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Johannes Rau Zitate über nichte
Deutscher Staatsmann 16. Januar, 1931 – 27. Januar, 2006
Johannes Rau Zitate in EnglischZitieren Sie diese Seite: Zitieren
Zitate
Was bleibt Angehörigen einer jungen Generation, die ihre Eltern weder durch Kleidung noch durch Haartracht, weder durch "freie Liebe" noch durch Haschischkonsum schockieren kann, weil das die Tabubrüche sind, die ihre Eltern selber begangen haben? Wer Naziaufmärsche nachäfft oder den Arm zum "Führergruß" hebt, verstößt gegen den letzten Konsens unserer Gesellschaft: die Verurteilung menschenverachtender Diktaturen und die Entschlossenheit, in einer freien, demokratischen Gesellschaft...
Johannes Rau
Kinder, die von ihren Eltern geschlagen werden oder erleben müssen, daß der Vater die Mutter mißhandelt, lernen, daß Gewalt "erlaubt" ist - man muß nur der Stärkere sein. Kinder lernen auch vor dem Fernsehschirm, daß andere Menschen geschlagen, getreten, abgeknallt werden "dürfen", sie lernen, daß Gewalt zum Leben gehört und daß die köperlich Starken oder brutaler Bewaffneten die Erfolgreichen sind. Hätte Fernsehen gar keine Wirkung, gäben Unternehmen nicht viel Geld für Werbung aus.
Johannes Rau
Materielle Sorgen sind aber nicht die einzige gesellschaftliche Ursache, die den Rechtsextremen Zulauf bringt. Manche Ursachen liegen tiefer, in den Familien. Wie viele der gewaltbereiten Jugendlichen haben als Kinder erfahren müssen, daß ihre Eltern keine Zeit für sie hatten und ihnen keine Zuwendung entgegenbrachten? Weil sie erfolgreich sein wollten oder trotz Arbeitslosigkeit nicht wußten, wie sie mit den Kindern umgehen sollen? Weil ihnen die eigene Lebensperspektive abhanden gekommen...
Johannes Rau
Viele erleben im beruflichen und wirtschaftlichen Alltag erbarmungslosen Konkurrenzkampf, statt Beständigkeit ständige Neuorientierung, statt Ehrlichkeit Gerissenheit. Der Verlust sozialer Bindungen wird zum stillschweigend eingeforderten Preis fast unbegrenzter Mobilität. Was zählt, ist jugendliche Bereitschaft zur Selbstausbeutung - die Erfahrung des Alters hingegen zählt anscheinend nicht.
Johannes Rau
Wir müssen die Widersprüche sehen, die viele Menschen im Alltag erleben. Einerseits hören sie viel von Grundwerten und von den Werten, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität stehen in Parteiprogrammen. Mitmenschlichkeit und Gewaltlosigkeit werden nicht nur in kirchlichen Akademien gefordert; sie sind auch für das Handeln vieler Menschen bestimmend. Andererseits gilt im Alltag oft genug das Gegenteil.
Johannes Rau
Materielle Not und Bildungsmängel, Zukunftsangst und Perspektivlosigkeit führen häufig zu mangelndem Selbstwertgefühl, zu Minderwertigkeitskomplexen, zu Vorurteilen und zu Verschwörungstheorien. Das ist der Boden, auf dem rechtsextreme Propaganda gedeiht. Hier feiern jene Erfolge, die auf alles eine Antwort haben und für nichts eine Lösung.
Johannes Rau
Gewalttäter mit dumpfen Parolen und Schreibtischtäter mit menschenfeindlicher Ideologie sind in unserem Land eine kleine Minderheit. Wir dürfen darin freilich keinen falschen Trost suchen. Diese kleine Minderheit steht nicht außerhalb unserer Gesellschaft und auch nicht ganz am Rande. Da machten wir es uns zu leicht. Die Täter sind nicht vom Himmel gefallen. Ihr Haß und ihre Gewalt sind Teil und Ausdruck unserer Gesellschaft. Haß, Gewalt und menschenverachtende Ideologien sind eine...
Johannes Rau
Nicht nur die Gewöhnung an Gewalt gehört zur Verrohung der Gesellschaft. In manchen Medien kann man tagtäglich dabei zuschauen, wie Menschen vorgeführt werden oder sich selber vorführen, wie Menschen für Geld und ein paar Minuten Ruhm jeden Respekt vor sich selber oder vor anderen ablegen. Wer erleben muß, daß es im Umgang untereinander offenbar keine Tabus, keine geschützten Zonen, keine Scham mehr gibt, der muß schon ein starker Charakter sein, um nicht selbst Respekt, Achtung und Scham zu...
Johannes Rau
Menschen werden in unserem Lande Opfer von Gewalt, nur weil sie anders aussehen, weil sie eine andere Kultur oder Religion haben, eine andere Sprache sprechen oder weil sie schwach oder obdachlos sind. Sie haben die Angreifer nicht beleidigt, ihnen nichts weggenommen, sie haben sich ihnen nicht in den Weg gestellt. Sie haben nichts getan, was irgendeine Aggression gegen sie rechtfertigen könnte. Sie sind einfach nur anders als die Angreifer.
Johannes Rau
Wir dürfen die materiellen Sorgen nicht als nebensächlich abtun, die nicht wenige Menschen in unserer immer reicher werdenden Gesellschaft haben. Wir müssen sie ernst nehmen und alles dafür tun, daß alle Menschen am gesellschaftlichen Reichtum teilnehmen können. Auch die gerechte Verteilung des gemeinsam Erarbeiteten ist eine Frage des Anstandes und der Menschenwürde.
Johannes Rau
Viele erleben in Wirtschaft und Politik auch mehr oder weniger subtile Formen von Gewalt - sie wird akzeptiert, gar nicht zu reden von der alltäglichen PS-Gewalt aggressiver Rücksichtslosigkeit auf unseren Straßen. Wenn wir die körperliche, die "rohe" Gewalt ablehnen, müssen wir uns auch fragen, ob wir nicht allzu oft und stillschweigend das Gesetz des Stärkeren gelten lassen, selbst da, wo Menschlichkeit oder Anstand Rücksichtnahme verlangt.
Johannes Rau
Es gibt so viele Wirkungsmöglichkeiten des Wortes. Es gibt das direkte Gespräch. Und dann habe ich zum Beispiel noch nie ein so intensives Echo gehabt wie auf meine Weihnachtsansprache, die brauchte nicht den Umweg über Journalisten. Es gibt die Möglichkeit des großen Interviews. Was ich aber auf keinen Fall machen werde, ist, eine Art Medienstrategie zu entwickeln, in der ich mich inszeniere. Das werde ich nicht tun.
Johannes Rau
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