Zitate
Ein frohes Liebesgedicht
Ich hab dich lieb
und doch muß ich manchmal
von dir fortgehen.
Und du weißt ja selber,
daß auch du nicht stets
nur bei mir bleiben kannst.
Es ist immer ein Abschied,
aber niemals ein Verlassen.
Es ist immer ein Wiedersehn,
aber niemals ein Zurückkommen.
Ich hab dich lieb
und möchte mit dir
leben ... lieben
und nicht im Wechselspiel
aneinander rumkürzen,
zerstören und streiten.
Kristiane Allert-Wybranietz
Für einen Freund
Nach 500 Kilometern auf der Autobahn
habe ich viele schöne Bilder gesehen;
Landschaften, Sonnenuntergang, Wolkengebilde -
sekundenschnell verflogen.
Erschöpft fahre ich zur nächsten Ausfahrt,
halte und versinke in ein Landschaftsbild;
nicht so schön und selten wie viele,
die ich unterwegs sah.
Aber es verfliegt nicht, ich sehe es
und fühle mich gut.
Ähnlich ergeht es mir,
wenn ich nach vielen
Berührungen mit Menschen
zu dir komme.
Kristiane Allert-Wybranietz
Verbotene Freundschaft
Weißt du,
solche Beziehungen,
in denen man sich mag,
sich aber nicht mögen darf,
sind fatal.
Du richtest deine Gefühle hin,
weil du nach
"moralischen" Gesetzen lebst,
die scheinbar
von unehrlichen oder
furchtbar langweiligen Leuten
verabschiedet wurden.
Es sind keine Naturgesetze.
Weißt du,
solche Beziehungen
tun mir weh,
weil ich gefühlsmäßig illegal lebe.
Viel zu oft
werden meine Gefühle
von anderen getötet.
Da will ich wenigstens
nicht noch selbst
ihr Henker sein.
Kristiane Allert-Wybranietz
Reine Handarbeit
Wir stricken unser Leben.
Manche wählen ein kompliziertes Muster,
andere ein schlichtes.
Es ist ein buntes Maschenwerk
oder ein Stück in tristen Farben.
Nicht immer können wir
die Farbe selber wählen;
und auch die Qualität der Wolle wechselt,
mal weiß und wolkenflauschig,
mal kratzig und hart.
Die einen stricken liebevoll und sorgsam,
andere mühevoll und ungern.
Und so manchmal schmeißt einer
das Strickzeug in die Ecke.
Und öfters läßt du eine Masche fallen,
oder sie fällt...
Kristiane Allert-Wybranietz
Ein gutes Wort,
eine nette Geste...
... ein Schritt
weiter ins helle Fehl der
Menschlichkeit.
Einmal auseinandersetzen in ruhigem Gespräch.
Nicht einander zusetzen im Streit...
...ein Takt
mehr in die
Friedensmelodie.
Einmal etwas mehr geben,
ein wenig verzichten...
...ein Licht
mehr in der dunklen
Gerechtigkeitsecke.
Einmal mehr versuchen,
zu verstehen...
...ein Grad plus
weiter fort vom
Gefrierpunkt des Liebesthermometers.
Einmal mit offenen Augen
durch die Welt gehen,
sehen, daß es noch...
Kristiane Allert-Wybranietz
Marionettentanz
Wenn ich euch so betrachte
– wie ihr hinter Besitz und Ruhm herrennt,
nach Ansehen und Aussehen strebt,
– wie ihr euch versteckt, eure Gedanken und
Wünsche tarnt in farblosem Gerede über dies und das,
– wie ihr eure ehrliche Meinung und eure Fehler
in glänzendes Geschenkpapier verpackt
(wehe einer reißt die Verpackung auf!)
– wie ihr nicht aussprechen könnt
und nicht wissen wollt, was in euch ist,
dann meine ich manchmal,
ich sehe einem Marionettentanz zu,
bin glücklich,...
Kristiane Allert-Wybranietz
Kaputt
Ein Gesicht ist zersplittert,
ein Mensch findet nicht den Weg
durch unsere Porzellanwelt.
Er kann nur noch fühlen und glücklich sein,
wenn er träumt,
doch er kann nicht mal mehr träumen.
Doch es gibt Drogen, die zum Träumen verhelfen.
Er nimmt diese Drogen,
immer wieder, um träumen zu können.
Jetzt träumt für ihn die Droge,
fühlt für ihn und zerstört ihn.
Der Mensch ist nur noch Hülle, leer.
Sein Gesicht ist zersplittert.
Kristiane Allert-Wybranietz
Von wegen Schicksal
So sehr habe ich mich gefreut,
dich heute zu sehen,
dich in die Arme zu nehmen,
ganz lange und feste zu halten.
... als du da warst,
ließ es leider die Situation nicht zu.
So dringend wollte ich dir sagen,
wie sehr du mir gefehlt hast,
wie oft ich an dich gedacht habe,
wollte dich ganz lange anschauen.
... als du da warst,
ließ es leider die Situation nicht zu.
Bedrückt bin ich jetzt wieder allein.
Du bist gegangen, bis zum nächsten Mal.
... wird dann wieder
die...
Kristiane Allert-Wybranietz
Lange nicht gesehen
Schön, dich wiederzusehen,
wollte ich sagen.
Doch du hieltest mir die Zeit,
die wir uns nicht gesehen haben,
hin wie eine Lanze,
so daß mein Arm nicht deine Schulter,
mein Mund nicht deine Wange berührte.
Durch die Glasscheibe Distanz
sagte ich ganz steril:
Wie geht es dir?
Kristiane Allert-Wybranietz
Entdornte Rosen werden heute längst gezüchtet.
Sie sind nicht natürlich, aber bequem: Sie stechen nicht.
Du hast mir meine Fehler und Schwächen – aus deiner Sicht –
aufgezählt und gewünscht daß ich sie ändere.
So kam unser Abschied – zwangsläufig –
denn deine Rose ohne Dornen wollte ich nicht sein.
Kristiane Allert-Wybranietz
Gefühle
kann man nicht beschreiben, nur geben...
und auch das nicht immer,
denn man kann sie auch zurückhalten –
aus Scheu,
aus Angst,
aus Rücksichtnahme,
aus Trotz,
aus Unsicherheit.
Wenn ich könnte, würde ich Dir meine per Post schicken,
als Einschreiben – streng vertraulich –
und mit Rückporto...
man kann ja nie wissen.
Kristiane Allert-Wybranietz
Beton
Viele Menschen wollen eine ebene und glatte Fläche sein,
doch immer wieder sind sie reingetappt
in das frisch gegossene Vorsatzfundament.
Die Fehlerfußspuren und Schwächenabdrücke
aber wurden stets wieder überbetoniert.
Ganz unten, unter vielen Schichten von Beton,
da liegt dann der Mensch
und kommt nicht mehr zum Vorschein.
Betonier Dich nicht weiter zu!
Arbeite an Deinen Fehlern!
Steh zu Deinen Schwächen!
Kristiane Allert-Wybranietz