Zitate
Es gibt den Verein der Freunde der Bürgerlichen, die sich zu Fraktionssitzungen treffen, genauso wie die Sozialisten. Wich iche ich das das erste Mal gemerkt habe - eine sehr liebe Kollegin hat mich mitgenommen und gesagt: Du, wir treffen uns da am Abend . . . Ich habe gedacht, jetzt gehen wir ein Bier trinken oder irgendwas, und finde mich in einer sozial-demokratischen Fraktionsversammlung wieder. Ich bin mir so was von deplatziert vorgekommen! Nicht, daß ich gegen die Kollegen, die dort...
Robert Hochner
Natürlich tendieren Journalisten aus vielerlei Gründen - das sind auch nur Menschen - ins Umfeld der Macht. In Österreich ist der innenpolitische Journalismus lange Zeit an der Grenze der Innzucht gewesen - sozusagen ein nicht enden wollender Heuriger, der von Pressekonferenzen unterbrochen wird. Vielleicht seh ich es extrem, aber für mich war Freundschaft mit einem Politiker einfach aus beruflichen Gründen nicht möglich.
Robert Hochner
Ich war früher mit Josef Broukal relativ eng befreundet, diese Freundschaft ist aus vielerlei Gründen auseinandergegangen, so was passiert, und zu mir sagt jemand: "Weißt du eh, daß du in Sozialistenkreisen verkehrst?" Sag ich: "Wieso?" "Ich seh dich doch dauernd mit dem Broukal in der Kantine essen!" - Ich habe oft den Eindruck, daß es Politikern lieber ist, zu wissen, der gehört zu den anderen - und damit habe ich mit ihm eine Basis: Ich mache Parteipolitik, der macht Parteipolitik. Das ist...
Robert Hochner
Bald? Das ist alles relativ. Wissen Sie, ich habe vom Leben nach sehr vielen wunderbaren, glücklichen Zufällen, beruflich und privat, nach meiner wunderbaren Frau dann so etwas wie einen negativen Jackpot gekriegt. Ich hab zuerst nur Non-Hodgkin gehabt, das ist einigermaßen gut gegangen. Dann hat das Schicksal mit mir vier Monate lang gespielt. Jetzt kommst du wieder auf die Beine, und bei dem Non-Hodgin gibts eine ganz gute Wahrscheinlichkeit zu überleben . . ., und dann ist plötzlich der...
Robert Hochner
Man soll's ja nicht übertreiben, aber was da einem an Sympathie entgegengebracht wird, ist manchmal geradezu erdrückend. Das merk ich jetzt, wenn ich auf der Straße geh', daß Menschen sagen, sie beten für mich, also das geht ja weit über das hinaus, daß jemand sagt: Jö, ich hätt gern ein Autogramm, oder können wir nicht Kaffee trinken geh'n oder so. Das hat ja sehr viel mit Gewöhnung zu tun. Man lebt einen Teil des Lebens mit den Menschen gemeinsam. Lebt und erlebt, und das prägt.
Robert Hochner
Journalismus ist, wie ich zu sagen pflege, ein Charakterdefekt, mit dem man Geld verdienen kann. Ob das ein Beruf ist - ja, auch, natürlich. Es interessiert mich, es ist natürlich auch psychologisch ein Teil des Festhaltens am Leben. Es wird der Punkt kommen, wo es mir wurscht ist. Wo ich weder die Kraft noch die Konzentration habe, etwas zu lesen. Der Ausgang der nächsten Wahlen in vier jahren ist für mich nur mehr theoretisch interessant.
Robert Hochner
Natürlich macht man sich Vorwürfe. Aber man denkt mit 50, 52 ohne wirkliche erbliche Belastung nicht an eine Gesundenuntersuchung. Es hat mir auch niemand gesagt, obwohl ich sehr gute Ärzte gehabt habe. Aber mit dem Schicksal zu hadern ist so, wie wenn man mit der Schwerkraft hadert. Die einzige Berufsgruppe, die in ihren Aussagen gegen physikalische Elementargesetze verstößt, sind Politiker. Und ich bin kein Politiker. Also, es bringt nix. Natürlich kann ich mir jeden Tag sagen: Hätt' ich!
Robert Hochner
Ich weiß nicht, was am Schreibtisch von Herrn Weis liegt und was er den ganzen Tag lang hört. Da will ich mich nicht einmischen. Solange es keine unsauberen Strategien sind, solange sie am Schluß ein für den ORF positives Bild bringen, ohne die Grundprinzipien des ORF zu verletzen, kann man wenig einwenden. Der Bundeskanzler oder wer immer kann ja erzählen, was er will. Unser Problem ist: Wir im ORF sind ja auch in unseren Gegenäußerungen, soweit sie über die Nachrichten laufen, ans...
Robert Hochner
Die Sendung hat eineinhalb Stunden gedauert - bei Open End. Da sind Pferdekutschen und Tanzgruppen durchs Studio getrieben worden. Es kam dann eine berühmte Mitteilung vom Intendanten Franz Kreuzer: "Ich höre, es war eine Kuh im Studio." Zur Demonstration von Milchpreisen. Der Sendungsverantwortliche Kuno Knöbl hat etwas gemacht, was in der heutigen ultrastrukturierten, ultravorbereiteten und abgetesteten, mit Focus-Groups versiegelten Fernsehlandschaft völlig unmöglich wäre. Der Kuno Knöbl...
Robert Hochner
Ich kann mich erinnern, ich bin einmal zu Mercedes gefahren. Zwei Dinge haben mich beeindruckt. Zuerst hat der Pressemann, der mich abgeholt hat, am Abend gesagt: "Wollen Sie alleine schlafen?" So. Ich habe erst nicht verstanden, was er gemeint hat. Später dann sagte mein Kollege: "Wußtest du nicht, daß Mercedes eigene Nutten hat, mit einem Stern hinten drauf?" Einfach so, beim Abendessen . . . Also - nein.
Robert Hochner
Ich kann diese Post im Büro nicht mehr aufmachen. Es geht nicht. Weder physisch noch psychisch. Ich versuche, mich auf meinen Freundeskreis zu beschränken. Aber natürlich merke ich, daß mir Menschen Heiligenbilder, Rezepte und alles Mögliche schicken. Das erzählen sie mir, das spür' ich, das merk' ich, das krieg' ich mit. In einem ungeheuren Ausmaß. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, daß es mir so schlecht geht. Es klingt völlig absurd. Aber ich enttäusche die Menschen offenbar dadurch,...
Robert Hochner
"Sky News" ist kommerzialisiert - und beinhart in den Fragen. Obwohl es ein Murdoch-Sender ist. Obwohl Tony Blair vor der Wahl nach Australien reisen und dem Murdoch-Clan und allen anderen Journalisten sein Programm vorlegen mußte, bevor die gesagt haben: Okay, machen wir. Trotzdem hab ich nicht eine Sekund das Gefühl einer Sonderbehandlung für ihn. Wenn ich die "Herald Tribune" nehme, und da steht irgendwas über die "New York Times", steht natürlich dabei: Übrigens, die "New York Times" ist...
Robert Hochner
Meine Erfahrung war: Denen, die sich nicht gefürchtet haben, die ihre Hausaufgaben gemacht haben und fair geblieben sind, ist am wenigsten passiert. Ich halte den Begriff der Objektivität für einen Unsinn, es gibt keine Objektivität. Es gibt den Begriff der Fairness, der Ausgewogenheit der Argumente, der Ausgewogenheit der Darstellung - ich kann ja mit diesen wunderbaren Grafiken sowas von lügen! Ich muß mich an Recherchekriterien halten, die in Österreich ohnehin viel weicher sind, denn bis...
Robert Hochner
Heute würde ich als populärer Moderator nicht meinen Job verlieren, als Reporter ja. Um einen weiten Sprung zu machen, man ist nicht so blöd, zu sagen: "Der Broukal war vor Jahren einmal bei der SPÖ, jetzt hau ich ihn ausse." Nicht nur, daß das nichts bringt, das wäre ja blöd. Nein, aber auf der zweiten und dritten Ebene, durch Verunsicherung, durch kleine Personalverschiebungen ist schon einiges passiert. Jetzt werden alle behaupten, daß alles nur im Interesse des Unternehmens, im Interesse...
Robert Hochner
Zu dem Zeitpunkt, als ich Karl Kraus gelesen habe und sozusagen diese Entscheidung in meinem Kopf fiel, war ich vierzehn, fünfzehn - da hat's das Fernsehen noch nicht wirklich gegeben. Da war ich im Gymnasium Kalksburg. Im Vorzimmer des Direktors stand ein Fernseher, und die, die brav waren, und das war ich ja selten, durften sich eine Skiübertragung anschauen. Das war's. Fernsehnachrichten als Medium waren mir nicht geläufig. Ich bin mit Zeitungen aufgewachsen. Meine Eltern waren bürgerlich.
Robert Hochner
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