Zitate
Untrennbar
Wie lang ach! warst du in der Ferne!
Zog auch mein liebend Herz mit dir,
Du standest nur, gleich einem Sterne,
In meinen Träumen über mir.
Doch, deucht mir, warst du bei mir immer,
Seh' ich dir jetzt ins Angesicht –
Weil ganz der alten Liebe Schimmer
Aus deinem treuen Auge bricht.
Und hältst du mich so lind umfangen
Mit unverlernter Zärtlichkeit –
Ist mir, als wären wir gegangen
So Hand in Hand die ganze Zeit.
Vergessen ist nun alles Scheiden,
Daß wir einst fern, wir...
Ludwig Pfau
Am stillen Friedhof
Wenn ich im stillen Friedhof geh',
Wird mir so schwer zu Herzen,
Daß man die treuste Menschenbrust,
Die mitgetragen Leid und Lust,
So eilig kann verschmerzen.
Gras wächst darüber, ach wie bald!
Das Grab wird selber heiter.
Wie wenn ein Blatt vom Wipfel fällt,
So geht ein Leben aus der Welt –
Die Vögel singen weiter.
O Menschenherz mit deinem Stolz!
Was flüstern die Cypressen?
»Wir stehn auf einem schmalen Raum,
Darunter liegt ein Herze kaum,
So ist es schon vergessen.«
Ludwig Pfau
Erkenntnis
Was einst mein Herz erquickte,
Der Himmel Stern an Stern,
Seit in Dein Aug ich blickte,
Wie lass' ich ihn so gern!
Nach einem Zauber heb' ich
Mein Aug', nach einer Zier:
Ah! alle Schönheit geb' ich
Um einen Blick von dir.
Was einst mein Leben schmückte,
Des Wissens goldner Kern,
Seit ich ans Herz dich drückte,
Wie miss' ich ihn so gern!
Nach einem Glücke streb' ich,
Nach einem Trostpanier:
Ach! alle Weisheit geb' ich
Um ein Kuß von dir.
Ludwig Pfau
Unermeßlich
O Sterne, goldene Sterne!
Wohl scheint ihr so wunderlicht;
Doch wie die Äugelein scheinen
Von der Herzigen, von der Meinen,
Wenn sie sagt: – Ich hab' dich so gerne! –
So scheinet ihr nicht.
O Sonne, goldene Sonne!
Wohl hast du ein scharf Gesicht;
Du miß'st mit einem Strahle
So viel tausend Gebirge und Tale.
Doch die Wonne, o meine Wonne –
Die miß'st du nicht.
Ludwig Pfau