Im Volkston
1
Als ich dich kaum gesehn,
mußt es mein Herz gestehn,
ich könnt dir nimmermehr
vorübergehn.
Fällt nun der Sternenschein
nachts in mein Kämmerlein,
lieg ich und schlafe nicht
und denke dein.
Ist doch die Seele mein
so ganz geworden dein,
zittert in deiner Hand,
tu ihr kein Leid!
2
Einen Brief soll ich schreiben
meinem Schatz in der Fern;
sie hat mich gebeten,
sie hätt´s gar zu gern.
Da lauf ich zum Krämer,
kauf Tint und Papier
und schneid mir ein´ Feder
und sitz nun dahier.
Als wir noch mitsammen
uns lustig gemacht,
da haben wir nimmer
ans Schreiben gedacht.
Was hilft mir nun Feder
und Tint und Papier!
Du weißt, die Gedanken
sind allzeit bei dir.
Aktuelle Zitate
Es gibt unter allem Erdenweh kaum jammervolleres, als wenn ein vollempfundenes, reines Glück von derselben Hand zerstört wird, die es gereicht. Da ist ja alles hin, nicht die Zukunft nur, auch die Vergangenheit, jede Erinnerung gleichsam erwürgt, jede Gabe, die voll Wonne ans Herz gedrückt worden, plötzlich verschwunden wie Hexengold.
Amélie Godin