Zitate
Wintersonnenwende
Lichter am Baum
und Lichter am Himmel –
sie erhellen
die dunkelste Nacht;
in ihrem Strahlen
und ihrem Gefunkel
spürn wir der Sonne
strahlende Macht!
Sterne sind Kerzen
und Kerzen sind Wärme,
wissen um lachende
Zuversicht,
wissen um Wachsen und
wissen um Werden –
und vergessen
die Liebe nicht.
Ingrid Streicher
Abschied vom Goldherbst
Vergangne Nacht
ist der Grauherbst angekommen.
Der Sturm rüttelte die Bäume
und wehte schwere Wasser
an die Fensterscheiben.
Der Goldherbst
ist gegangen, leise, wie er kam.
Zum Abschied hinterließ er
einen wahrlich wundervoll gewebten Teppich
aus bunten Blättern
auf der feuchten Erde ...
Ade, ihr sonnenwarmen Tage,
ade, ihr Farben,
letztes Glück, ade.
Ihr eis'gen Stürme und
ihr kalten Nächte ...
ach bitte, tut uns nicht zu weh!
Ingrid Streicher
O stille Nacht
Weihrauchduft
zieht durch die Zimmer –
die Rauhnacht weht vorbei ...
die Kerzen sind erloschen.
Bis auf die zwei,
die vor dem Fenster
unsren Toten hell den Weg
in unsre Nähe weisen,
und die sie wissen lassen,
daß sie noch ganz bei uns.
Gedanken reisen
in die Anderswelt;
der Mond ist groß und voll
und grüßt versonnen
den, der da Andacht hält.
O stille Nacht.
In deinen Armen
verliert sich unser ganzes Sein,
versinkt das Streben,
wird alles Erdenleben
bedeutungslos,
gering und klein.
Ingrid Streicher
Abendritt
Nebelpferde seh ich wieder
durch den späten Abend reiten,
während Mond und Sterne
in die Wolkenschluchten gleiten.
Finster wird die kalte Nacht;
tiefer neigen sich die Ruten,
während hohl das Schicksal lacht,
sinken bebend sie in Fluten.
Lichtgedanken ziehn sie mit,
lachend hinterm Hollerbaum.
Alle Hoffnung reitet mit,
flüchtend in den Weltenraum.
Ingrid Streicher