Johann Heinrich Voß Zitate über wir
20. Februar, 1751 – 29. März, 1826
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Wir gingen atmend Arm in Arm,
am Frühlingsabend still und warm,
im Schatten grüner Schlehen
uns Veilchen zu erspähen.
Rot schien der Himmel und das Meer;
mit einmal strahlte groß und hehr
der liebe volle Mond daher.
Das Mägdlein stand und ging und stand
und drückte sprachlos mir die Hand.
Johann Heinrich Voß
Grabschrift unsres Haushahns
An diesem Baume ruht
der Haushahn, treu und gut.
Er führt' ins achte Jahr
der lieben Hennen Schar.
Als wackrer Ehemann
rührt' er kein Krümchen an,
was wir ihm vorgebrockt,
bis er die Fraun gelockt.
Nun strotzt er nicht mehr
im Hofe stolz umher
und jagt aus seinem Ort
des Nachbarn Hühner fort.
Nun schützt er nicht vor Graun
im Sturm und Nacht die Fraun.
Nun wecket uns nicht früh
sein helles Kikeriki.
Vor Alter blind und taub,
sank er zuletzt in Staub.
Sein Kamm, so...
Johann Heinrich Voß
Die Spinnerin
Ich armes Mädchen!
Mein Spinnerädchen
Will gar nicht gehn,
Seitdem der Fremde
In weißem Hemde
Uns half beim Weizenmähn!
Denn bald so sinnig,
Bald schlotternd spinn ich
In wildem Trab,
Bald schnurrt das Rädchen,
Bald läuft das Fädchen
Vom vollen Rocken ab.
Noch denk ich immer
Der Sense Schimmer,
Den blanken Hut,
Und wie wir beide
An gelber Weide
So sanft im Klee geruht.
Johann Heinrich Voß
Der Maiabend
Umweht von Maiduft,
unter des Blütenbaums Helldunkel
sehn wir Abendgewölk' verglüh'n,
des vollen Mond's Aufgang erwartend
und Philomelengesäng' im Talbusch.
Lau war die Dämm'rung,
traulicher scherzten wir,
mit nachgeahmter Fröhlichkeit bald verstummt,
in holdem Tiefsinn saß das Mägdlein,
flüsterte: wollen wir gehn, und ging nicht.
Johann Heinrich Voß