Ob jemand wieder zu Besuch kommt, erkennt man daran, wie viel Schulden er hinterlässt.
Theodor FontaneAktuelle Zitate
Ein zäher Baum
Ein zäher Baum wiegt sich im Winde,
er leidet unter Altersschwäche,
am Stamm löst sich bereits die Rinde,
Zeit nagt an seiner Oberfläche.
Noch steht er stolz auf festem Boden,
hat sich im Erdreich tief verkrallt,
doch wenn die Winde stärker toben,
verliert er zweifelsfrei den Halt.
Dann muss er machtlos sich ergeben,
dem steten Kreislauf dieser Erde,
muss Platz machen für neues Leben,
und sich verabschieden – in Würde.
Horst Rehmann
Schatzsucher auf Lebenszeit
Einmal möchte ich verweilen können:
Keinen Wunsch mehr,
nicht mehr suchen,
nicht mehr das Gefühl,
noch etwas finden zu müssen.
Vieles habe ich gefunden,
aber nie sind meine
Schatzkammern so gefüllt,
daß ich sie abschließen
und fortfliegen kann.
Dabei habe ich
den Flug ins Wunschlose
schon so lange gebucht.
Doch meine Schätze
zerrinnen mir zwischen den Fingern.
Und ich muß weitersuchen,
denn der Versuch,
Vorratskammern mit guten Gefühlen
anzulegen,
ist auch...
Kristiane Allert-Wybranietz
Werner bemerkte seit einiger Zeit, daß Wilhelms Besuche seltner wurden, daß er in Lieblingsmaterien kurz und zerstreut abbrach, daß er sich nicht mehr in lebhafte Ausbildung seltsamer Vorstellungen vertiefte, an welcher sich freilich ein freies. in der Gegenwart des Freundes Ruhe und Zufriedenheit findendes Gemüt am sichersten erkennen läßt.
Johann Wolfgang von Goethe
Der liebe Gott hat gewöhnlich die Ausübung der Bescheidenheit und ähnlicher Tugenden den Seinen sehr erleichtert. Es ist z.B. leicht, daß man seinen Feinden verzeiht, wenn man zufällig nicht so viel Geist besitzt, um ihnen schaden zu können, so wie es auch leicht ist, keine Weiber zu verführen, wenn man mit einer allzu schäbigen Nase gesegnet ist.
Heinrich Heine