Otto Erich Hartleben Zitate über ich
3. Juni, 1864 – 11. Februar, 1905
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Zitate
Ein Sehnen.
Sprödes, knospenscheues Mädchen,
Könnt' ich einmal noch dich küssen
Scheu wie einst, da du errötet,
Hab' auch selbst erröten müssen!
Die gesenkte braune Wimper
Hielt den süßen Groll zusammen,
Hielt die zage Glut verborgen,
Deines Busens erste Flammen.
Könnt' ich einmal noch beklommen,
Reinen Herzens so dich schauen,
Da ich reuevoll und bangend
Hing an deinen Augenbrauen!
Was ich gierig je genossen,
Trüben Lebens wilde Lüste,
Gäb' ich hin für jenes Zagen,
Da ich scheu zuerst dich...
Otto Erich Hartleben
Und wenn dein Lächeln unter die Leute fällt –
sie lesen es wie goldene Scherben auf,
sie danken dir wie frohe Kinder,
schreiten mit hellerem Auge weiter.
An deiner Seite schweigend und ernst nur ich,
dem du die leichte Hand in den Arm gelegt ...
O fernes Gold der lieben Sterne –
goldene Locken an meiner Schulter!
Otto Erich Hartleben
Lied des Trotzes
Es lebt noch eine Flamme,
es grünt noch eine Saat –
verzage nicht, noch bange:
im Anfang war die That!
Die finstren Wolken lagern
schwer auf dem greisen Land,
die welken Blätter rascheln,
was glänzt, ist Herbstestand ...
Den Blick zum Staub gewendet,
so hasten sie dahin,
verdüstert ihre Stirnen,
dumpf und gemein ihr Sinn ...
Doch seh ich Fäuste zittern
und Schläfen fühl ich glühn,
Zornadern seh ich schwellen,
manch Auge trotzig sprühn ...
Es lebt noch eine Flamme,
es grünt...
Otto Erich Hartleben
Funkelt dein Auge noch?
Die du so fern bist in der großen Stadt,
Ich grüße dich, die mein vergessen hat.
Einst hast du meiner Tag und Nacht gedacht,
Stunden des Glückes mit mir verbracht, verlacht.
Froh unter Scherzen schlossen wir den Bund –
Funkelt dein Auge noch, und lacht dein Mund?
Otto Erich Hartleben
Wir hatten's einst so gut verstanden,
zu küssen uns zu rechter Stund,
eh wir es selber ganz empfanden,
gefunden hatte Mund den Mund.
Ein einiger Gedanke schwebte,
war weder mir noch dir bewusst,
und plötzlich Lipp an Lippe bebte
und plötzlich bebte Brust an Brust.
Dann haben wir's vergessen müssen,
verleugnet ward die Kinderzeit,
wir trugen, statt uns froh zu küssen,
ehrbar und dumm das Heuchlerkleid.
Doch als ich heut nach langen Tagen,
dich still Geliebte wiedersah –
wir hatten's gar zu...
Otto Erich Hartleben
Das war der Duft, der deinem Haar entströmt,
der mich umhüllt gleich einer Zauberwolke!
– In tiefem Sinnen saß ich still bei Nacht,
und die Gedanken sengten mir die Stirn –
da war es mir, als wehte mir entgegen
ein fremd-vertrauter Hauch aus fern vergessnen Welten – –
Ich strecke meine Arme nach dir aus!
Das war der Duft, der deinem Haar entströmte ...
Otto Erich Hartleben