Zitate
Tod und Trennung
Gottes Milde mocht es fügen,
Liegt ein Mensch in letzten Zügen,
Stehn am Sterbepfühl die Seinen,
Daß sie müssen weinen, weinen;
Daß sie nicht vor Tränen schauen
Das unnennbar bange Grauen,
Wie der Geist verläßt die Hülle,
Letztes Zucken, tiefe Stille.
Weh dem Tränenlosen, wehe,
Der sich wagt in Sterbens Nähe,
Denn ihm kann durchs ganze Leben
Jenes Grauen heimlich beben.
Doch ein Anblick tiefrer Trauer,
Bänger als des Sterbens Schauer,
War es, könnt ein Aug es...
Nikolaus Lenau
Eitel nichts
's ist eitel nichts, wohin mein Aug' ich hefte!
Das Leben ist ein vielbesagtes Wandern,
ein wüstes Jagen ist's von dem zum andern,
und unterwegs verlieren wir die Kräfte.
Ja, könnte man zum letzten Erdenziele
noch als derselbe frische Bursche kommen,
wie man den ersten Anlauf hat genommen,
so möchte man noch lachen zu dem Spiele.
Doch trägt uns eine Macht von Stund' zu Stund',
wie 's Krüglein, das am Brunnenrand zersprang,
und dessen Inhalt sickert auf den Grund,
so weit es ging,...
Nikolaus Lenau