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Kritik
Hör mir nicht auf solch Geschwätze,
Liebes Herz, daß wir Poeten
Schon genug der Liebeslieder,
Ja zuviel gedichtet hätten.
Ach, es sind so kläglich wenig,
Denn ich zählte sie im stillen,
Kaum genug, dein Nadelbüchlein
Schicklich damit anzufüllen.
Lieder, die von Liebe reimen,
Kommen Tag für Tage wieder;
Doch wir zwei Verliebte sprechen:
Das sind keine Liebeslieder.
Theodor Storm
An Margareta
Ich habe nicht gewußt, daß so viel Liebe
in einem Menschen sein kann – und zu mir.
Zwar – ich bin ungerecht. Und doch – es hat
mich nimmermehr zuvor so überwältigt.
So will ich sagen: Wissen um die Liebe,
das tat ich stets, und war auch wohl ihr Gast,
so wie ein Gast von Heim und Herdglut weiß.
Durch dich erst aber glaub' ich an die Liebe.
Selbst (und das ist das schwerste) an die meine;
an meine Fähigkeit zu jener letzten
Ver-einigung des ewig sonst Ent-zweiten.
Nun nicht mehr...
Christian Morgenstern
Menschen der Ehe
O wären wir Tiere, wären wir Tiere,
Wir hätten uns längst zerfleischt und zerrissen
Und ich, der Stärkere, ich, das Männchen,
Ich hätte dich Weibchen zu Tode gebissen.
Und wären wir Götter, stolznackige Götter,
Wir lebten uns fern in elysischen Au'n:
Hinrollte auf leichter Wolke mein Wagen,
Du wandeltest still unter trostreichen Frau'n.
Doch wir sind Menschen, gefesselte Menschen
Und müssen uns tragen mit stummer Geduld,
Wir müssen uns tragen und müssen entsagen
Und unsere...
Ludwig Scharf