war die Not
Und die Not schuf das Wort:
Und sieh aus Wort und Not
Wuchs ein mächtiger Trieb,
Breitästig, tiefwurzelnd,
Erkenntnisbaum genannt –
Der rührte mit der Kron'
In den Himmel hinein.
Urweib:
Am Anfang war die Lust
Und die Lust schuf das Wort:
Und sieh aus Wort und Lust
Wuchs ein mächtiger Trieb,
Tiefwurzelnd, breitästig,
Der Lebensbaum genannt:
Dran hingen die Früchte
Der Lieb' und Poesie.
Ludwig Scharf
Beim Hauch des Morgens und der Mitternächte Schauer
Fühl ich die Trauer, daß die Welt hat keine Dauer;
Daß wir am Anfang schon dem End entgegen gehn
Und doch am Ende noch beim Anfang immer stehn.
Bald haben wirs verwacht, bald haben wirs verträumt,
Nie säumend Tag und Nacht, das Glück ist stets versäumt.
Friedrich Rückert
Lied des Trotzes
Es lebt noch eine Flamme,
es grünt noch eine Saat –
verzage nicht, noch bange:
im Anfang war die That!
Die finstren Wolken lagern
schwer auf dem greisen Land,
die welken Blätter rascheln,
was glänzt, ist Herbstestand ...
Den Blick zum Staub gewendet,
so hasten sie dahin,
verdüstert ihre Stirnen,
dumpf und gemein ihr Sinn ...
Doch seh ich Fäuste zittern
und Schläfen fühl ich glühn,
Zornadern seh ich schwellen,
manch Auge trotzig sprühn ...
Es lebt noch eine Flamme,
es grünt...
Otto Erich Hartleben