Fang sie!
Auf dem Wipfel eines Waldbaums
saß meine Jugend
und rief: Fang mich, fang mich!
Und ich kletterte und strebte,
sie zu erhaschen;
doch lächelnd schwang sie sich
höher und höher . . .
Von der rosenroten Zinne
eines schwebenden Wölkleins
winkte sie nieder:
Fang mich, fang mich!
Und ich stieg auf einen Berg,
wo die Wolken wohnen,
sie zu haschen.
Doch höher und höher
schwang sie sich.
Aus dem tiefgoldnen Glanz
des Morgensterns
sah ich ihr Antlitz
winkend sich neigen:
Fang mich, fang mich!
Auf denn,
zu den Sternen!
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Das herbste Wort im ganzen Liebesbuche
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Nein! sparet eure Thränen, eure Klagen
Dem herbsten...
Carl Edmund Langer von Lannsperg