Zitate
Als ich noch still sein mußte,
wenn Erwachsene sich unterhielten,
freute ich mich darauf,
endlich mitreden zu dürfen. –
Nur fehlen mir
heute leider
oft die Worte.
Und ich verstehe nicht,
warum ich damals
nichts sagen durfte,
denn Lügen –
das konnte ich als Kind
schon ganz gut.
Kristiane Allert-Wybranietz
Widerstand
oder
Erfahrung beim Erwachsen werden
Man fordert mich auf,
Stellung zu beziehen.
Man will die Parole wissen,
damit man mich einordnen kann,
ablegen
im Regal, wo schon so viele liegen.
Aber
es ist noch so viel in mir;
ich fühle micht nicht bereit,
abgelegt zu werden.
Ihr habt den Erledigt-Stempel
zu früh in die Farbe getaucht.
Noch bin ich es nicht!
Kristiane Allert-Wybranietz
Sich selbst im Weg
Es gibt Stunden, Tage,
da stehst du dir
selbst im Weg
wie eine Schranke.
Doch du gehst nicht
beiseite,
nicht einen Schritt,
um dich durchzulassen.
weil du nicht siehst,
daß du selbst
die Schranke bist,
die dir Einhalt gebietet.
Zu häufig suchen wir
woanders
nach den
Wegversperrern.
Kristiane Allert-Wybranietz
Rückblickend
Als wir früher
Verstecken spielten,
dachten wir nicht daran,
daß dies eine Vorübung sein könnte.
Wir hatten Spaß an dem Spiel,
das heute Ernst geworden ist
und soviel Wut und Leid erzeugt.
So mancher bückt noch immer
und rennt umher
und sucht.
Andere haben sich so gut versteckt,
daß sie sich selbst
nicht mehr finden.
Kristiane Allert-Wybranietz
Unbelastet und gesund kam ich zur Welt.
Ich wußte damals noch nicht,
daß dieser Zustand nicht lange hält
und schaute zu tief ins künstliche Licht,
das uns heute alle blendet.
Und damit war meine Karriere
als Mensch vorläufig beendet.
Ich hatte zu Unrecht jenen getraut,
die das künstliche Licht gebaut.
Heute suche ich echtes Licht,
das uns warm zusammenhält
und uns allen leuchtet
für eine menschliche Welt.
Gefunden hab ich's noch nicht –
doch manchmal schon gesehen.
Kristiane Allert-Wybranietz
Verständigung
Wir sitzen in der Runde
und tischen unsere Worte auf.
Der eine mag nichts Fettes.
Der andere schlingt alles in sich hinein,
ohne zu schmecken.
Ein dritter kann nichts Hartes beißen.
Ein anderer wieder achtet auf
kalorienarme Kost.
Da brauche ich mich nicht zu wundern,
wenn ich mißverstanden werde.
Kristiane Allert-Wybranietz
Schatzsucher auf Lebenszeit
Einmal möchte ich verweilen können:
Keinen Wunsch mehr,
nicht mehr suchen,
nicht mehr das Gefühl,
noch etwas finden zu müssen.
Vieles habe ich gefunden,
aber nie sind meine
Schatzkammern so gefüllt,
daß ich sie abschließen
und fortfliegen kann.
Dabei habe ich
den Flug ins Wunschlose
schon so lange gebucht.
Doch meine Schätze
zerrinnen mir zwischen den Fingern.
Und ich muß weitersuchen,
denn der Versuch,
Vorratskammern mit guten Gefühlen
anzulegen,
ist auch...
Kristiane Allert-Wybranietz
Mutlos?
1. Auswegslos
Wenn du sagst,
es gibt
keinen Weg mehr für dich,
so irrst du dich.
Es mag sein,
daß da
kein Weg zu sehen ist,
aber du kannst
dir immer noch einen bahnen.
2. Tu was
Du kommst
nirgendwo an,
wenn du nicht los gehst.
Dir öffnet sich
keine Tür,
wenn du nicht anklopfst,
– wenn du auch
tausendmal davon sprichst.
Tu was!
Kristiane Allert-Wybranietz